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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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hängen konnten, dunkle Sonnenbräune, die aber in den vergangenen Monaten, seit er in der Stadt war, ein bisschen nachgelassen hatte, braune Augen und in einer Braue einen silbernen Ring. Am Oberkörper war er nackt, sodass ich sein Bauchnabelpiercing sehen konnte. Die beiden winzigen Hanteln an den Brustwarzen waren neu. Er ließ den obersten Jeansknopf immer offen, angeblich, weil der Hosenbund das Nabelpiercing reizte. Ich glaubte das nicht, aber da ich nicht mal Löcher in den Ohrläppchen hatte, konnte ich schlecht behaupten, dass er log.
    In einer Hand hielt er seinen Kaffeebecher, mit der anderen strich er sich über die Brust und drehte dann die Minihanteln zwischen den Fingern. »Hab sie seit ein paar Wochen. Gefallen sie dir?«
    »Was machst du hier?«, fragte ich, und es war mir egal, ob ich feindselig klang. Ich hatte einen miesen Tag, und dass Caleb in meiner Küche war, machte ihn nicht besser.
    »Ich soll dir was ausrichten.« Er ging auf meine üble Laune nicht ein. Sah ihm gar nicht ähnlich, auf eine Gelegenheit zum Sticheln zu verzichten.
    »Und was?«
    Er hielt mir einen Zettel hin und guckte so neutral wie möglich. In seinen Augen lag nur das schwache Funkeln, das er nie ganz verlor. Sein Blick sagte: Ich hab fiese Gedanken und du kommst darin vor.
    Ich holte tief Luft, ließ sie langsam raus und ging zu ihm, um mir den Zettel geben zu lassen. Ich kannte das Papier; es stammte von dem Block neben unserem Telefon. Caleb hielt den Zettel eine Sekunde zu lange fest, sodass ich ein bisschen ziehen musste, ließ dann aber los und machte nicht mal eine aufreizende Bemerkung. Etwas ganz Neues bei ihm.
    Ich sah auf den Zettel und erkannte die Schrift nicht. Vermutlich war es Calebs. Die Nachricht war in sauberen Druckbuchstaben geschrieben: Keine neue Leiche. Wenn Sie Zeit haben, rufen Sie mich an. Dolph ist für zwei Wochen beurlaubt. Alles Liebe Zerbrowski. Am Schluss muss ich wohl die Augenbrauen hochgezogen haben, denn Caleb sagte: »Ich habe es wortwörtlich hingeschrieben, wie er es gesagt hat, und nichts hinzugefügt.«
    »Das glaube ich dir. Zerbrowski hält sich für witzig.« Ich sah in Calebs braune Augen. »Warum bist du hier, Caleb?«
    »Micah hat mich vom Handy angerufen und mir befohlen, heute in deiner Nähe zu bleiben.« Er schien darüber nicht glücklich zu sein.
    »Hat er auch gesagt, warum?«
    »Nein«, antwortete er stirnrunzelnd.
    »Und du hast alles stehen und liegen lassen, um auf mich aufzupassen, aus reiner Herzensgüte.«
    Er versuchte, das Stirnrunzeln aufrechtzuerhalten, aber nach und nach kam sein typisches Lächeln durch, das zu dem durchtriebenen Funkeln in den Augen passte. Es war ein unangenehmes Lächeln, hinter dem unfreundliche, aber für ihn sehr amüsante Gedanken steckten.
    »Merle hat gesagt, dass er mir was antut, wenn ich Micah dabei enttäusche.«
    Merle war Micahs Leibwächter, ein Muskelpaket von eins dreiundachtzig mit einer Ausstrahlung, bei der ein Hell’s Angel zögern würde, sich mit ihm anzulegen. Caleb war etwa eins siebzig groß und wirkte weich.
    Ich musste schmunzeln. »Merle hat dir schon öfter gedroht, und da hat es dich auch nicht beeindruckt.«
    »Das war vor Chimeras Tod. Chimera konnte mich besser leiden als Merle und Micah. Ich wusste, dass er mich beschützen würde, egal womit Merle drohte.«
    Chimera war ihr alter Anführer gewesen und hatte sich aufgeführt wie der Gottvater aller Lykanthropen. Jetzt war er tot, und Micah hatte sein Rudel mit meinem vereinigt. Die meisten seiner Leoparden hielten das für eine Verbesserung, weil Chimera ein sexueller Sadist und Massenmörder gewesen war und einen durch und durch miesen Charakter gehabt hatte. Doch einige im Rudel hatten ihren Spaß gehabt, wenn sie ihm halfen, seine blutigen Fantasien auszuleben, und sie vermissten ihn. Da Chimera auf der Schreckensliste meiner Gegner zu den Schrecklichsten gehörte, traute ich keinem, der der guten alten Zeit mit ihm nachtrauerte. Und Caleb war einer von ihnen.
    »Na, dann bin ich ja froh, dass du anfängst, Befehle entgegenzunehmen wie ein guter Soldat. Sag Micah, wenn er kommt, dass ich im Zirkus bin.«
    »Ich komme mit.« Er stand auf. Er war barfuß, aber natürlich trug er einen Zehenring.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, du bleibst hier und richtest Micah aus, was ich gesagt habe.«
    »Merle hat sich unmissverständlich ausgedrückt. Ich soll den ganzen Tag in deiner unmittelbaren Nähe bleiben.«
    Ich zog die Stirn kraus. Mir kam ein

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