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Finsterherz

Finsterherz

Titel: Finsterherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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auch ihn erkannte Katta wieder. Es war der hochgewachsene Kirchenmann, den sie beim Fest der Engel nachts mit Doktor Häller aus der Oper hatte kommen sehen; seine Maske hatte er abgenommen und an einem Band getragen.
    »Aber sie leben doch«, sagte sie. »Ich hab e …«
    König ließ sie den begonnenen Satz nicht zu Ende bringen. Er drückte seine Hand so fest auf ihren Mund und ihre Nase, dass sie nicht mehr atmen konnte. Sie wehrte sich, doch dann hörte sie es auch.
    Ein Klacken auf den Steinplatten. Jemand war in der Kapelle über ihnen.
    Langsam nahm König seine Hand von Kattas Mund und schloss die Klappen der Laterne. Er zog die Pistole aus seinem Mante l – Katta hörte in der Dunkelheit das Klicken, als er den Hahn spannte. Dann schlüpfte er an ihr vorbei in die Lache aus blauem Mondlicht, die sich über die unterste Stufe ergoss, blieb stehen und lauschte.
    Nichts rührte sich. Kein Laut war zu höre n – die Kapelle schien leer. Stefans Bündel lag unberührt neben dem Steinhaufen, aber König wusste, was er gehört hatte. Lautlos wie eine Katze schlich er die Treppe hinauf.
    Katta und Mathias folgten ihm langsam. Stefan kam als Letzter, die Eisenstange noch immer in der Hand. König gab ihnen durch Zeichen zu verstehen, dass sie warten sollten. Er suchte die Dunkelheit mit Blicken ab. Dann sahen sie, wie er durch die Kirche ging und die Pistole über sämtliche dunklen Stellen schwenkte. Auf halbem Weg zur Tür der Kapelle ließ sein sechster Sinn ihn aufschauen und in diesem Moment sprang Walter von den Dachsparren und traf König wie ein zentnerschwerer Fels.
    König schlug mit dem Hinterkopf hart auf dem Steinboden auf und die Welt explodierte in gleißendem Licht. Walter war sofort über ihm, drückte ihn auf den Boden und schlug die Hand, mit der König die Pistole hielt, auf den Stein, bis seine Finger sich öffneten und die Waffe in die Dunkelheit fiel und über den Boden schlitterte. König versuchte seine Handkante unter das Kinn des Zwerges zu schieben, doch Walter zog sie mühelos weg und rammte König seinen Kopf ins Gesicht.
    Es war alles so schnell passiert.
    Stefan stand nutzlos oben an der Treppe, die Augen weit aufgerissen und die Eisenstange in der Hand.
    »Hilf ihm!«, rief Katta.
    Aber Stefan konnte sich nicht rühren. Es war, als sei er plötzlich am Boden festgewachsen. Zitternd starrte er auf König und den Zwerg. Katta versuchte ihm die Stange aus der Hand zu reißen, doch er schaute sie nur mit stierem Blick an. Je mehr sie zog, desto fester umklammerte er sie.
    Katta schrie ihn an: »Gib sie her!«
    König war auf den Beinen, das Gesicht voller Blut. Walter hatte ein Messer mit langer, gebogener Klinge aus dem Mantel gezogen und die beiden umkreisten sich langsam im Mondlicht.
    »Stefan! Lavti! «, rief König.
    Doch Stefan war immer noch wie gelähmt. Es war Katta, die König die Eisenstange zuwarf, nachdem sie sie Stefan endlich entwunden hatte. Es klang wie ein Glockenschlag, als sie genau zwischen Walter und König auf dem Boden landete. König bückte sich, um sie aufzuheben, da zielte Walter schon mit dem Messer auf sein Gesicht, doch in einer einzigen Bewegung duckte König sich unter der Klinge weg, packte die Eisenstange und versetzte Walter beim Hochkommen einen Schlag gegen den Körper. Der Zwerg stolperte rückwärts.
    »Lauft!«, rief König.
    Katta griff nach Mathias’ Hand und sie liefen zur Tür. Hinter sich hörte sie Stefan. Als sie an der Tür war, rannte Stefan an ihr vorbei und zog Mathias mit sich, aber sie blieb stehen und blickte sich um.
    »Lauf!«, rief König noch einmal und holte mit der Stange aus. Ein drittes Mal brauchte er es ihr nicht zu sagen. Sie schürzte ihre Röcke und rannte. Stefan und Mathias waren bereits zwischen den herabgestürzten Steinen des Kreuzgangs. Stefan zog Mathias, der sich vor Schmerz zusammenkrümmte, hinter sich her. Im Laufen begann es in Kattas Kopf zu brummen, ein Geräusch wie von einer gereizten Wespe.
    »Nein!«, flüsterte sie. »Nein!«
    Wimmernd erreichte sie den Torbogen und stolperte in den mondbeschienenen Kreuzgang. Die Welt um sie herum zerbarst in glitzernde Lichtpünktchen.
    »Nein!« Sie rappelte sich auf und lief weiter.
    Der Gang war am Ende durch eine eingestürzte Mauer blockiert. Stefan war in den schmalen Durchlass unter der Decke hinaufgeklettert und hatte Mathias hinter sich hergezogen. Jetzt stieß er ihn in die Dunkelheit auf der anderen Seite. Er sah Katta und streckte die Hand aus, um

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