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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Zustand erreichte, begriffen haben, dass etwas faul war.
    »Hat er dich um Hilfe gebeten?«, fragte ich an die Tür gelehnt.
    »Nein, ich wollte wegen einer Rudelangelegenheit mit ihm sprechen und habe in der Schule angerufen, aber da hatte er sich krank gemeldet. Dann habe ich bei ihm zu Hause angerufen, und er ist nicht ans Telefon. Anita, bitte, lass uns rein.«
    Verfluchter Mistkerl. Unglaublich, dass mir keine Wahl blieb. Der Mann, der mir das Herz gebrochen, der mich ein Monster genannt hatte, sollte jetzt in meiner Badewanne liegen und das wer weiß wie lange.
    Ich schloss auf, öffnete die Tür und blieb dahinter, damit ich niemanden sah und nicht gesehen wurde.
    Jamil schob sich mit Richard in den Armen vorsichtig herein. Nicht wegen des Gewichts war es schwierig – er hätte mühelos die Wanne hochstemmen können –, sondern weil sie beide nicht gerade schmächtig waren.
    Ich vermied es, sie anzusehen, sah nur aus den Augenwinkeln Jamils Cornrowzöpfe mit eingeflochtenen roten Perlen. Sein Hemd war ebenfalls rot, die Anzugjacke schwarz. Ich guckte nicht, was für Hosen er anhatte, sondern huschte in meine Handtücher gewickelt hinaus.
    »Kannst du mir den Wasserhahn aufdrehen, Anita?«
    »Nein«, sagte ich und flüchtete.

26
    I ch zog mich an. Ich wusste nicht mehr, ob ich mir die Haare gewaschen hatte oder ob sie nur nass geworden waren, und es war mir auch egal. Der Anblick von Richards Gesicht hatte sich mir eingebrannt: die geschlossenen Augen, das schöne Kinn mit dem Grübchen, aber ohne die schulterlangen, dunkelbraunen Haare, die in der Sonne kupferrot und golden schimmerten. Er hatte sich die Haare abgeschnitten. Er hatte sie sich abgeschnitten.
    Ich dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, wenn ich hineingriff, wenn sie mir über den Körper strichen, wie sie ihm um das Gesicht fielen, wenn er sich über mir auf die Arme stützte, wie sein Haar auf dem Kopfkissen lag, wenn ich auf ihm saß. Ich dachte daran, wie sein Blick verschwamm, wenn er in mich eindrang.
    Ich saß auf dem Bett und weinte, als es an die Tür klopfte. Ich hatte die Jeans an, war aber oben nur bis zum BH gekommen. »Augenblick bitte.« Meine Stimme klang nur ein bisschen belegt.
    Nachdem ich mir ein rotes T-Shirt übergestreift hatte, wollte ich »Herein!«, rufen, aber im selben Moment fiel mir ein, es könnte Richard sein. Im Grunde unwahrscheinlich, da er eben noch bewusstlos gewesen war. Aber das Risiko konnte ich nicht eingehen. »Wer ist da?«
    »Nathaniel.«
    »Komm rein.« Ich wischte mir über die Augen. Mit dem Rücken zur Tür sah ich mich suchend nach meinem Schulterholster um und versuchte, mich zu erinnern, wo ich den Gürtel gelassen hatte. Den brauchte ich, um das Holster daran festzumachen. Wo war das blöde Ding?
    »Die Polizei ist am Telefon«, sagte er ruhig.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann meinen Gürtel nicht finden.«
    »Ich werde ihn für dich suchen«, bot er an. An seiner Stimme merkte ich, dass er weiter ins Zimmer gekommen war. Die Bewegung hatte ich nicht gehört. Offenbar bekam ich nicht alles mit, was um mich herum vorging.
    »Was ist mit mir los?« Ich hatte es gar nicht laut sagen wollen.
    »Richard ist hier«, sagte Nathaniel, als ob das etwas erklärte.
    Ich schüttelte immer wieder den Kopf und fuhr mir durch die nassen Haare. Sie waren zerzaust. Ich hatte kein Shampoo benutzt und also auch keine Spülung. Es würde furchtbar aussehen, sobald es trocken war. »Verdammter Mist!«
    Er berührte mich an der Schulter, und ich wich erschrocken aus. »Nein, nein, sei jetzt nicht nett. Wenn du nett bist, muss ich weinen.«
    »Soll ich lieber grausam sein? Fühlst du dich dann besser?«
    Das war eine so sonderbare Frage, dass ich ihn anblickte. Er trug noch die Joggingshorts, hatte aber den Zopf gelöst und die Haare gebürstet. Ein Sonnenstrahl schimmerte in dem kastanienbraunen Haarvorhang. Ich wusste auch, wie sich dieses Haar an meiner nackten Haut anfühlte. Es war so dick, so schwer, dass es raschelte, wenn es auf mich herabglitt. Ich hatte mir immer versagt, was Nathaniel zu bieten hatte, war immer davor zurückgeschreckt, alles an ihm zu genießen. Mir fiel ein, was Jason gesagt hatte, und es bedrückte mich. Ich hatte mich niemandem ganz gegeben. Vor jedem hielt ich etwas zurück. Und vor Nathaniel besonders viel. Mehr als vor jedem anderen Mann in meinem Leben, weil ich nicht glaubte, dass ich ihn behalten würde. Sobald ich die Ardeur im Griff hatte, würde ich nicht mehr jeden

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