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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Doch als sie die Laterne näher an den Boden hielten, entdeckten sie Steine, deren Ränder Scharten und Kerben von Werkzeugen aufwiesen, als seien sie hochgehoben und wieder an ihren alten Platz zurückgelegt worden.
    Stefan glitt aus dem Licht der Laterne in die Dunkelheit. Als er zurückkam, hatte er die Satteltasche dabei. König löste die Riemen, zog eine Metallstange heraus, stellte sich breitbeinig über die Steine und stemmte sie einen nach dem anderen heraus. Stefan schleppte sie weg. Schon als sie ein paar wenige Steine entfernt hatten, kam eine Stufe zum Vorschein und darunter noch eine. Aber der Rest des Hohlraums war mit Steinen aufgefüllt.
    »Hier muss es zur Krypta gehen«, sagte König.
    Es dauerte einige Zeit, bis die Steine weggeräumt waren. Katta zog ihren Mantel enger um sich und setzte sich mit Mathias an den Rand des Lichtkegel s – er war fast am Ende seiner Kräfte.
    Katta kam sich vor, als würde sie noch einmal Zeuge, wie Gelein Merlevedes Grab geöffnet wurde. Sie versuchte nicht an die tote Frau zu denken und auch nicht an das, was hier versteckt worden sein könnte, aber es hatte keinen Zweck.
    »Sag, sie sollen aufhören«, bat sie.
    Doch Mathias schüttelte nur den Kopf. Dafür war es jetzt zu spät.
    Der Fleck aus Mondlicht kroch langsam über den Boden. Stefan hatte seinen dicken Mantel ausgezogen und hielt schwer atmend die Laterne für König. Hinter ihm auf dem Boden lag ein gewaltiger Berg Steine. Er blickte zu Mathias hinüber.
    » Voy «, sagte er.
    Mit steifen Gliedern stand Mathias auf und ging zum Rand des Lochs. König stand am Fuß einer flachen Treppe. Vor ihm war eine niedere Tür. Sie war mit einem dicken Metallgitter gesichert. Er stemmte die Enden der Stangen aus den Vertiefungen im Stein.
    Katta kam herüber und stellte sich neben Mathias. In diesem Moment löste sich die letzte Metallstange aus der Mauer, das Gitter schwang zur Seite und fiel scheppernd auf die Treppenstufen. Stefan reichte König die Laterne hinunter. Dieser legte die Hand auf die Tür und drückte.
    Als sie sich öffnete, kam ein Schwall kalter, abgestandener Luft aus der Dunkelheit und die Flamme in der Laterne flackerte.
    »Komm«, sagte Mathias leise, nahm Kattas Hand und zog sie die Stufen hinunter.
    In den Schatten, die das Licht der Laterne warf, standen unter einer niedrigen, gewölbten Decke die leeren Steinsärge, in denen einmal die Äbte des Klosters vom heiligen Becca dem Älteren gelegen hatten. Ihre Gebeine waren zusammen mit den Reliquien des Heiligen längst in die Kirchen von Felissehaven überführt worden. Die steinernen Sargdeckel waren gesprungen, manche gar zerbrochen und lagen neben den Särgen auf dem Boden. Dann zuckte die Flamme erneut und Mathias wich zur Tür zurück.
    Hier drin lag Gustavs Geheimnis und es war kein Schatz.
    »Auf den beiden da ist noch der Deckel«, sagte Katta. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauch.
    König hielt die Laterne hoch. In der hintersten Ecke der Krypta waren offenbar zwei Särge wieder geschlossen worden. Er stellte die Laterne ab und stemmte das flache Ende der Eisenstange in den Spalt unter dem Deckel des Sargs, der ihm am nächsten war. Er war zu schwer, als dass König ihn allein hätte anheben können.
    »Stefan. Vasi .«
    Stefan schob sich an Katta vorbei und sie beobachtete, wie er und König mit ihrem ganzen Gewicht gegen das Metall drückten. Es knirschte und der Deckel bewegte sich. Ein fauliger Gestank breitete sich in dem kleinen Raum aus.
    »Noch einmal!«, keuchte König.
    Zentimeter um Zentimeter arbeiteten sie sich mit der Stange vor und schoben den Deckel zur Seite. Als sie ihn weit genug versetzt hatten, hob König die Laterne auf und hielt sie über den halb offenen Sarg.
    Der Mann war schon lange Zeit tot, doch sein Gesich t – die Haut straff und durchscheinen d – war kaum verwest. Dafür hatte die kalte, abgeschlossene Krypta gesorgt. Eine tiefe, blutleere Wunde verlief quer über seinen Hals; ihm war die Kehle durchtrennt worden.
    Katta riss die Augen auf.
    Sie hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen. Hart und kalt und gnadenlos. Lange nach der Prozession hatte es ihr noch lebhaft vor Augen gestanden.
    Es war das Gesicht des Herzogs von Felissehaven.
    »Jetzt der andere«, sagte König.
    Stefan rammte die Metallstange in den anderen Sarg und sie begannen den Deckel aufzustemmen. Dieses Mal brach der Stein entzwei und sie kippten das abgebrochene Stück auf den Boden.
    Auch in diesem Sarg lag ein Mann und

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