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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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er gerade aus einem Gemälde herausgetreten. Nur seine Haare waren nicht nach der Zeit zurechtgemacht, sondern wie immer. Er hatte sich geweigert, zu Jean-Claudes Männerharem zu gehören. Damian war ein bisschen homophob. Mann, der hatte sich wirklich den falschen Haufen Vampire ausgesucht.
    Er schritt auf mich zu und fiel vor mir auf ein Knie. Heute Abend ging alles sehr förmlich zu, darum machte ich keine Einwände und bot ihm meine linke Hand. Er nahm sie und hauchte einen Kuss auf meine Finger. »Der Ulfric und seine Leute werden gleich eintreffen.«
    »Wo sind sie gewesen?«, fragte Jean-Claude.
    Damian hob den Kopf und richtete seine verblüffend grünen Augen auf uns. Sie waren ungeschminkt. Fast wirkte er dadurch underdressed. Jeder andere bei unserer kleinen Party trug Augen-Make-up. Ich sah seinen Mundwinkel zucken und begriff, dass er sich Mühe gab, nicht zu lachen. »Sie mussten erst jemanden finden, der dem Ulfric einen anständigen Schnitt machen konnte. Sie haben im Rudel keinen Friseur.«
    »Was heißt anständiger Schnitt?«, fragte Jean-Claude.
    Ich seufzte. »Erinnerst du dich, dass du vergessen hast, mir von den Gedecken am Boden zu erzählen?«
    »Oui.«
    »Ich habe vergessen zu erzählen, dass Richard sich die Haare abgeschnitten hat. Und damit meine ich nicht, dass er beim Friseur war. Nein, er hat sie sich selbst abgesäbelt.«
    Jean-Claude schaute genauso entsetzt wie ich neulich. »Die schönen Haare.«
    »Ja«, sagte ich, »ich weiß.« Ich hatte mein Bestes getan, um nicht mehr daran zu denken. Ich meine, Richard hatte es gesagt: Wir waren nicht mehr zusammen. Es ging mich nichts an, welche Länge seine Haare hatten. Meine größte Sorge war, dass vernünftige, zufriedene Leute sich nicht zu Hause die Haare mit der Papierschere absäbelten. Sich auf diese Weise die Haare zu kürzen ist normalerweise eine Ersatzhandlung für Selbstverstümmelung. Das sagt einem jeder Therapeut.
    Während er vor mir kniete und sacht meine Hand hielt, berichtete er weiter. »Sie haben schließlich jemanden gefunden, der rettete, was zu retten war, und jetzt ist Richard beinahe kahl geschoren.«
    Jean-Claude sah aus, als wäre ihm schlecht. Ein beachtlicher Trick bei einem Vampir. »Ist er in der Verfassung, uns heute Abend beizustehen?« Mir war nicht ganz klar, wen er fragte, vielleicht alle, vielleicht auch niemanden. Er hatte offenbar begriffen, dass es ein sehr schlechtes Zeichen war, wenn Richard sich derartig »verstümmelte«.
    »Wer von uns ist das schon?«, sagte ich.
    Er warf mir einen unfreundlichen Blick zu. »Wir sind stärker, als du denkst, ma petite.«
    »Stark, ja, aber auch müde. Ich kann zwar nur für mich selbst sprechen, aber wenn Musette noch ein Mal zu mir kommt und mich wegen Asher fragt, knalle ich ihr eine.«
    »Das verstößt gegen die Regeln, ma petite.«
    »Wie kann man sie sonst davon abbringen, uns wegen Asher zu nerven? Muss sie uns erst ficken sehen?«
    Damian streichelte meine Hand. Ich riss sie weg. »Ich will nicht beruhigt werden. Ich bin sauer, und ich habe jedes Recht, sauer zu sein.«
    »Das Recht, oui, aber nicht den Luxus, ma petite.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Sinnloser Zorn ist heute Abend Luxus, ma petite, und den können wir uns nicht leisten. Wir wollen Musette keinen Grund geben, die Grenzen zu überschreiten, die wir so sorgfältig ausgehandelt haben.«
    Er hatte recht, und das war mir peinlich. »Na gut, du hast recht, wie immer bei diesem politischen Mist. Aber was sollen wir denn nun machen, damit Musette aufhört wegen Asher zu fragen?«
    »Ich weiß vielleicht eine Lösung«, sagte Jean-Claude.
    Die musste warten, denn Micah kam durch den Vorhang, hinter ihm Nathaniel und Merle.
    Nathaniels Outfit bestand hauptsächlich aus cremefarbenen Lederstreifen, die fast nichts verbargen, dazu trug er einen weißen Stringtanga, cremefarbene Stiefel, die bis übers Knie reichten, aber hinten offen waren, sodass man die Waden zur Hälfte sah. Die Absätze waren sieben Zentimeter hoch, und Nathaniel konnte tatsächlich darin laufen und gut aussehen. Ich wusste, dass er fast jeden Abend im Guilty Pleasures weniger anhatte, aber es störte mich, bis er mir versicherte, dass es ihm nichts ausmache. Stephen hatte ihm einen französischen Zopf geflochten, den längsten, den ich je gesehen hatte. Normalerweise reichen die nicht bis zu den Knien. Mit dem Augen-Make-up waren seine violetten Augen noch umwerfender. Lippenstift hatte seinem Mund mehr Kontur gegeben

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