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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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spürte man, dass mal Leben darin gewesen war. Seltsamerweise zierten wir uns beide, zu Bett zu gehen. Ich glaube, wir hatten beide Angst, die Ardeur könnte zum Vorschein kommen, solange wir noch nicht dazu bereit waren.
    »Nur mal zur Klärung«, begann ich.
    Jean-Claude bewegte ausschließlich die Augen und sah mich an.
    »Wenn Asher morgen Nacht noch immer keinem gehört, hat Musette das Recht, ihn zu fordern?«
    »Nicht wie heute, nein, das hast du unmöglich gemacht. Jetzt kann sie ihn nur noch mit Gewalt nehmen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Inzwischen kenne ich die Verhaltensweisen der Vampire. Wenn man sie von einer Sache abgehalten hat, versuchen sie es auf andere Weise, nicht weil sie es so gern wollen, sondern weil sie einen damit ärgern können.«
    Er sah mich stirnrunzelnd an.
    Ich seufzte. »Dann frage ich mal anders. Was können sie rechtmäßig verlangen, während sie bei uns sind?«
    »Jagdrechte, willige Blutspender, Liebhaber – die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse eben.«
    »Sex ist ein grundlegendes Bedürfnis?«
    Er sah mich bloß an.
    »Entschuldigung, Entschuldigung. Das mit den Blutspendern verstehe ich, sie müssen schließlich satt werden. Aber das mit den Liebhabern – was heißt das im Einzelnen?«
    »Für die Diener jemanden zu fordern gehört sich nicht. Wir brauchen uns also wegen Musettes Zofe und Kammerdiener keine Gedanken zu machen. Was die beiden Kinder angeht, so ist das Mädchen körperlich zu jung, es denkt nicht an solche Dinge. Der Junge dagegen ist ein Problem. Bartolomé war frühreif, und darum hat Belle Musette ihn holen lassen.«
    Ich starrte ihn an. »Bitte sag mir, dass Musette mit dem Kind keinen Sex hatte.«
    Plötzlich wirkte er noch müder und rieb sich mit den Fingerspitzen die Augen. »Möchtest du die Wahrheit oder eine angenehme Lüge hören?«
    »Die Wahrheit, schätze ich.«
    »Belle Morte kann sexuelles Verlangen riechen. Das ist eine ihrer Gaben. Bartolomé mag wie ein Kind aussehen, aber er denkt nicht wie ein Kind. Das hat er auch nicht getan, als er noch ein Mensch und ein echter Knabe von knapp zwölf Jahren war. Er war der Erbe eines großen Vermögens. Er war außerdem in dem Alter, wo den adligen Söhnen fast jede Affäre mit nicht adligen Frauen gestattet wird.«
    »Das musst du mir erklären«, sagte ich.
    »Er sah aus wie ein Kind, Anita, und benutzte seine äußerliche Unschuld, um Frauen in kompromittierende Situationen zu bringen. Wenn sie begriffen, dass er einen sexuellen Übergriff im Sinn hatte, war es häufig schon zu spät. Darüber hinaus drohte er ihnen, sie bei ihrer Herrschaft zu beschuldigen, sie hätten sich an ihm vergriffen. Zur damaligen Zeit gab es den Begriff des Kindesmissbrauchs noch nicht, aber jeder wusste, dass es vorkam. Kinder wurden häufig schon mit zehn oder elf Jahren verheiratet. Wer also diese Neigung hatte, konnte sie im Ehebett befriedigen, bis ihm das Alter nicht mehr zusagte. Dann sah er sich außerhalb der Ehe um oder die eigenen Kinder hatten inzwischen das passende Alter erreicht.«
    Ich starrte ihn an. »Ich glaube, das Letzte wollte ich nicht wissen. Das ist mehr als widerwärtig.«
    »Oui, ma petite, aber so war es. Ein Vermögen wie das von Bartolomé wäre eigentlich Belles Aufgabe gewesen. Sie überließ Vermögenswerte oder Titel nie einem anderen. Doch sie hat keinen Sex mit Kindern, ganz gleich wie erwachsen sie erscheinen, darum hat sie das an Musette abgetreten. Und die tut alles, was ihre Herrin befielt, wie du inzwischen erkannt haben wirst.«
    »Das war mein Eindruck.«
    »Ja, Musette hat den Jungen verführt oder zugelassen, dass er sie verführt. Belle gab ihr einen Hauch Ardeur mit, und Bartolomé war entzückt. Ursprünglich war es nicht ihre Absicht, ihn schon als Knaben zu einem der unseren zu machen. Damit wollte sie noch ein paar Jahre warten. Doch er ist vom Pferd gestürzt, brach sich den Schädel und lag im Sterben. Sein jüngerer Bruder war erst fünf, und Belle hätte keine Macht über ihn gehabt. Sie brauchte also Bartolomé und befahl darum Musette, ihn herüberzuholen.«
    »Wie ging es ihm, als er aufwachte?«
    »Er war glücklich, am Leben zu sein.«
    »Und wie ging es ihm, als ihm klar wurde, dass er für immer ein Junge bleiben würde?«
    Jean-Claude seufzte. »Da war er … unglücklich. Es ist aus gutem Grund verboten, Kinder in unsere Welt zu holen. Es war nicht Musette, die Valentina das angetan hat. Belle entdeckte, dass einer ihrer Meistervampire pädophil

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