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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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doch Musette begnügte sich damit und ließ ein lastendes Schweigen entstehen.
    Ich brach es. »Verwirrt weshalb?«
    »Weil Asher sie verlassen hat natürlich.«
    Asher kam näher, hielt aber größeren Abstand zu Musette als zu uns. »Ich habe sie nicht verlassen«, sagte er. »Belle Morte hatte mich jahrhundertelang nicht mehr angefasst. Sie schaute nicht einmal bei Vergnügungen zu, wo ich … auftrat. Sie sagte, ich beleidige ihr Auge.«
    »Es ist ihr Vorrecht, mit Leuten nach Belieben zu verfahren«, erwiderte Musette.
    »Das ist wahr«, sagte Asher. »Aber ich bin auf ihren Befehl hin nach Amerika gegangen, mit Yvette als Aufpasserin. Yvette ist hier gestorben, und weitere Befehle hatte ich nicht.«
    »Und wenn deine Gebieterin dich heimruft?«
    Diesmal kam das Schweigen von unserer Seite.
    Ashers Gesicht war so emotionslos wie Jean-Claudes. Was in ihm vorging, war ihm nicht anzusehen. Doch gerade das zeigte, wie bedeutend die Frage für ihn war.
    »Belle Morte ermutigt ihre Leute, eigene Wege zu gehen«, sagte Jean-Claude. »Auch dadurch herrscht ihre Blutlinie über mehr Territorien als andere, besonders hier in den Vereinigten Staaten.«
    Musette sah ihn mit ihren schönen, mitleidlosen Augen an. »Asher ist aber nicht gegangen, um über ein Territorium zu herrschen, sondern um sich an dir und deinem Diener zu rächen. Er wollte Vergeltung für den Tod seiner geliebten Julianna.«
    Sehen Sie, sie hatte den Namen sehr präsent.
    »Doch da steht deine Dienerin, stark, gesund und unverletzt. Was ist aus deiner Rache geworden, Asher? Was ist mit dem Preis, den Jean-Claude für seinen Mord an deiner Dienerin bezahlen sollte?«
    Asher schien sich in sich selbst zurückzuziehen. Ich dachte, wenn ich jetzt blinzle, verschwindet er ganz. Seine Stimme kam wie aus weiter Ferne und klang leer. »Ich stellte fest, dass ich Jean-Claude vielleicht irrtümlich die Schuld gab, dass vielleicht auch er um sie trauerte.«
    »So einfach«, sie schnippte mit den Fingern, »ist dein Schmerz, dein Hass vergessen.«
    »Nicht so einfach, non, aber ich habe vieles erfahren, das ich vergessen hatte.«
    »Etwa wie wundervoll sich Jean-Claudes Körper anfühlt?«, fragte sie.
    Diesmal war das Schweigen so gewaltig, dass ich mein Blut in den Ohren rauschen hörte. Damian hinter mir glich einem Geist. Alle Vampire wünschten sich woandershin, da war ich mir ziemlich sicher.
    Möglich, dass Jean-Claude und Asher es hinter meinem Rücken getan hatten. Aber wenn nicht, dann wäre es ganz schlecht, diese Frage wahrheitsgemäß zu beantworten.
    Jason fing meinen Blick auf, und wir wagten nicht mal ein Achselzucken. Wir wussten wahrscheinlich beide nicht so richtig, was los war, aber dass es schmerzhaft enden könnte, war ziemlich sicher.
    Musette ging hüftschwingend um Jean-Claude herum zu Asher. »Seid ihr beide wieder ein glückliches Paar oder«, mit einem Blick zu mir, »bildet ihr eine glückliche Ménage-à-trois? Bist du deshalb nicht nach Hause gekommen?« Sie ging dicht an Asher und Jean-Claude vorbei, sodass die beiden ihr Platz machen mussten und sie sich vor mich stellen konnte. »Wie kann die Berührung so einer sich mit der Herrlichkeit unserer Gebieterin messen?«
    Ich glaube, sie hatte gerade unterstellt, dass ich im Bett nicht so gut war wie Belle Morte, war mir aber nicht sicher, und es war mir auch egal. Sie durfte mich beleidigen, so viel sie wollte. Das war nicht so schmerzhaft wie vieles andere, was sie tun konnte.
    »Belle Morte ist von meinem Anblick angewidert«, sagte Asher schließlich. »Sie meidet mich in jeder Hinsicht.« Er deutete auf das Gemälde in Angelitos Händen. »So sieht sie mich, und so wird sie mich immer sehen.«
    Musette schaukelte zurück zu ihm. »Es ist besser, der Niedrigste an ihrem Hof zu sein, als anderswo zu herrschen.«
    Ich konnte mich nicht zurückhalten. »Du meinst, es ist besser, im Himmel zu dienen, als in der Hölle zu herrschen?«
    Sie nickte lächelnd und schien die literarische Anspielung nicht zu verstehen. »Oui, précisement. Unsere Herrin ist die Sonne, der Mond, das Ganze. Von ihr getrennt zu sein ist der wahre Tod.«
    Musette war verzückt. Aus ihr strahlte diese innere Gewissheit, die normalerweise auf christliche Sekten und Fernsehprediger beschränkt ist. Sie war eine wahre Gläubige.
    Ich konnte Damians Gesicht nicht sehen, aber es war bestimmt genauso ausdruckslos wie die anderen. Jason starrte Musette an, als wäre ihr gerade ein zweiter Kopf gewachsen, ein

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