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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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hervorkommen. Wahrscheinlich war es das Wir, das diese Reaktion hervorrief.
    Jean-Claude hatte sich ganz gerade aufgesetzt, bevor Asher hereingekommen war. Er wirkte elegant und selbstsicher.
    Ich hockte noch in derselben Haltung am Boden und starrte Asher an, als wäre er der Fuchs und ich der Hase. Jean-Claude berührte mich an der Schulter, und ich fuhr zusammen.
    Er blickte mich an. »Du musst es entscheiden, ma petite.«
    »Warum muss immer ich alles entscheiden?«, fragte ich.
    »Weil du etwas anderes nicht duldest.«
    Ach ja, ich erinnerte mich. »Na großartig«, murmelte ich.
    Er drückte mir sanft die Schulter. »Noch ist nichts gesagt worden. Wir können weitermachen wie bisher.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will nicht schuld sein, wenn morgen alles schiefgeht. Er soll nicht wegen meiner moralischen Grundsätze in Gefahr kommen.«
    »Wie du möchtest, ma petite«, sagte er in neutralem Ton.
    »Was ist denn los?«, fragte Asher, und man hörte eine Spur Furcht heraus. Eingedenk dessen, was weiter hinten im Gang schlummerte, konnte ich es ihm nicht verdenken.
    Ich ließ meine Knie los. Meine Arme waren vom angestrengten Festhalten steif geworden. Ich strich mir mit tauben Händen über die Beine, um meine Haut zu spüren, und traf auf den Strumpfhosenstoff. Der dunkelblaue Rock war zu kurz für solch eine Sitzhaltung. Wenn jemand vor mir gestanden hätte, hätte er sehen können, dass meine Unterwäsche farblich zum Rock passte.
    Mit langsamen, steifen Bewegungen und völlig verspannt zog ich die Beine unter mich.
    »Was ist passiert?«, fragte Asher, und diesmal verriet sein Tonfall nichts.
    »Nichts, mon ami«, antwortete Jean-Claude. »Oder vielmehr nichts Neues.«
    »Es ist meine Schuld«, sagte ich. Ich stand auf, immer noch langsam und ungelenk.
    »Was ist deine Schuld?« Asher blickte von einem zum anderen und versuchte, in unseren Gesichtern zu lesen.
    Ich trat von dem Teppich, und meine hohen Absätze klapperten auf dem Steinboden. »Dass Musette dir gefährlich werden kann.«
    »Du hast getan, was du konntest, um mich zu schützen, Anita, mehr als ich je erwartet hätte. Niemand legt sich mit Musette an, weil jeder Belle Morte fürchtet. Nicht einmal Mitglieder des Rates würden wagen, was du getan hast.«
    »Unwissenheit kann ein Segen sein«, sagte ich.
    Er warf mir einen schnellen Blick zu. »Wie meinst du das?«
    Da er an der Tür stehen geblieben war, ging ich zu ihm. »Das heißt, dass ich mutig sein kann, weil ich über die Folgen nicht so genau Bescheid weiß. Ich habe Belle noch nie persönlich erlebt. Versteh mich nicht falsch, ich finde sie schon auf Distanz beeindruckend, aber ich bin ihr noch nicht Auge in Auge gegenübergestanden.«
    Asher kehrte mir seine makellose Gesichtshälfte zu. Das hatte er bei mir seit Monaten nicht mehr getan.
    Ich hob die Hand, um die abgewandte Seite zu berühren, und er wich zurück, so heftig, dass er gegen die Tür schlug. »Non, non.«
    »Ich berühre dich doch nicht zum ersten Mal«, sagte ich und redete wie mit einem scheuen Tier oder einem Mann, der sich vom Dach stürzen will.
    Er wandte sich ganz ab. »Du hast das Gemälde gesehen. Du hast gesehen, was ich einmal war und wie ich aussah, als … die Wunden noch frisch waren.« Mit dem Rücken zu mir schüttelte er den Kopf. »Du hast gesehen, was Belle Morte gesehen hat.«
    Zögernd berührte ich ihn an der Schulter. Er wich mir aus.
    Ich schaute zu Jean-Claude. Der machte ein unbewegtes Gesicht. Nur in seinen Augen sah ich einen Funken Schmerz.
    Ich umarmte Asher von hinten und drückte mich an ihn. Er erstarrte unter meiner Berührung, zog sich in sich selbst zurück, wo es ihm nicht wehtun konnte. Ich drückte die Wange an seinen Rücken und hielt ihn.
    Ich schluckte gegen meine Tränen an, und meine Stimme klang erstaunlich fest. »Ich habe dich schon lange vorher durch Jean-Claudes Erinnerungen gesehen. Ich weiß, wie wunderbar du dich unter meinen Händen, an meinem Körper angefühlt hast.« Ich schmiegte mich an ihn, ohne loszulassen. »Mir brauchte keiner deine Schönheit auf einem Gemälde zu zeigen.«
    Ihn durchlief ein Schauder. Er wollte sich umdrehen und mich abschütteln, aber ich hielt ihn fest. Er konnte mich nicht loswerden, ohne mir wehzutun. »Lass mich los, Anita!«
    »Nein. Nicht heute Nacht.«
    Er machte fortwährend kleine Abwehrbewegungen.
    »Was willst du von mir?« Er klang den Tränen nahe.
    »Dass du heute Nacht bei uns bleibst, das will ich.«
    Er wurde

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