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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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glänzten.
    Valentina sprach leise und freundlich französisch mit ihm. Bartolomé wurde nicht blass, drehte aber den Kopf nach Gregory. Dann sah er mich an. »Ist das wahr? Der eigene Vater?«
    Ich nickte.
    Gregory schluchzte laut.
    »Sich den eigenen Kindern aufzuzwingen«, sagte Bartolomé, »die eigenen Söhne zu benutzen!« Er spuckte aus und sagte etwas. Vermutlich war es Spanisch.
    »Ich habe sie heute Abend hierher geholt, damit sie in meiner Nähe sind, damit sie geschützt sind. Ihr Vater ist nämlich in der Stadt und sucht nach ihnen. Sie sind hier, damit er sie nicht findet. Ich habe nicht bedacht, was ihr mit ihnen tun könntet.«
    »Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir es nicht getan«, sagte Bartolomé.
    »Musette hat es gewusst«, teilte Jean-Claude darauf mit.
    Wir drehten uns alle zu ihm um. Er stand nicht allzu weit weg bei der Schar der Leibwächter, die es mit einem zweiten schwarzen Vampir aufgenommen hatten. »Ich habe ihr von Gregorys und Stephens Vergangenheit erzählt, denn sowie Stephen Valentina und Bartolomé sah, versicherte er, er könne nicht für ihre Sättigung herhalten. Das würde unerträgliche Erinnerungen in ihm wecken. Das habe ich Musette mitgeteilt. Andernfalls hätte ich Stephen und Gregory gar nicht mit euch allein gelassen.«
    Darauf richteten sich alle Blicke auf Musette. Sie trug keine Perücke, sondern hatte sich das Haar zu großen Korkenzieherlocken frisiert, die ihr zusammen mit dem roten Lippenstift und den sorgfältig geschminkten Augen ein puppenhaftes Aussehen gaben. Ihre Schönheit war unbestreitbar, aber kein Ausgleich für ihren Sadismus.
    »Ist das wahr?«, fragte Valentina.
    »Also, ma poulet, würde ich so etwas tun?«
    »Ja«, sagte Valentina. »Du würdest so etwas tun.«
    Die zwei Vampirkinder starrten Musette schweigend an, bis sie wegschaute und mit großen, blauen Augen blinzelte. Das hätte ich nie zu sehen erwartet. Musette war verlegen.
    »Bobby Lee, ergreift sie.«
    »Ma petite, was hast du vor?«
    »Ich kenne die Regeln, Jean-Claude. Sie haben ihr Recht auf sicheres Geleit in unserem Territorium verwirkt. Folglich können wir Musette bis zu ihrer Abreise rechtmäßig unter Hausarrest stellen.«
    »Aber sie darf nicht verletzt werden, sie ist für Belle zu wichtig«, sagte er.
    »Klar«, sagte ich und dann zu Bobby Lee: »Bringt sie auf ihr Zimmer und hängt die Kreuze davor.«
    Er sah mich und Jean-Claude fragend an. »Du meinst, wir können sie einfach so einsperren?«
    Ich nickte.
    Er seufzte. »Wünschte, bei den Gestaltwandlern wäre es so einfach.«
    »Manchmal hat es Vorteile, dass die Vampire so zivilisiert sind.«
    Bobby Lee grinste mich an, denn ging er mit Claudia und einer Hand voll anderer auf Musette zu. Angelito stellte sich vor sie, sodass sie nicht mehr zu sehen war, aber man hörte sie klar und deutlich sagen: »Keine Angst, Angelito, die Werratten werden mich nicht anrühren.«
    Bobby Lee und Claudia bauten sich vor ihm auf, aber gegen ihn wirkten sie klein. »Wir können das auf angenehme oder auf unangenehme Weise erledigen«, sagte Bobby Lee. »Tritt zur Seite, und wir gehen alle friedlich zu den Zimmern. Bleib stehen, und wir tun dir weh und schleifen dich raus.« Seinem eifrigen Ton nach hoffte er auf einen Kampf. Ich glaube, das taten sie alle. Keiner hatte gern tatenlos dabeigestanden, als Gregory und Stephen gequält wurden.
    »Geh zur Seite, Angelito«, sagte Musette. »Sofort.«
    Angelito gehorchte, ließ sich aber deutlich anmerken, wie ungern er das tat. Es überraschte mich, dass Musette so kooperativ war. Sie war mir eher wie jemand vorgekommen, der sich nur strampelnd und kreischend rauszerren ließ.
    Bobby Lee wollte sie ergreifen. Im selben Moment sagte sie: »Fass mich nicht an.« Er erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Mach schon, Bobby Lee«, sagte ich.
    »Ich kann nicht.« In seiner Stimme klang etwas an, das ich bei ihm noch nie gehört hatte: Angst.
    »Wie meinst du das?«
    Langsam zog er die Hand zurück und barg sie an der Brust, als wäre sie verletzt. »Sie hat mir befohlen, sie nicht anzufassen, und ich kann es nicht.«
    »Claudia«, sagte ich.
    Die große Frau schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
    Wie sehr die Sache gerade schieflief, deutete sich an, als die erste echte Ratte zu Musette gelaufen kam und an ihren weißen Röcken schnupperte. Das Tier blickte sie aus glänzenden schwarzen Äuglein an.
    Musettes Augen waren pupillenlos blau, sodass sie wie eine blinde Puppe aussah, und sie

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