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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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mit einem Klicken in den Griff zurückschnappen. »Lass mich dir einen Rat geben, Mädchen«, sagte er betont langsam und leise und sein Ton war gefährlich kalt. »Tu nie etwas aus einem Gefühl der Rache heraus. Wenn du damit anfängst, lässt sie dich nie mehr los. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.«
    Er steckte das Messer in die Tasche, wobei er sie immer noch mit seinen harten, schiefergrauen Augen ansah. »Du hast dein Blut gehabt«, fügte er hinzu. »Untersteh dich, noch mehr zu nehmen.«
    Er schob ihre Hand mit der Haube weg. »Setz sie wieder auf.«
    In der Nacht schneite es. Bis zum Morgen hatte der Schnee die Straße durch den Wald unter einer unpassierbaren, dicken weißen Decke begraben. Selbst wenn sie es gewollt hätten, hätten sie das Gasthaus jetzt nicht verlassen können. Als Stefan zu sich gekommen war, hatte König mit ihm gesprochen, doch Katta wusste nicht, was er gesagt hatte, und sie wollte auch nicht fragen. Stefan beobachtete sie mit finsterem Blick, als sie hin und her ging, und sie tat so, als bemerkte sie es nicht.
    Sie versuchte, ihm nicht zu nahe zu kommen. Sie zog sich zurück, ging nach unten und stellte sich in den Türrahmen zu dem kleinen, behaglichen Zimmer hinter dem Tresen und schaute zu, wie die beiden feinen Damen vor dem Kamin Karten und Backgammon spielten. Als sie Katta bemerkten, gaben sie ihr Apfelstückchen zu essen, als sei sie ein Haustier. Sie stellte sich vor, wie das sein musst e – eine Dame zu sein und sich in Samt und Seide zu kleiden. Als sie wieder zu ihrem Zimmer hinaufging, versuchte sie sich so zu bewegen, wie es ihrer Vorstellung nach eine feine Dame tat, aber die Dienstmädchen entdeckten sie und lachten. Sie wussten genau, wenn sie jemanden aus ihrem Kreis vor sich hatten. Zu jeder anderen Zeit hätte Katta sie dafür geohrfeigt, aber nicht jetzt. Sie hatte schon genug angerichtet.
    Erst am übernächsten Tag konnten sie das Gasthaus verlassen. Die Damen reisten ebenfalls ab. Sie boten an, Katta, Mathias und Stefan ein Stück in ihrer Kutsche mitzunehmen. Ihr Ziel war nicht Felissehaven, aber wenigstens konnten sie alle ein Stück Wegs teilen. Katta war völlig überrumpelt. Ihr Gesicht glühte vor Aufregung. Es war, als hätte sie alles andere darüber vergessen. Sie kämmte ihr Haar und brachte ihre Kleider in Ordnung. Als es so weit war, stieg sie in die kleine Kutsche und saß da wie eine Königin, die Hände auf dem Schoß gefaltet. Mathias setzte sich neben sie und Stefan drückte sich möglichst weit weg von ihr in die Ecke und beobachtete sie von dort aus finster und schweigend.
    König ritt mit den beiden Herren hinter der Kutsche her. Sie hatten sich im Gasthaus Pferde gemietet. Königs Pferd überragte die beiden anderen. Mathias fand insgeheim, dass er jetzt eher einem Straßenräuber als einem feinen Herrn glich. Vielleicht dachten die beiden Männer dasselbe, denn die neue Reisegesellschaft behagte ihnen offensichtlich überhaupt nicht. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie nicht in der Kutsche sitzen konnten.
    Als die Kutsche hinausrollte in den tiefen Schnee, spitzte Königs Pferd plötzlich die Ohren und blieb auf der Stelle stehen. König klopfte ihm den kräftigen Hals und folgte seinem Blick hinüber zu den schneebedeckten Bäumen, doch er konnte dort nichts Auffälliges erkennen.
    »Ruhig, Razor«, sagte er leise. Das Pferd schüttelte seine Mähne und ging widerstrebend weiter.
    Denn es hatte sich nicht getäuscht. Im Schutz der Bäume stand Walter und beobachtete ihre Abreise.

Die Straße nach Felissehaven
    Anna-Maria saß neben Lutsmann, als er den knarrenden Wagen über die Straße durch den Wald lenkte.
    Es hatte einen ganzen Tag gedauert, bis sie sich an die Verfolgung Hällers hatten machen können. Der Schenkwirt hatte als Ausgleich für die Kosten von Gustavs Beerdigung ihre klapperdürren Pferde beschlagnahmt, und Lutsmann war nichts anderes übrig geblieben als zu zahlen. Anna-Maria hatte weiß vor Wut dabeigestanden und den Mann verflucht, und der Preis war beinahe mit jedem Wort, das sie ihm entgegengeschleudert hatte, ein Stück weiter in die Höhe geklettert. Hätte sie ihn mit ihrer Reitpeitsche geschlage n – und sie war nahe daran gewese n –, dann hätten sie die Pferde wohl überhaupt nicht mehr bekommen.
    Als sie Kattas Gasthaus erreichte n – jenes, in das Häller Mathias gebracht hatt e –, war Häller schon wieder weg. Aber noch war nicht alles verloren. Anders als für Lutsmann stand für

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