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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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zu dem Toten und nahm Zerbrowski, der mich noch am Ellbogen festhielt, mit. Ich zeigte auf die linke Wandseite. »Es beginnt mit Fehu und endet dort drüben mit Dagaz. Die wurden einfach abgeschrieben, Zerbrowski.«
    »Meine Frage ist vielleicht seltsam, aber spüren Sie irgendwelche Magie?«
    Ich überlegte. »Sie meinen, ob das ein Zauberspruch sein könnte?«
    Er nickte. »Ja, spüren Sie einen Zauber?«
    »Nein, in diesem Raum war nichts, das Zauberkraft hat.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«, fragte er.
    »Von Magie, von jeder metaphysischen Kraft, bleiben immer Rückstände. Manchmal spürt man nur noch ein Kribbeln im Nacken oder bekommt eine Gänsehaut, und manchmal ist es wie ein Schlag ins Gesicht oder als würde man gegen eine Wand laufen. Aber dieser Raum ist tot, Zerbrowski. Ich bin nicht hellseherisch begabt, kann also nicht spüren, was sich hier abgespielt hat, und darüber bin ich froh. Aber wenn hier ein großer Zauber stattgefunden hätte, würde ich das spüren. Hier hat ein schlichter Mord stattgefunden, mehr nicht.«
    »Wozu dann diese Symbole?«, fragte er.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Dem äußeren Anschein nach wurde der Mann erschossen und an die Wand genagelt. Die Anordnung hat meines Wissens keine mystische oder religiöse Bedeutung. Danach hat der Täter die Pentagramme an die Wand geschmiert und die Runen aus einem Buch abgeschrieben.«
    »Aus welchem Buch?«
    »Es gibt eine Menge Bücher über Runen, vom Collegelehrbuch bis zum New-Age-Magiebändchen. In einer Universitätsbuchhandlung oder im Esoterikshop werden Sie wahrscheinlich fündig. Sicher können Sie das auch in jeder normalen Buchhandlung bestellen.«
    »Es war also kein Ritualmord«, sagte er.
    »Vom Standpunkt des Mörders kann es durchaus etwas Rituelles gehabt haben, aber Magie war hier nicht im Spiel.«
    Zerbrowski atmete hörbar aus. »Gut, das hat Reynolds auch gesagt.«
    »Detective Tammy Reynolds, die einzige und unübertroffene Hexe unter Ihren Kollegen?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »Warum hat Dolph ihr nicht geglaubt?«
    »Er sagte, er wollte dafür eine Bestätigung.«
    Ich schüttelte den Kopf, und mir wurde nicht dabei schwindlig. Klasse. »Er hält nicht viel von ihr, stimmt’s?«
    Zerbrowski zuckte die Achseln. »Er ist bloß vorsichtig.«
    »Ach, Blödsinn, Zerbrowski. Er traut ihr nichts zu, weil sie eine Hexe ist. Dabei ist sie eine christliche Hexe, eine Nachfolgerin des Weges. Einen angepassteren Okkultismusexperten können Sie gar nicht haben.«
    »He, werden Sie nicht sauer auf mich. Ich habe Sie nicht aus dem Bett gezerrt, damit Sie Reynolds Arbeit noch mal machen.«
    »Und hätte Dolph auch sie herkommen lassen, damit sie mein Urteil überprüft?«
    »Das müssen Sie ihn fragen.«
    »Vielleicht tue ich das«, sagte ich.
    Zerbrowski wurde ein bisschen blass. »Anita, bitte, reizen Sie ihn nicht. Er ist äußerst schlechter Laune.«
    »Warum?«
    Wieder zuckte er die Achseln. »So vertraut sind wir nicht miteinander.«
    »Ist er nur heute schlecht gelaunt oder schon ein paar Tage lang?«
    »Die letzten paar Tage war er schon schlimm gewesen, aber zwei Mordfälle in einer Nacht haben ihm den Grund geliefert, um grantig zu sein, und das nutzt er voll aus.«
    »Na großartig«, sagte ich. Ärgerlich trat ich zu den Fenstern, die eine ganze Wand einnahmen. Dort stand ich und starrte auf das wunderschöne Panorama. Nichts als Hügel und Bäume. Man hatte den Eindruck, das Haus stünde mitten in der Wildnis.
    Zerbrowski kam zu mir. »Nette Aussicht, hm?«
    »Der Täter muss das Haus ausgekundschaftet haben.« Ich deutete auf die Fenster. »Er muss sich vergewissert haben, dass kein Nachbar da draußen herumläuft, der ihn beobachten könnte. Bei einem Schuss geht man das Risiko vielleicht noch ein, aber wenn man das Opfer an die Wand nageln und dann noch Symbole hinschmieren will, muss man sich doch ziemlich sicher sein, dass man nicht gesehen wird.«
    »Das wäre für einen Irren eine ziemliche Leistung«, sagte Zerbrowski.
    »Außer derjenige möchte uns nur glauben machen, dass er ein Irrer ist.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Sie und Dolph werden das doch sicher selbst schon in Erwägung gezogen haben.«
    »Was?«
    »Dass der Täter dem Toten nahe gestanden hat, wie der Erbe zum Beispiel.« Ich blickte durch das Wohnzimmer, das so groß war wie das gesamte Erdgeschoss meines Hauses. »Mir ist es nicht gleich aufgefallen, weil mir so schlecht war, aber wenn der Rest des Hauses genauso

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