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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Worte »kein Mensch« durch den Kopf.
    Wieder gellte ein Schrei durch den Raum, und mir war egal, was für ein Wesen vor mir stand.
    Ich wollte um den Vampir herumgehen, doch er trat mir in den Weg, nicht drohend, nur so, dass ich nicht vorbeikam. Plötzlich war es totenstill im Raum. Dann hörte ich Gregory wimmern: »Zwing mich nicht dazu, o Gott, zwing mich nicht dazu!«
    Jean-Claude redete leise auf Musette ein; sie antwortete auf Französisch. Ich verstand nur so viel wie, sie hätten den Burgfrieden nicht gebrochen, sondern sich nur vergnügt.
    Ich spürte die Anspannung in meinen Schultern nachlassen, die Entscheidung in mir reifen und blickte den Vampir vor mir an. »Du bist ein Feigling, ein hässlicher, feiger Kinderschänder.«
    Er reagierte nicht, und ich glaubte nicht, dass es die leibwächtertypische Unempfindlichkeit war. Ich probierte noch einige Beleidigungen aus, die sich auf seine Abstammung und seine äußere Erscheinung bezogen, und erntete nur starre Blicke. Er verstand kein Englisch. Gut.
    »Bobby Lee«, sagte ich.
    Er neigte sich heran und versuchte wieder, sich zwischen mich und den großen bösen Vampir zu schieben. »Ja, Ma’am.«
    »Überwältigt ihn.«
    »Dürfen wir ihn zerreißen?«
    »Nein.«
    »Dann können wir ihn nicht lange ausschalten.«
    »Ich brauche nur eine Minute.«
    Er nickte knapp. »Eine Minute könnte ich rausschlagen.«
    Ich sah ihm in die Augen. »Dann los.«
    »Ja, Ma’am.«
    Auf sein Zeichen kam Bewegung in die Werratten. Ich machte der schwarzen Ledermasse Platz und rannte zu Valentina und Stephen.
    Ich redete, noch bevor ich bei ihnen war, denn viel Zeit hatte ich nicht. Micah erschien an meiner Seite. Merle und Noah, seine persönlichen Leibwächter, klebten ihm förmlich am Rücken. Meine eigenen waren mit dem Vampir beschäftigt. Wenn die Situation aus dem Ruder lief, war fraglich, ob Merle oder Noah mich schützen würden, wenn gleichzeitig Micah in Gefahr war. Oh Mann.
    »Stephen ist als Kind missbraucht worden. Sein Vater hat ihn missbraucht und gleichzeitig an andere Männer verkauft«, sagte ich im Laufen, denn aufgrund ihrer Kindheitserfahrungen hasste Valentina Pädophile.
    Sie wandte mir ihr herzförmiges Gesicht zu, hörte aber nicht auf, Stephens Schulter zu streicheln. Er war zusammengebrochen und lag eingerollt wie ein Embryo am Boden.
    Hinter mir ging es immer lauter zu. Gleich würde ein Kampf ausbrechen, ein übler. »Ich schwöre, dass das wahr ist. Sieh ihn dir an, sieh, welche seelische Not deine Berührung in ihm auslöst.«
    Stephen hielt die Augen zugekniffen. Seine Tränen hatten das Make-up verschmiert und schwarze Streifen über seine Wangen gezogen. Er hatte sich aufgegeben und würde das Kommende über sich ergehen lassen, als wäre er noch das Kind von früher.
    Valentina blickte auf ihn hinunter, und in ihrem Gesicht malte sich allmählich Entsetzen ab. Dann starrte sie ihre Hand an wie etwas Schreckliches, das gerade aus ihrem Arm gewachsen war.
    »Non, non«, sagte sie kopfschüttelnd und redete noch mehr Französisch, das ich aber nicht verstand.
    »Er kommt«, rief Merle, der sich zusammen mit Noah schützend vor mich und Micah stellte.
    Ich berührte Valentinas Arm, worauf sie den starren Blick hob und mich ansah. »Sag Bartolomé, er soll aufhören. Erkläre ihm, warum Gregory Angst vor ihm hat.«
    Ich wurde angerempelt, als der schwarze Vampir sich auf Merle und Noah stürzte. Sie stemmten sich gegen ihn und verlegten das Kampfgeschehen mühsam einen Meter von uns weg. Micah stand vor mir, bereit die Gestalt zu wechseln und seine Krallen einzusetzen, aber er hatte eigentlich nicht die Statur, um den Vampir aufzuhalten.
    Valentina erhob die Stimme über den Kampflärm, dass der Raum davon widerhallte; sie benutzte Vampirkräfte, um sich Gehör zu verschaffen. »Wir haben den Burgfrieden gebrochen, an unseren Händen ist das erste Blut.«
    »Valentina!«, schrie Musette.
    Valentina wiederholte es auf Französisch. Der Kampf ließ nach und stockte ganz.
    Valentina drehte sich zu Musette um, die von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet war, sodass sie aussah wie eine Braut. »Es ist wahr, Musette. Wir haben diesen zwei Männern Gewalt angetan. Ich will nicht, dass es fortgesetzt wird.«
    »Er hatte so große Angst vor mir, Valentina«, maulte Bartolomé. »Jetzt hast du es verdorben.« Sein schlanker Knabenkörper steckte in Kleidern des siebzehnten Jahrhunderts, die allesamt goldfarben waren und bei jeder Bewegung

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