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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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die Finger in meine Schultern bohrte. Jean-Claude erhob sich anmutig wie eine Marionette an unsichtbaren Fäden. Ich war nie so anmutig, aber das war mir jetzt egal.
    Musette wandte sich Jean-Claude zu. »Wir haben dich und Asher beschenkt, und erwarten nun eure Gegengeschenke.«
    »Ich sagte bereits, dass unsere Geschenke erst in ein paar Wochen bereit sind«, erwiderte Jean-Claude, und seine Stimme klang leer, so tonlos, als lauschte man großer Stille.
    »Sicherlich wirst du etwas finden, das als Ersatz dienen kann.« Dabei starrte sie mich an.
    Ich fand meine Stimme wieder, und sie war keineswegs tonlos. »Wie kannst du es wagen, einen Monat früher zu kommen in dem Wissen, dass wir nicht vorbereitet sind, und dann Forderungen an uns stellen?« Damian klammerte sich an meinen Rücken wie ein Irrer, dabei war ich für meine Verhältnisse noch höflich. Nach dem, was sie sich gerade geleistet hatte, war ich geradezu freundlich. »Deine Grobheit wird uns nicht dazu treiben, etwas zu tun, was wir nicht tun wollen«, legte ich noch nach.
    Damian griff mit beiden Armen um meine Schultern herum und zog mich an sich. Ich wehrte ihn nicht ab, denn ohne seine Berührung hätte ich wahrscheinlich zugeschlagen oder geschossen. Für meine Begriffe eine wunderbare Idee.
    Jean-Claude machte Anstalten, die Lage zu glätten, doch Musette winkte ab. »Lass sie reden, wenn sie etwas zu sagen hat.«
    Ich machte den Mund auf, um sie als herzlose Schlange zu beschimpfen, doch heraus kam etwas anderes. »Hast du geglaubt, Geschenke, die einer solchen Schönheit angemessen sind, könnten in Hast erbracht werden? Würdest du wirklich einen armseligen Ersatz anstelle der Kostbarkeit annehmen wollen, die wir bestellt haben?«
    Ich stockte. Alle Männer starrten mich an, außer Damian, der mich von hinten festhielt, als ginge es um sein Leben.
    »Da spricht ein fremder Geist aus ihr«, sagte Jason. »Das ist die einzige Erklärung.«
    Jean-Claude nickte. »Wahrlich ein Wunder.« Dann wandte er sich an Musette. »Alle außer einer verblassen vor deiner Schönheit, Musette. Wie könnte ich dir etwas Geringeres anbieten?«
    Ihr Blick richtete sich wieder auf mich. »Ist ihre Schönheit meiner denn nicht ebenbürtig?«
    Ich lachte. Damian klemmte mich so fest ein, dass ich ihm auf den Arm schlagen musste, um wieder bequem Luft zu kriegen. »Keine Sorge, ich hab mich unter Kontrolle.« Wahrscheinlich glaubte mir keiner, aber es stimmte, ehrlich. »Musette, ich bin sicher hübsch, das darf ich zugeben, aber verglichen mit dem übernatürlichen Trio hier, bin ich nicht die Schönste im Land.«
    »Trio«, sagte Jason. »Wie komme ich auf den Gedanken, dass ich zu diesem Dreier nicht dazugehöre?«
    »Entschuldige, Jason, aber du bist wie ich. Wir können uns ganz gut aufhübschen, aber diese drei hier spielen in einer ganz anderen Liga.«
    »Du zählst Asher zu den drei Schönheiten?«, fragte Musette.
    Ich nickte. »Wenn man Schönheiten aufzählt und Asher ist im Raum, steht er immer mit auf der Liste.«
    »Früher einmal, ja, aber jetzt nicht mehr«, widersprach sie.
    »Das sehe ich anders«, sagte ich.
    »Du lügst.«
    Ich sah sie an. »Du bist ein Meistervampir und kannst nicht unterscheiden, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt? Kannst du es nicht in meinen Worten spüren, an meiner Haut riechen?« Ich musterte ihr Gesicht und diese schönen, furchteinflößenden Augen. Sie konnte es tatsächlich nicht. Mir war erst ein Meistervampir begegnet, der das auch nicht konnte, und das hatte daran gelegen, dass der sich selbst gründlich belog. Er hatte die Fähigkeit unterdrücken müssen. Musette war für die Wahrheit blind. Das bedeutete, ich würde sie nach Strich und Faden belügen können. Da taten sich ganz neue Möglichkeiten auf.
    Sie sah mich unwillig an und wischte auch das mit einer Geste ihrer gepflegten Hände beiseite. »Genug davon.« Sie war intelligent genug, zu erkennen, dass sie meinen Argumenten unterlegen war, aber um den Grund zu begreifen, reichte es nicht. Deshalb ging sie zu etwas anderem über, bei dem sie glaubte, gewinnen zu können.
    »Selbst mit seiner zerstörten Schönheit ist Asher noch immer schöner als du, Anita.«
    Jetzt blickte ich sie unwillig an. »Das habe ich doch gerade gesagt.«
    Sie runzelte die Stirn. Man hätte meinen können, sie sei mit bestimmten Textzeilen hergeschickt worden und nun gab ich nicht die richtigen Antworten. Das verdarb ihr den Auftritt. Musette schien am Improvisieren keinen Spaß

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