Finsternis über Gan (German Edition)
Alfrigg, Alon und Elbachur.
»Sie haben sich an uns festgehalten, wurden aber nicht von den Amuletten hierhergebracht. Sie werden also wieder auf dem Landweg zurückkehren müssen«, berichtete Pendo.
»Oh, die Armen«, sagte Davina traurig. »Wie geht es ihnen?«
»Gut geht es ihnen. Sie sind erschöpft, aber gesund bei uns angekommen«, beruhigte Finn sie.
»Sie fanden unsere Welt ganz schön verrückt und die Reise zu uns war sehr anstrengend. Aber sie haben es geschafft«, erklärte Chika.
»Ich soll dich herzlich von Daniel grüßen«, sagte Pendo.
»Vielen Dank, das ist lieb von dir.«
»Wo ist eigentlich Nathanus?«, fragte Joe.
»Dort hinten im Wald. Er wollte nicht so lange auf der Lichtung herumstehen. Normalerweise leben die Einhörner sehr zurückgezogen. Kommt, wir gehen zu ihm.«
Die Freunde folgten Davina in den angrenzenden Wald. Sie hatten das Einhorn bereits bei ihrem letzten Aufenthalt in Gan gesehen; gemeinsam mit den anderen sprechenden Tieren hatte es gegen Harah und die Schwarzalben gekämpft. Es war das mutigste Tier des Landes. Von ferne schon sahen sie das silbrige Fell des Tieres, das ihnen nun entgegentrabte. Das Einhorn war das anmutigste Tier, das Chika, Pendo, Finn und Joe je gesehen hatten. In seiner Gegenwart wirkte alles andere blass und gewöhnlich.
»Ihr wurdet lange erwartet, Träger der Amulette. Seid willkommen«, grüßte es die vier und neigte seinen Kopf vor ihnen.
»Es ist eine große Ehre für uns, wieder in Gan zu sein«, entgegnete Chika höflich und verneigte sich anmutig vor dem Einhorn. Pendo, Finn und Joe versuchten es ihr nachzumachen, wirkten aber neben der Japanerin unbeholfen.
Das Einhorn schnaubte laut und sagte: »Wie ich sehe, seid ihr ohne die Boten zurückgekehrt.«
»Ja, sie müssen wohl auf dem Landweg zurückkehren«, bestätigte Finn.
»Das macht die Sache nicht einfacher. Vor allem Elbachur als Mitglied des königlichen Rates wäre für unser Vorhaben sehr wichtig. Machen wir uns also auf den Weg. Wir müssen uns beeilen«, forderte Nathanus die Gefährten und Davina auf und trabte ihnen voran in den dunklen Wald.
»Was ist geschehen? Warum müssen wir uns beeilen? Die Sommerpause des Rates hat doch erst vor Kurzem begonnen«, erkundigte sich Pendo.
Davina und Nathanus machten ernste Gesichter, dann begann die Frau zu erzählen: »König Farlon muss dieses neue Gesetz unglaublich wichtig sein. Jedenfalls hat er die Sommerpause verkürzt. Schon für nächste Woche hat er eine Ratssitzung einberufen, um das Gesetz zu erlassen. Es hat ihn sehr verwundert, dass Elbachur seit über einer Woche nicht erreichbar ist. Menschen auf Schloss Apelah, die ich gut kenne, sagen, er wäre sichtlich nervös und misstrauisch.«
»Dann sollten wir uns wirklich auf den Weg machen«, sagte Joe. »Wo ist eigentlich das Schloss? Als wir das letzte Mal hier waren, haben wir es nicht gesehen.«
»Oh, es befindet sich östlich von hier. Es wurde vor sehr langer Zeit von Menschen gebaut und stand lange Zeit leer. König Farlon hat es wieder herrichten lassen. Er meinte, es sei der angemessene Wohnsitz für einen König. Nun, ihr werdet ja sehen. Kommt, es ist gar nicht so weit«, forderte Davina sie auf.
Nach nur einer Stunde Fußmarsch durch die faszinierenden Wälder Gans mit ihren riesigen Bäumen, Bächen und Waldseen blickten sie von einer Anhöhe in ein weites Tal. Am anderen Ende des Tals erhob sich ein steiler, felsiger Hügel, auf dessen Spitze ein gigantisches Schloss stand. Es war von einer großen Mauer umgeben, die verschiedene Türme miteinander verband. Auf den Zinnen konnten sie Wachen bei der Patrouille sehen. Das Schlossgebäude selbst wirkte auf die Entfernung wie ein riesiger, dunkler Block. Es fehlte ihm die Anmut und Schönheit, die das Lichtalbenschloss Birah ausstrahlte, das die Gefährten bei ihrem letzten Aufenthalt in Gan kennengelernt hatten. Apelah glich mehr einer unbezwingbaren Festung.
»Das ist aber kein schönes Schloss«, sagte Chika mit gefurchter Stirn.
»Innen wirkt es angenehmer«, beschwichtigte Davina. »Aber du hast recht, es gibt schönere Schlösser.«
»Für den Lichtalb Elbachur ist es eine Qual, dort leben zu müssen«, stellte das Einhorn nüchtern fest.
»Ich frage mich, warum jemand in Gan solch eine Festung gebaut hat. Gan soll doch immer ein friedliches und gutes Land gewesen sein«, sagte Finn sichtlich irritiert.
»Für die meiste Zeit stimmt das auch. Aber es gab immer Ausnahmen. Ich bin mir nicht
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