Finsteres Verlangen
beeindrucken konnte.
Sie strich Micah über die Brust, und er verspannte sich. Eine für sie ungewohnte Wirkung. Sie berührte Jean-Claude im Gesicht, und er ließ es zu.
»Wunderbar, Belle, wie immer.«
»Nein, nicht wie immer«, widersprach sie und wandte sich darauf mir zu.
Ich wollte keinen Körperkontakt mit ihr, wusste aber, dass ich ihn beruhigt zulassen konnte. Sie war nicht leibhaftig hier, und das begrenzte ihre Möglichkeiten. Das sagte mir mein Verstand; der kalte Klumpen in meinem Magen war anderer Meinung. Ich zwang mich stillzuhalten, während sie mir ans Gesicht fasste. Die Berührung brannte nicht auf der Haut, war aber heiß, und ihre Macht rann an meinem Körper hinab wie heißes Wasser. Ich schauderte und wäre am liebsten zurückgewichen, hielt es aber aus. Ich brauchte nicht zurückzuweichen, brauchte nicht davonzurennen.
Als sie die Hand wegzog, blieb ein Machtrest zwischen uns hängen, den sie ungeduldig an ihrem Rock abwischte, an Musettes Rock. War Musette überhaupt noch da?, fragte ich mich. Wusste sie, was passierte? Oder war sie fortgegangen und würde erst wiederkommen, wenn Belle hier fertig war?
Zuletzt wandte sie sich Damian zu. Er drückte sich vor Angst gegen meine Beine, blieb aber auf seinem Posten. Belle berührte sein Gesicht. Er zuckte zusammen, mied ihren Blick, aber da er nichts Schlimmeres spürte als ihre Macht auf seiner Haut, traute er sich, langsam aufzublicken. Zunächst sah ich Verwunderung in seinem Blick, dann Triumph.
Belle riss erschrocken die Hand zurück. »Damian stammt von mir ab, nicht von dir, Jean-Claude. Es ist nicht deine Macht, nach der er schmeckt.« Sie sah mich an, und ich konnte ihren Blick nicht deuten. »Wieso schmeckt er nach deiner Macht, Anita? Nicht du nach seiner, sondern er nach deiner.«
Ich wusste nicht, ob mir die Wahrheit etwas nützen würde, eine Lüge war aber sicher auch nicht hilfreich. »Würdest du mir glauben, wenn ich sage, ich bin mir nicht sicher?«
»Ja und nein. Du sprichst die Wahrheit, weichst aber aus.«
Ich schluckte und holte tief Luft. Es wäre wirklich nicht gut, ihr das zu verraten. Ich wollte nicht, dass der Rat davon erfuhr.
Sie blickte mich an, und ihre Augen wurden immer größer. Ihre flimmernde Erscheinung sank zurück in Musettes Körper, und nur ihre honigbraunen Augen blieben noch. »Sonderbarerweise scheint er dein Diener zu sein. Unseren Legenden nach ist das möglich. Auch aus diesem Grund haben wir früher alle Nekromanten sofort getötet.«
»Wie schön, dass wir die alten Zeiten hinter uns gelassen haben«, sagte ich.
»Haben wir nicht. Aber als wir dachten, du seist Jean-Claudes menschlicher Diener, sahen wir keine Gefahr, weil deine Macht dann seine ist.« Sie schüttelte den Kopf, und ihr dunkler Geist kam wieder ein wenig zum Vorschein und überlagerte Musettes blutbesudeltes Kleid. »Jetzt zweifle ich daran. Du schmeckst nach Jean-Claudes Macht, oui, aber Damian schmeckt ausschließlich nach deiner. Und die Leoparden ebenfalls. Noch nie hat es einen Nekromanten gegeben, der über Tiere gebieten konnte.«
Sie schüttelte den Kopf. »Jean-Claude mit seinem menschlichen Diener und dessen Dienern haben mich also in Schach gehalten. Wenn ich leibhaftig bei euch wäre, hätte euch das nicht gerettet.«
»Natürlich nicht«, sagte Jean-Claude. »Deine Schönheit hätte uns überwältigt.«
»Keine falsche Schmeichelei, Jean-Claude. Du weißt, wie sehr ich das verabscheue.«
»Ich hielt sie nicht für falsch.«
»Ich bezweifle, dass meine Schönheit einen von euch überwältigen würde. Sie«, sie zeigte auf mich, »hat mich von den Leoparden abgeschnitten und du mich von den Vampiren, die direkt von dir abstammen.«
Mein Puls beschleunigte ein bisschen, denn ich hatte nicht einmal bemerkt, dass sie versucht hatte, Meng Di oder Faust zu übernehmen. Die standen möglichst weit im Hintergrund in ihrer schwarzen Lederkluft. Sie waren so klein verglichen mit den anderen Leibwächtern, dass sie deplatziert wirkten. Meng Di hatte sichtlich Angst, Faust war nichts anzumerken. Was immer das hieß.
»Aber nicht jeder Vampir hier stammt direkt von dir ab, Jean-Claude. Da ich nicht leibhaftig da bin, kannst du mich von deiner Herde fern halten, aber nicht von denen, die einmal mir gehört haben.«
Ich ahnte, wen sie meinte, und hoffte, dass ich mich irrte.
Belle Morte stob an uns vorbei auf Asher zu, den sie selbst zum Vampir gemacht hatte und der älter war als Jean-Claude. Asher war durch
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