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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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strahlte triumphierend.
    »Du hast Macht über Ratten«, schloss ich laut.
    »Hat Jean-Claude dir das nicht gesagt?« Das war eine rein rhetorische Frage, wie das Lachen in ihrer Stimme verriet.
    »Er hat wohl vergessen, es zu erwähnen.«
    »Ich wusste es nicht«, widersprach Jean-Claude emotionslos. »Vor zweihundert Jahren hatte sie nur Macht über Fledermäuse.« Er verbarg sorgfältig, was in ihm vorging.
    »Vor fünfzig Jahren kam die Ratte dazu«, sagte Asher.
    Ich warf ihm einen Blick zu. »Wäre nett gewesen, das vorher zu erfahren.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass jemand Musette unter Hausarrest stellen könnte.«
    Ich wandte mich ihr wieder zu. »Warum hast du deine neue Macht nicht schon längst benutzt, um die Werratten loszuwerden?«
    »Es sollte eine Überraschung werden«, sagte sie und lächelte so breit, dass ihre Reißzähne hervorblitzten. Sie war so schrecklich selbstzufrieden.
    »Na schön«, sagte ich. »Alle Leibwächter, die keine Werratten sind: Ergreift sie!«
    »Tötet sie«, sagte Musette. Das war an die Werratten gerichtet. Scheiße. Das hatte ich nicht vorausgesehen.
    Aber Bobby Lee und Claudia schüttelten den Kopf und wichen vor Musette zurück. »Du kannst uns verbieten, dir ein Haar zu krümmen, aber du kannst uns nicht befehlen, andere anzugreifen. So mächtig bist du nicht, Mädchen.«
    Verwirrt und besorgt zogen sich die Werratten zurück. Aus den dunklen Ecken der Höhle huschten Ratten herbei. Das war der Nachteil an natürlichen Höhlen: In der Natur bekommt man Natur, und die ist nicht immer hübsch und freundlich.
    Es waren ausschließlich Werhyänen, die nun vorrückten. Nur zwei unserer Werleoparden eigneten sich als Leibwächter, und die blieben dicht bei Micah. Die übrigen waren als Futter hergekommen. Futter kämpft nicht, Futter blutet.
    Da fiel mir ein: Wo blieb eigentlich Richard mit seinen Werwölfen?
    Musette sagte etwas, aber nicht auf Französisch, sondern in einer Sprache, zu der ich nicht mal eine Vermutung abgeben konnte. Die beiden fremdartigen Vampire mit ihrer graubraunen Haut und den goldenen Augen stellten sich vor sie.
    »Ruf sie zurück, ma petite«, sagte Jean-Claude. »Ich möchte nicht, dass sie deswegen umkommen.«
    »Es sind nur zwei, Jean-Claude.«
    »Aber die sind nicht, was sie zu sein scheinen.«
    Ich gab den Werhyänen einen Wink und sah Jean-Claude fragend an. »Was sind sie denn?«
    Es war Valentina, die vortrat und auf meine Frage antwortete. »Es gibt einen Raum, in dem die Diener der lieblichen Dunkelheit schlafend ausharren. Die Ratsmitglieder gehen von Zeit zu Zeit hinein und versuchen, sie zu wecken und in Dienst zu nehmen.«
    »Und diese beiden sind aufgewacht«, schloss ich mit Blick auf die schwarzen Vampire.
    »Mehr als diese zwei«, sagte sie. »Unsere Herrin hat sechs wachgerufen. Sie hält das für einen Beweis ihrer wachsenden Macht.«
    Valentina und ich sahen einander an. »Die Mutter der Finsternis steht kurz vor dem Erwachen, und ihre Diener wachen vor ihr auf.« Ich flüsterte es nur, und dennoch füllte es den Saal mit tanzenden Echos.
    »Das glaube ich auch«, sagte Valentina.
    »Unsere Herrin ist mächtiger als alle anderen. Die Diener unserer lieblichen Mutter erwachen auf Belle Mortes Befehl. Es ist ein Zeichen ihrer Größe«, erklärte Musette stolz, als wäre es eine unumstößliche Tatsache.
    »Du bist dumm, Musette. Die Finsternis erwacht. Dass diese beiden hier stehen, beweist es. Sie werden Belle Morte gehorchen, bis ihre wahre Gebieterin sich erhebt, und dann gnade euch Gott.«
    Musette stampfte tatsächlich mit dem Fuß auf. »Du wirst uns den Spaß nicht verderben. Du kannst mir nichts tun, sie werden es nicht zulassen.«
    Ich sah die schwarzen Vampire stirnrunzelnd an. »Sie sind bloß Vampire, oder?«
    »Was willst du damit sagen, ma petite?«
    Ich konnte sie spüren, fühlte eine Präsenz, die nicht dazugehörte. »Sie fühlen sich an wie Gestaltwandler. Vampire können keine Gestaltwandler sein.« Noch während ich das aussprach, begriff ich, dass das nicht ganz stimmte. Die Mutter der Finsternis war Gestaltwandler und Vampir zugleich. Das hatte ich selbst erlebt.
    »Ich dachte, Mami Allerliebst sei der allererste Vampir, der euch alle gemacht hat.«
    »Oui, ma petite.«
    »Stammt von den Ratsmitgliedern jemand in direkter Linie von ihr ab?«
    Jean-Claude überlegte kurz. »Wir alle stammen von ihr ab.«
    »Danach habe ich nicht gefragt.«
    Asher antwortete:

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