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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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da hinein wollte ihnen keiner folgen. Viel mehr war nicht auszurichten. Es schneite. Am Morgen würden die Spuren zugedeckt sein, damit hatte sich die Verfolgung erledigt.
    Katta ging die Treppe hinunter. Die Luft war stickig vom Pfeifenrauch und von den Körpergerüchen vieler Menschen. Eines der Dienstmädchen führte sie zu der Wasserpumpe in einem dunklen Raum mit steinernen Wänden, der im hinteren Teil des Gasthauses lag.
    Oben auf der Treppe, die zu dem Raum hinunterführte, blieb Katta stehen. An der Rückwand war eine Tür nach draußen. Der Riegel war vorgeschoben, aber der Wind zerrte daran, sie bewegte sich in den Angeln hin und her, und Katta sah, dass sie nicht abgeschlossen war.
    Wenn sie jetzt den Krug füllte und wieder nach oben ging, würde Stefan König sagen, was sie getan hatte. Und dann?
    Sie konnte aber auch einen Mantel stehlen und durch diese Tür verschwinden. Niemand beobachtete sie. Man würde nicht einmal merken, dass sie nicht mehr da war. Man würde sie nie finden. Es gab so viele Orte, an denen sie sich verstecken konnte.
    Sie stellte den Krug auf den Boden und blickte über ihre Schulter zu den Haken, an denen die Mäntel zum Trocknen hingen. Es wäre so einfach, einen zu nehmen. Aber wenn sie es tat, würde sie Mathias im Stich lassen, und das erschien ihr plötzlich, ohne dass sie sich dieses Gefühl im Mindesten erklären konnte, noch viel schlimmer als das, was sie gerade getan hatte.
    Sie stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt, blickte von der Tür zu den Mänteln und brachte es einfach nicht fertig. Es war immer derselbe Gedanke, der sie daran hinderte.
    Mathias.
    Sie holte tief Luft, hob den Krug vom Boden auf und füllte ihn.
    Als sie zu dem oberen Zimmer kam, hatte sich einiges verändert. Der Mann mit dem blauen Jackett war nicht mehr da. Es standen auch keine Gaffer mehr im Türrahmen und das war schlecht. Sie hatte darauf vertraut, dass noch andere Leute anwesend waren, wenn sie zurückkam. Man hatte Stefan aufs Bett gelegt, und in einem Anflug von Wahnsinn dachte si e – nicht schuldbewusst, sondern erleichter t –, er sei tot und sie damit außer Gefahr. Doch dann bemerkte sie, dass König Stefan ein Schlafmittel gegeben haben musste, so wie Tashka Mathias etwas gegeben hatte. Er hatte auch dieselbe schwarze Salbe auf die Schnittwunde gestrichen, mit der Mathias behandelt worden war, und die Wunde hatte aufgehört zu bluten.
    Katta stellte den Krug mit Wasser neben das Bett. Sie spürte, dass Mathias sie beobachtete, doch sie konnte ihn nicht ansehen. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken. Wenn sie das Messer finden könnte, könnte sie es wegwerfe n – vielleicht aus dem Fenster in den Schne e –, dann würde König nie von ihrer Tat erfahren. Aber nein, das war Unsinn: Sobald Stefan aufwachte, würde er alles sagen. Sie suchte den Boden nach dem Messer ab, konnte es jedoch nirgends entdecken. Es musste unters Bett oder unter die große Holztruhe an der Wand gerutscht sein.
    Ihre Haube lag noch da, wo sie sie hingeworfen hatte. Sie hob sie auf. König hatte sich die Hände an einem Lakenstreifen abgewischt und drehte gerade den umgestürzten Tisch wieder um. Den Stuhl stellte er daneben. Dabei fiel sein Blick auf etwas. Und Katta sah es auch. Auf dem Boden, da, wo der Tisch gelegen hatte, lag Stefans Messer.
    König bückte sich danach. Er wusste, wem es gehörte. An der Klinge klebte Blut. Er drehte sich um und sah Katta an. Abstreiten war unmöglich und sie wusste es.
    »Ich war’s«, sagte sie.
    Wo sollte sie anfangen, wie alles erklären? Sie hielt immer noch die lederne Haube in der Hand. Sie streckte sie König hin, doch ihr Arm zitterte.
    »Er ist schuld daran, dass ich die tragen muss«, sagte sie. »Dass ich sie jede verdammte Minute an jedem verdammten Tag tragen muss.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Wut. »Er war’s. Er hat damals den Stein geworfen. Ich hab’s gleich gewusst, als ich ihn gesehn hab, also hab ich sein Messer genommen und ihm den Schnitt verpasst, und du kannst jetzt machen, was du willst, weil mir’s egal ist.«
    Sie stand da und auf ihrem Gesicht lag ein so entschlossener Ausdruck, dass Mathias fürchtete, sie könnte eine Rauferei anfangen. Er wusste nicht, was er dann noch für sie tun konnte. Doch König rührte sich nicht. Er ließ sie nicht aus den Augen.
    »Du hättest etwas sagen können.«
    »Jaja. Hab ich aber nicht.«
    Ohne den Blick von ihr zu wenden, säuberte er die Klinge des Messers und ließ sie dann

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