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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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mir, bis er die Wange an meine Kopfstütze lehnte. Es war noch genug von meinem Verstand übrig, dass ich dachte, Nathaniel musste sich abgeschnallt haben, aber es reichte nicht, damit ich mich um seine Sicherheit sorgte. Ich konnte nur an eines denken: Wie ich ihn zu mir locken könnte.
    »Anita«, Jasons Stimme, »Anita, was geht hier vor? Mich kribbelt es am ganzen Körper. Es fühlt sich an wie die Ardeur. Aber die ist es nicht.«
    Keine Sekunde lang wandte ich den Blick von Nathaniels Gesicht ab. Jasons Stimme war nur ein Hintergrundgeräusch wie das Summen eines Insekts, das man hört, dem man aber keine weitere Beachtung schenkt.
    Ich nahm Nathaniels Hand von meiner Schulter und zog sie sanft an meine Lippen, sodass sich mein Kinn in die Handfläche schmiegte und mein Atem warm über seine Finger strich. Die Wärme ließ seinen Geruch aufsteigen. Seine Hände rochen nicht nur nach warmem Blut, sondern nach allem, was er an diesem Tag berührt hatte und was die Seife nicht restlos abgewaschen hatte. Seine Hände rochen nach Leben, und das wollte ich.
    »Anita, sprich mit mir«, sagte Jason.
    »Was ist los?«, fragte Caleb. »Wieso kriegt man hier kaum Luft?«
    »Du spürst Macht«, sagte Jason. »Ich weiß nur noch nicht, was für welche.«
    Ich zog Nathaniels Hand an meinem Gesicht vorbei, bis meine Lippen über sein Handgelenk glitten, und da, dicht unter der Haut, war neue Wärme zu spüren.
    Ich ließ die Zunge darüberschnellen, und er schauderte.
    »Anita!« Jason wurde energisch.
    Ich hörte ihn, fand es aber völlig unwichtig. Wichtig war nur die Wärme der Haut und der schwache Puls darunter. Ich riss den Mund auf und zog die Lippen zurück, um den Puls zu kosten.
    Der Jeep schlingerte heftig, warf Nathaniel in den Sitz zurück und zur Seite, sodass er bei Caleb im Schoß landete.
    Darauf sah ich Jason an. Im Hinterkopf wusste ich auch, dass es Jason war, aber was ich eigentlich sah, war der Puls an seinem Hals. Er pochte gegen die Haut wie ein eingesperrtes Tier. Ich könnte es befreien, dachte ich, es rot hervorquellen lassen und in meinen Mund nehmen.
    Ich löste meinen Sicherheitsgurt. Das ließ mich einen Moment lang stutzen, weil ich eigentlich ein Anschnallfanatiker bin. Meine Mutter würde heute noch leben, wenn sie sich damals angeschnallt hätte. Ich fuhr nie unangeschnallt. Niemals. Und diese Angst in mir war so tief verwurzelt, dass sie Belle und den Blutdurst, den sie in mir entfacht hatte, zurückdrängte.
    Ich fand die Sprache wieder. Meine Stimme klang heiser und fremd, war aber meine eigene. »Ich dachte, sie hätte die Ardeur geweckt, doch die war es nicht.«
    »Nein, es war Blutdurst«, sagte Jason.
    Ich nickte. Meine Hände waren am Schließmechanismus des Gurtes erstarrt.
    »Blutdurst fühlt sich so ähnlich an. Manchmal kann ich es nur danach unterscheiden, ob er mir an den Hals oder an die Hose geht.«
    Ich sah Jason groß an. »Was hast du gesagt?« Falls er antwortete, hörte ich es nicht mehr. Denn Belle fuhr erneut in mich hinein, und ich war wieder mehr an Jasons Hals interessiert, als an den Bewegungen seines Mundes. Ich hörte nichts außer meinem eigenen Blut, meinem Herzen, meinem pochenden Puls.
    Ich rutschte den Sitz entlang zu ihm hin und merkte es erst, als ich bei ihm war. Jason riss das Steuer herum und schickte mich damit in meine Ecke zurück. Als ich mit dem Rücken gegen die Beifahrertür schlug, hörte ich wütendes Hupen. Der Jeep schlidderte seitlich durch den Verkehr, dann fuhr er weiter in der Spur geradeaus. Jason schoss mir einen Blick zu.
    »Ich kann nicht fahren, wenn du an mir saugst.«
    »Das ist mir egal.« Meine Stimme war belegt. Ich richtete mich auf und hielt mich an der Sitzkante fest, damit ich nicht noch einmal gegen die Tür geschleudert würde.
    »Nathaniel, Caleb, haltet sie mir vom Leib, bis ich rechts ranfahren kann.«
    Ich hatte schon ein Bein über die Gangschaltung geschoben, als Nathaniel mir seinen Arm vor die Augen schob. Er berührte mich nicht, sondern hielt mir nur das Handgelenk hin, damit ich den Geruch seiner Haut aufnahm, dann zog er den Arm langsam zurück. Ich folgte ihm, glitt zwischen die Rückenlehnen der Vordersitze und folgte dem Fleisch wie von einer Leine gezogen.
    Ich kroch auf die Rückbank. Nathaniel war ganz auf seine Seite gerutscht. Ich setzte mich rittlings auf seinen Schoß und spürte seine Erektion durch meine Jeans, doch das war heute nicht annähernd so anziehend wie die glatte Fläche seines Halses.

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