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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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nicht, konnte sich aber nicht widersetzen.
    Doch er war mein. Micah gehörte mir, nicht ihr. Mir. Ich setzte mich auf, in der einen Hand Micahs, in der anderen Damians Hand, das Warme und das Kalte, das Lebendige und das Tote, die Leidenschaft und die Logik. Jean-Claudes Hände lagen auf meinen nackten Schultern. Er stärkte mich und ich ihn, doch dies waren meine Kräfte, nicht seine; die Leoparden gehorchten nicht ihm, sondern mir.
    Ich konzentrierte mich auf die Macht in mir, auf die die Leoparden ansprachen, und wurde zum ersten Mal gewahr, dass sie nicht an Richard oder Jean-Claude gekoppelt war. Die Leoparden waren mein. Und sie gehorchten Belle.
    Ich näherte mich ihrem Gesicht, bis ich die Hitze ihres Feuers spürte und diese leise Berührung einen Schauder über meine Haut jagte. Ich war nicht immun gegen Belles Berührung, hatte ihr aber meine eigene Macht entgegenzusetzen.
    Gewöhnlich unterdrückte ich mein Tier, aber nicht heute. Heute Abend war es mir willkommen, ich begrüßte es mit offenen Armen, und vielleicht strömte es deshalb durch mich hindurch wie eine sengende Flut. Wäre ich ein echter Lykanthrop gewesen, wäre mein Tier jetzt unter einem Schwall warmen Körpersekrets aus meiner Haut hervorgebrochen, aber ich war keiner. So wälzte es sich in mir und brüllte aus meinem Mund, dann traf es Micah mit der Wucht eines heranbrausenden Zuges und riss ihn von Belles Lippen weg, dass er aufschrie. Mein Tier stürmte durch seinen Körper und weckte seines, das mit ihm zusammen aus der Tiefe an die Oberfläche stob.
    Sie wanden sich umeinander und wälzten sich wie Katzen, schwelgten in dem Gefühl von Fell und Muskeln. Zu sehen war davon nichts, aber es war spürbar.
    Belle strich mit ihren leuchtenden Händen durch die Luft, um diese Energie zu liebkosen. »Très de bon goût.« Sie berührte Micah, und die Energie sprang auf sie über, dass ihr die Luft wegblieb. Micah wandte sich ihr zu und wäre ihr gefolgt, wenn ich nicht sein Gesicht zu mir gedreht hätte. Wir küssten uns.
    Zuerst streiften wir nur zart unsere Lippen, dann stießen wir mit der Zungenspitze vor, knabberten mit den Zähnen, pressten die Münder aufeinander. Unsere Tiere rollten sich hindurch wie zwei Seelen, die den Körper wechseln. Die anstürmenden Kräfte stießen uns gegeneinander. Ich trieb Damian meine Fingernägel in die Hand, versetzte Jean-Claudes Hände auf meinen Schultern in Zuckungen, spürte, wie sie beide den Rücken durchbogen, kurz bevor die Macht in sie rauschte und beiden Schreie entriss, die mehr nach Lust als nach Schmerz klangen.
    Während sich unsere Tiere vereinigten, wälzten wir uns küssend am Boden, dann lösten sie sich langsam voneinander und glitten jedes in sein eigenes Heim zurück.
    Langsam kam ich zu mir, Micah lag auf mir, Damian neben mir. Er hielt noch meine Hand. Jean-Claude saß aufrecht, schwankte aber mit geschlossenen Augen hin und her, als bewegte er sich zu einer Musik, die nur er hörte. Ich glaube, er rang nur darum, sich aufrecht zu halten, und selbst das tat er mit Anmut.
    Belle schaute uns verzückt an. »Oh, Jean-Claude, Jean-Claude, welch wunderbare Spielzeuge hast du dir geschaffen.«
    Während ich noch nach Atem rang, fand Jean-Claude seine Stimme wieder. Wir anderen hätten nicht mal das Pochen unseres Herzens übertönen können.
    »Nicht Spielzeuge, Belle, ganz und gar nicht.«
    »Sie sind alle Spielzeuge, Jean-Claude, einige sind nur schwieriger zu benutzen als andere. Aber Spielzeuge sind sie.« Sie strich Micah über die Haare.
    Ihre Kräfte glitten spielerisch über seinen Körper und riefen bei uns leises Stöhnen hervor, aber es war nur eine schwache, unwillkürliche Reaktion. Davon abgesehen, reizte uns ihre Berührung nicht.
    Belle schaute auf uns hinab, und ich glaube, sie runzelte die Stirn, obwohl das schwer zu erkennen war. Sie strich mit den Fingerspitzen über Micahs Wange, er reagierte nicht. Sie sprach sein Tier an, aber das war satt, zufrieden und schläfrig.
    »Die Leoparden sind mein, Belle«, sagte ich, und es klang, als wäre ich noch nicht ganz wieder ich selbst.
    »Der Leopard war das erste Tier, über das ich gebieten konnte, und gebieten werde ich über sie.«
    Ich lag wohlig da. Micah drehte den Kopf, sodass er mit der Wange auf dem weichen Kissen einer Brust lag. Wir betrachteten Belle mit dem trägen Blick, den nur Katzen haben. Ich hätte sie fürchten müssen, tat ich aber nicht. Der Rausch unserer Kräfte schien mir die Angst genommen zu

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