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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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wusste. Den meisten Leuten gefällt es, wenn man sich an ihren Namen erinnert. »Es war also kein Vampirmord?«
    Scheiße. »Ich habe den Tatort noch nicht gesehen, Mr Miller. Ich weiß nicht mehr als Sie.«
    Die Journalisten bildeten eine Traube um uns, und eine große Schulterkamera war auf uns gerichtet. Wir würden in die Mittagsnachrichten kommen, wenn nicht noch etwas Aufregenderes passierte.
    Die Fragen kamen von allen Seiten. »Ist das ein Vampirmord? Was für ein Monster hat das getan? Glauben Sie, es wird noch mehr Opfer geben?« Eine Frau drängte sich derartig an mich heran, dass ich fast von Jason getrennt wurde. »Anita, ist das Ihr neuer Freund? Haben Sie Jean-Claude den Laufpass gegeben?«
    Dass jemand diese Frage stellte, wo nur ein paar Meter entfernt eine frische Leiche lag, zeigte, wie aufdringlich das Medieninteresse an Jean-Claudes Privatleben geworden war.
    Sowie einer den Anfang gemacht hatte, folgten andere mit ähnlichen Fragen. Mir war unbegreiflich, wieso mein Privatleben interessanter oder zumindest genauso interessant war wie ein Mord. Das widersprach jeder Vernunft.
    Wenn ich antwortete, Jason sei ein Freund, würden sie das missdeuten. Wenn ich angab, er sei ein Leibwächter, würden sie die Seiten mit Spekulationen darüber füllen. Schließlich gab ich es auf, nach einer Antwort zu suchen, und hielt meinen Dienstausweis hoch, sodass ein Streifenpolizist ihn sehen konnte.
    Der hob das Absperrband hoch und ließ uns durch, musste aber sofort die nachdrückenden Leiber wegdrängen, die versuchten, uns zu folgen. Wir gingen auf das Haus zu, während es hinter uns Fragen hagelte, die ich alle ignorierte. Mit den paar Dingen, die ich geäußert hatte, würden sie schon genug anstellen. Das reichte wahrscheinlich von »Henker Blake: Das war ein Vampirüberfall« über »Henker Blake: Kein Vampirmord« bis zu irgendwelchen Behauptungen über mein Liebesleben. Ich las keine Zeitungen und sah keine Nachrichten mehr, wenn ich glaubte, darin vorzukommen. Erstens hasse ich es, mich in Kameraaufnahmen zu sehen, und zweitens machte es mich jedes Mal stinksauer. Es stand mir nicht frei, mich zu laufenden polizeilichen Ermittlungen zu äußern, niemand durfte das. Darum konnte die Presse nur über die paar Fakten spekulieren, die sie hatte. Und wenn Jean-Claude oder meine Beziehung zu ihm das Thema der Wahl war, wollte ich die Spekulationen gar nicht erst erfahren.
    Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich nach dem Medienrummel wieder schlechter. Nicht so schlecht wie vorher, aber auch nicht mehr so gut wie beim Aussteigen aus dem Wagen. Großartig. Wirklich großartig.
    Am Haus hielten sich weniger Ermittler auf als in Chesterfield, und die meisten Gesichter kannte ich vom RPIT. Keiner fragte mich, was ich dort zu suchen hätte oder wer Jason sei. Sie vertrauten mir. Der uniformierte Kollege an der Tür sah blass aus, und seine Augen waren viel zu groß. »Lieutenant Storr erwartet Sie, Ms Blake.« Ich korrigierte seine Anrede nicht. Bei »Marshal Blake« hätte ich mich wie ein Gaststar in »Rauchende Colts« gefühlt.
    Er machte mir die Tür auf, weil er Gummihandschuhe trug. Meine lagen zu Hause. Bert wollte nicht, dass ich im Overall und mit Handschuhen arbeitete, wenn ich für die gut Betuchten Zombies weckte. Er meinte, das sähe nicht professionell aus. Ich hatte mich erst einverstanden erklärt, nachdem er sich verpflichtet hatte, mir sämtliche Reinigungskosten zu ersetzen, die durch diese kleine Sonderregelung anfielen.
    »Fass nichts an, bis wir Handschuhe haben«, sagte ich zu Jason.
    »Handschuhe?«
    »Latexhandschuhe. Damit es keine Enttäuschung gibt, wenn sie einen Fingerabdruck finden und dann feststellen, dass er zu einem von uns beiden gehört.«
    Wir standen in einem schmalen Flur, wo geradeaus eine Treppe nach oben führte. Links ging es in ein Wohnzimmer, rechts ins Esszimmer, dahinter war die Küche zu sehen.
    Die Farbgebung konnte ich durch die dunkle Sonnenbrille nicht erkennen. Ich überlegte, ob ich sie absetzen sollte oder ob dann die Kopfschmerzen zurückkämen. Ganz langsam nahm ich sie ab. Ein paar Sekunden lang fand ich das Licht schmerzhaft grell, dann war es erträglich. Solange ich nicht in die Sonne ging, würde ich wohl klarkommen.
    Detective Merlioni kam gerade ins Wohnzimmer und entdeckte uns. »Blake, dachte schon, Sie hätten gekniffen.«
    Ich sah an dem großen grauhaarigen Mann hinauf. Seine krausen Locken waren kurz geschnitten, der Kragen des weißen

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