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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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ihn gebeugt und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht, dass er über den Kapellenboden schlitterte und in einem Haufen herabgefallener Steine landete.
    König spürte ihre Kälte an seiner Wange. Eine Stimme in seinem Kopf füsterte ihm zu, dass er entweder aufstehen musste oder sterben, aber sie war so weit weg. Er öffnete die Augen. Walter kam langsam im Mondlicht auf ihn zu, die lange, rasiermesserscharfe Klinge in der Hand. König stemmte sich auf die Knie. Winzige Lichtpünktchen schwammen vor ihm auf dem Boden. Doch dazwischen war noch etwas anderes. Er hatte halb darauf gelegen. Verständnislos blickte er das Ding an, wusste zunächst nicht, was es war. Dann begriff er.
    Walter trat hinter ihn. Er beugte sich herunter, fuhr König mit seinen dicken, kurzen Fingern ins Haar und riss seinen Kopf zurück, damit er ihm mit der anderen Hand die Kehle durchschneiden konnte. Während der Zwerg ihn an den Haaren riss, hob König die Pistole vom Boden auf, stieß sie Walter unters Kinn und drückte ab.
    Das Messer fiel scheppernd zu Boden. Die hallende Stille, die darauf folgte, wurde von einem Geräusch unterbrochen, das König nicht deuten konnte, es klang wie herabfallendes Konfetti, das aus Tausenden winziger Metallglöckchen bestand. Walter schwankte, fiel auf die Knie und kippte nach vorn auf König.
    Der schob ihn von sich weg. Er stützte sich mit der Hand auf einem Stein ab und richtete sich mühsam auf. Sein Mantel hatte sich mit Blut vollgesogen und hing schwer an ihm. Die Hand auf seine Seite gepresst, ging er unsicher zur offenen Tür der Kapelle, lehnte sich an den Rahmen und atmete tief die eisige Nachtluft ein.
    Mathias war blindlings durch die Ruinen gerannt. Er hatte keine Ahnung, wo Katta und Stefan waren. Er rannte einfach. Als er nicht mehr konnte, entdeckte er eine kleine, dunkle Mauernische und kroch hinein. Da hockte er, dicht an die Steine gepresst, und lauschte, doch alles, was er hörte, waren sein eigener Atem und das Hämmern seines Herzens. Dann sah er den Schein einer Laterne, der sich langsam zwischen den hohen Mauern der Ruinen hin und her bewegte, als suchte jemand etwas, und er wich weiter in die Dunkelheit zurück. Doch das Licht kam nicht näher und nach einer Weile sah er es gar nicht mehr.
    »Katta?«, rief er kaum hörbar, dann noch einmal, voller Angst, jemand anders als sie könnte ihn hören. Doch niemand antwortete.
    Erst bei Sonnenaufgang traute er sich, aus seinem Versteck zu kriechen. Vorsichtig richtete er sich auf und blickte sich um. Niedrig hängende Nebelschwaden waren vom Festland über das Eis herübergezogen, füllten den Raum zwischen den alten Ruinen und waberten zwischen den eingestürzten Wänden umher.
    Er wusste nicht, was tun.
    Dann hörte er Stimmen, zunächst nur ganz leise, gedämpft vom Nebel. Er kroch wieder in die Nische und lauschte. Jemand rief seinen Namen.
    König hatte Stefan bereits gefunden. Jetzt suchte er nach Katta und Mathias. Als er vor Mathias aus dem Nebel trat, sah er aus wie ein Toter. Einen Augenblick lang dachte Mathias tatsächlich, er sei tot. Sein Gesicht war aschfahl, die Lippen wirkten blutleer. Er blickte Mathias aus tief eingesunkenen Augen an.
    »Wo ist Katta?«, fragte er.
    Mathias schüttelte den Kopf. Jetzt tauchte auch Stefan aus dem Dunst auf.
    »Sie war bei dir«, sagte Mathias.
    »Sie laufen.«
    Stefan machte eine Armbewegung, als wollte er damit sagen, dass sie in eine andere Richtung gelaufen sei und er sie aus den Augen verloren habe. Aber die Geste machte den Eindruck, als sei er sich nicht ganz sicher, in welche Richtung sie verschwunden war.
    Sie suchten zwischen den Ruinen, riefen Kattas Namen, doch es kam keine Antwort. Erst als der Nebel sich verzog, sie am Rand der Klippen standen und hinunterblickten auf die Felsen, sahen sie Spuren von den Kufen eines Schlittens. Eine Spur, die sich über das Eis zu ihnen herüberzog, und eine andere, die zum Festland zurückführte.

Der runde Raum
    Katta erwachte.
    Sie lag auf hartem, kalten Boden. Ihre Handgelenke waren mit einem Strick zusammengebunden. Sie hatte einen eklig bitteren Geschmack im Mund. Er rührte von dem Tuch her, das Doktor Häller ihr so fest aufs Gesicht gedrückt hatte, dass sie nichts anderes einatmen konnte. Sie erinnerte sich, dass sie sich dagegen gewehrt hatte und ihr Kopf erfüllt gewesen war von ihren eigenen Schreie n – dann samtschwarze Stille.
    Jetzt lag sie hier, aber sie wusste nicht, wo »hier« war. Blinzelnd schaute sie sich

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