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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Krachen, als Mathias zu Boden fiel, und Kattas entsetztes Keuchen.
    Dann bog er um die Ecke.
    Als Walter König hinter sich hörte, ließ er Mathias’ Haar los, drehte sich in einer fließenden Bewegung um, stand grinsend da, das Messer in der Han d …
    … und König schoss.
    Die Kugel traf den Zwerg mitten in die Brust. Der Aufprall hob ihn von den Füßen und schleuderte ihn rückwärts ins Fenster. Glas splitterte, der Rahmen gab nach und Walter fiel in den dunklen, verschneiten Hof.
    Einen Augenblick lang rührte sich niemand. König hielt noch die rauchende Pistole auf jene Stelle gerichtet, an der Walter Sekunden zuvor gestanden hatte. Langsam ließ er den Arm sinken. Katta schloss die Augen, ihr Herz pochte wild. Mathias lag da, starrte an die Decke und atmete in kurzen, abgehackten Zügen. König machte einen Schritt über ihn hinweg, beugte sich aus dem Fenster, dessen Scheibe zerbrochen war, und blickte in den Hof hinunter.
    Es war niemand da.
    Er reckte den Hals, spähte rechts und links an der Wand entlang, um herauszufinden, wohin der Zwerg gekrochen war. Aber er war verschwunden. Geblieben war nur eine frische Spur im Schnee, die sich in der Dunkelheit verlor.
    Jetzt drängten sich andere Wirtshausbesucher in den Gang hinter König und wollten wissen, was geschehen war. Er drehte sich um und bahnte sich einen Weg durch die Menge, ohne auch nur eine einzige Frage zu beantworten. Der Junge und das Mädchen waren vorerst außer Gefahr, jetzt musste er sich um Stefan kümmern.
    Katta stand benommen da, den Knall des Pistolenschusses noch im Ohr. Alles war so schnell gegangen.
    Der Wind wehte durch das zerbrochene Fenster und trug Schnee herein. Ein Mann in einem blauen Jackett fragte sie, ob sie verletzt sei, aber sie hörte ihn kaum.
    Sie zitterte.
    Sie kniete neben Mathias und legte ihre Hand an seine Wange. Seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen.
    »Es ist alles gut«, sagte sie, »er ist weg.«
    Er schaute sie an, doch er sah sie nicht. Er sah immer noch das Gesicht des Zwergs vor sich und das lange, silberglänzende Messer.
    »Es ist alles gut«, wiederholte sie.
    Sie legte die Arme um ihn und hielt ihn fest, während die Leute sich um sie drängten und sie anstarrten.
    Jemand zog sie hoch. Es war der Mann in dem blauen Jackett. Er bückte sich und hob Mathias auf seine Arme, dann trug er ihn den Gang hinunter, die enge Treppe hinauf und in das Zimmer mit der eingedrückten Tür.
    Katta folgte stumm.
    König hatte Stefan bereits aufs Bett gelegt. Er hatte ein Laken in Streifen gerissen und versuchte die Blutung zu stillen. Stefan war schlaff wie eine Lumpenpuppe. Katta hatte nie darüber nachgedacht, was sie tun würde, nachdem sie den Jungen geblendet hatte. Es hatte immer nur die Blendung gegeben und nichts danach. Aber das hier war die Wirklichkeit und überall war Blut. Ihr wurde übel.
    König drehte sich um und sah den Mann, der Mathias trug. »Ist er verletzt?«, fragte er.
    Katta konnte nichts sagen. Sie starrte Stefan unentwegt an.
    »Ist er verletzt?«, fragte König noch einmal.
    Diese Worte rissen Katta aus ihrer Betäubung. »Ja«, antwortete sie.
    König nahm ihre Hand, presste den zu einem Kissen zusammengefalteten Lakenstreifen hinein und legte sie auf Stefans Kopf. »Fest drücken«, sagte er.
    Dann nahm er Mathias dem Mann ab und setzte ihn auf die Bettkante. Mathias stöhnte.
    Stefan war nicht bei Besinnung. Katta musste ihn stützen, damit er aufrecht sitzen blieb. Aber sie sah jetzt, was sie ihm angetan hatte. Quer über seine Stirn lief ein tiefer Schnitt. Hätte Mathias ihn nicht aufgeweckt, wäre ihm die Klinge in beide Augen gefahren. Der Gedanke, was sie damit angerichtet hätte, nahm ihr den Atem. Wie hatte sie nur glauben können, sie dürfte so etwas tun?
    Sie presste den zusammengefalteten Lakenstreifen auf Stefans Stirn, aber die Wunde hörte nicht auf zu bluten. Hilfe suchend blickte sie auf.
    Der Mann in dem blauen Jackett nahm ihr das blutgetränkte Tuch aus der Hand. Neben dem Bett stand ein Wasserkrug. Er wies mit dem Kinn darauf. »Hol welches«, sagte er zu Katta. »Beeil dich.«
    Immer noch zitternd ergriff sie den Krug, bahnte sich einen Weg zwischen den Gaffern an der Tür hindurch, trat auf den Gang und nahm einen tiefen Atemzug. Dann noch einen.
    Unten im Gästeraum war alles auf den Beinen. Ein paar Männer hatten Laternen geholt und sich draußen auf die Suche gemacht, doch die Spuren, die sie fanden, führten geradewegs in den dunklen Wald. Und

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