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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Feuerwerkskörper explodiert waren. Dann war jemand auf die Idee gekommen, ihn als Trophäe mitzunehmen. Sie hatten ihn wie einen Sack hochgezerrt, ihn hoch über ihre Köpfe gehoben und waren lachend und johlend mit ihm die Straße hinuntergerannt. Dabei hatten einige in ihre Hörner geblasen und die Trommeln geschlagen, es hatte Funken und abgebrannte Feuerwerkskörper geregnet, und das Banner war über ihren Köpfen geflattert. Bei jeder Erschütterung hatte Mathias aufgeschrien vor Schmerz, aber sie hatten sich nicht darum gekümmert. Ein riesiges lärmendes Lichterrad drehte sich in seinem Kopf, aber sie rannten einfach weiter.
    Sie trugen ihn auf und ab, liefen wie toll durch die Menge, bis sie schließlich genug von ihm hatten. In einer Seitengasse ließen sie ihn fallen und verbeugten sich in gespielter Ehrfurcht vor ihm, als sei er ein Gott. Dann waren sie nach einem letzten Tritt und reichlich Gejohle und Gelächter endlich weg. Die Trommeln und Hörner tönten immer leiser, bis alles still war. Mathias lag auf dem Rücken und schloss die Augen.
    Er wusste nicht, wie lange er so dagelegen hatte, aber es musste eine lange Zeit gewesen sein. Als er die Augen endlich wieder aufschlug, war Raureif in seinem Haar und er zitterte vor Kälte. Das lärmende Licht in seinem Kopf war erloschen; jetzt herrschte nur noch pechschwarze Stille. Er lag auf dem Rücken und blickte hinauf zu dem schwarzen Streifen Himmel in dem schmalen Spalt zwischen den Häusern, die über ihm aufragten.
    Langsam richtete er sich auf Händen und Knien auf. Sie hatten ihn im schmutzigen Rinnstein einer schmalen Straße liegen lassen. Er rief leise nach Stefan, doch der war nirgends zu sehen. Er zog sich auf die Beine und merkte, dass er an einem Wagen lehnte. Er war von Kopf bis Fuß mit Sirup und Asche bedeckt. Da stand er mit geschlossenen Augen, schwankte unsicher und hatte die Arme um den Oberkörper geschlungen. Seine Brust tat entsetzlich weh. Er konnte kaum atmen und war nicht sicher, ob er laufen konnte.
    Dann drangen Geräusche an sein Ohr. Sie kamen aus dem Wagen. Jemand ging darin hin und her. Er öffnete die Augen. Die Straße war dunkel. Ein einziger Lichtstreifen war zwischen den Läden des Wagens zu sehen. Mathias stand da und lauschte. Vielleicht würde, wer immer da drinnen war, ihm helfen, wenn er darum bäte. Quälend langsam umrundete er den Wagen und kam schließlich zu einer kleinen Treppe. Sie war sehr steil. Er hielt sich am Geländer fest, als eine Welle der Übelkeit ihn überrollte. Dann nahm er einen vorsichtigen Atemzug, stieg eine Stufe nach der anderen hinauf und klopfte an die dunkle Tür. Die Geräusche drinnen verstummten, doch nichts geschah. Also klopfte er noch einmal.
    Jetzt hörte er andere Geräusch e – ein Riegel wurde zurückgeschoben, dann noch einer, dann ging die Tür einen Spaltbreit auf, und das warme, gelbe Licht einer Lampe ergoss sich auf die Straße. Mathias hob den Kopf und wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    In der Tür stand, das Gesicht gepudert, die Lippen rot wie Blut, Anna-Maria. Sie erkannte ihn nicht sofort, den mit Asche verschmierten Jungen im Köhlermantel. Als er dies bemerkte, murmelte er eine Entschuldigung und ging langsam rückwärts eine Stufe hinunter, und das war ein Fehler. Anna-Maria mochte sein Gesicht nicht erkannt haben, aber sie kannte seine Stimme. Er sah, wie ihre Augen plötzlich ganz groß wurden, als ihr klar wurde, wen sie vor sich hatte. Er wollte sich umdrehen, doch ihre Hand schoss auf ihn zu und hielt ihn am Mantel fest.
    »Lutsmann!«, rief sie.
    Er versuchte ihre Hand wegzustoßen, aber er knickte ein wie ein kaputtes Spielzeug. Mehr war nicht nötig. Sie packte ihn mit beiden Händen am Kragen, schleifte ihn die letzte Stufe wieder hinauf und in den Wagen, dann stieß sie mit ihrem spitzen Schuh die Tür hinter sich zu.
    Das Licht war so hell. Lutsmann lag in Hemd und Hosenträgern auf dem schmalen Feldbett. Seine Augen waren vom Trinken verquollen. Zuerst blickte er seine Frau und dann Mathias an. Anna-Maria schob Mathias mit dem Fuß vorwärts.
    »Schau mal, wen ich gefunden habe«, sagte sie.

Was gesagt wurde
    Der alte Mann hatte bereits das andere Ende der Gasse erreicht, doch König konnte ihn noch erkenne n – einen Schatten, der sich vor den noch dunkleren Schatten der Häuser bewegte. Er ging nicht schnell. König gab ihm noch ein paar Schritte Vorsprung, bevor er ihm folgte.
    Es war so, wie er gedacht hatt e

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