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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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oder high.
    »Ja, hatte ich. Und?«
    »Kannst du sie wieder anziehen?«
    »Dir ist doch ganz egal, ob ich welche anhabe oder nicht.« Da war ein leiser Unterton, der sich nach Belustigung anhörte.
    »Nö.« Ich schüttelte den Kopf, was die Welt wieder ins Trudeln brachte. »O Gott, ich glaube, mir wird schlecht.«
    »Halt still, dann geht es vorbei. Dir wäre gar nicht schlecht, wenn du nicht versucht hättest, zwischen den beiden hervorzukommen. Wenn man sich kurz danach körperlich anstrengt, wird einem hundeelend. Gib dich deinem Zustand einfach hin, dann fühlt es sich wunderbar an.«
    Es kam mir ein bisschen albern vor, mit seinem Hintern zu reden, aber nicht so albern, wie es tatsächlich war. »Was fühlt sich wunderbar an?«
    »Rate mal.«
    »Ich will nicht raten.« O Gott, was war los mit mir? »Sag es.«
    »Setzen wir dich in die Wanne. Das Bad macht einen klaren Kopf.«
    Er hob mich auf die Arme und stieg über den Wannenrand. »Du bist nackt«, sagte ich.
    »Du auch.«
    Das hatte eine gewisse Logik, gegen die ich nichts einwenden konnte, obwohl mir so war, als sollte ich. »Wolltest du nicht wieder was überziehen?«
    »Die Unterhose ist aus Seide. Die werde ich mir nicht ruinieren, indem ich damit in die Wanne steige, nur weil du meinst, ich müsste etwas anhaben. Außerdem kümmert es dich eigentlich nicht, dass ich nackt bin. Erinnerst du dich?«
    Hinter einem Auge spürte ich Kopfschmerzen kommen. »Nein. Es sollte mich aber doch kümmern. Ich meine …«
    Jason senkte uns beide ins Wasser. Es fühlte sich wundervoll an, so warm, so weich, so angenehm auf der Haut. Er setzte mich behutsam ab, sodass ich vor ihm saß und mich an ihn lehnen konnte.
    Das Wasser war warm, so warm, und ich war so müde. Es wäre so schön, einfach zu schlafen.
    Jason gab mir einen Ruck an der Taille. »Anita, du darfst in der Badewanne nicht schlafen, sonst ertrinkst du.«
    »Du wirst mich nicht ertrinken lassen«, sagte ich schläfrig.
    »Ja, das stimmt.«
    Ich ließ mich ein bisschen treiben. »Was ist los mit mir, Jason? Ich komme mir vor wie betrunken.«
    »Du bist von einem Vampir nach Strich und Faden eingewickelt worden, Anita.«
    »Jean-Claude kann es nicht mehr. Seine Zeichen schützen mich davor.« Ich hörte mich wie aus weiter Ferne.
    »Ich meinte auch nicht Jean-Claude.«
    »Asher«, flüsterte ich.
    »Ich habe ihm auch schon Blut gespendet. Das ist immer ziemlich verblüffend. Laut Jean-Claude hält er sich zurück, weil ich nicht sein Pomme de sang bin, nur ein Ersatzspieler.«
    »Ersatzspieler«, wiederholte ich.
    »Ich glaube, bei dir hat er sich heute Nacht nicht zurückgehalten.«
    »Die Ardeur, es war … wegen der Ardeur.« Jedes Wort fiel mir schwer.
    »Möglich, dass er deswegen leichtsinnig war«, sagte Jason. Er hielt mich fest, aber so, dass ich im Wasser schwebte und nicht an seinen Körper gedrückt war.
    »Leichtsinnig?«
    »Na los, Anita, schlafe. Wenn du wieder aufwachst, reden wir.«
    »Worüber?«
    »Über gewisse Dinge«, sagte er, und seine Stimme verlor sich im schummrigen, nur von Kerzen beleuchteten Badezimmer. Ich konnte mich nicht erinnern, wann er die angezündet hatte.
    Was für Dinge?, wollte ich fragen, brachte aber keinen Ton mehr zustande. Ich versank in warme, weiche Dunkelheit, wo es keine Angst, keine Schmerzen gibt. Ich fühlte mich so wohl, so sicher, so geliebt.

15
    D as Telefon klingelte mich wach. Ich kuschelte mich in die Decke und versuchte, es zu überhören. Gott, war ich müde. Das Bett bewegte sich, weil jemand nach dem Apparat tastete. Erst als ich Jason Hallo sagen hörte – er redete leise, um mich nicht zu wecken –, wurde ich richtig wach. Wieso war Jason in meinem Schlafzimmer?
    Die Frage wurde beantwortet, sowie ich die Augen öffnete. Es war gar nicht mein Schlafzimmer, und ich kannte es nicht einmal. Ich lag in einem großen Doppelbett mit lauter Kissen, aber ohne Kopf- und Fußbrett. Es wirkte sehr modern und sehr normal. Das einzige Licht kam von einer Tür gegenüber dem Fußende. Dort war die Ecke einer Badewanne zu sehen. Ich schaute an dem herausdringenden Lichtstreifen entlang und sah nacktes Mauerwerk. Also war ich irgendwo unter dem Zirkus.
    »Sie ist krank«, sagte Jason. Eine Sekunde lang war er still. »Sie schläft. Ich möchte sie lieber nicht wecken.«
    Ich versuchte mich zu erinnern, warum ich dort war, aber mir fiel nichts ein, mein Kopf war leer. Als ich mich umdrehen wollte, um zu fragen, wer am Telefon war, merkte ich, dass ich

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