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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Buß
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Alles schien so unwirklich. Es passte nicht zu dem Land, das sie ein Jahr zuvor kennengelernt hatten. Flankiert von Davina und Nathanus schritten die vier Träger der Amulette zum Thron, dem lächelnden König entgegen. Aus der Nähe erschreckte sie das Bild noch mehr. War das wirklich Farlon, der da vor ihnen auf dem Thron saß? Er war fett, unsäglich fett, sein Gesicht aufgedunsen und sein Ausdruck starr. Es fehlte jede Lebendigkeit, Freude und Fürsorglichkeit, die sie an diesem Menschen so geschätzt hatten.
    »Was für eine Freude, euch wiederzusehen, hochverehrte Träger der Amulette! Willkommen in meinem Reich«, begrüßte sie der König. Die Worte wurden gesprochen, aber sie fanden keinen Widerhall in den Augen des Königs.
    Pendo, Finn, Chika und Joe wollten sich gerade verneigen, als polternd eine Tür rechts neben dem Thron geöffnet wurde. Ein dünner Mann mit schwarzen Haaren und eleganter Kleidungbetrat aufgeregt den Raum, dicht gefolgt von einem zwei Meter großen Mann mit Glatze, dicken Muskeln und eiskalten Augen. Angespannt und noch ganz außer Atem schaute der dunkelhaarige Mann zwischen den Gefährten und dem König hin und her: »Habe ich also richtig gehört, Majestät, die Träger der Amulette sind hier?«
    »Ganz recht, lieber Cousin. Kinder, darf ich euch vorstellen: Seine Exzellenz Erzminister Thainavel.«
    »Welch große Ehre, die Träger der Amulette«, hauchte dieser und verbeugte sich vor ihnen – etwas überzogen, wie die vier fanden. Dann wandte er sich erneut dem König zu: »Eure Majestät, womit haben wir denn diese Ehre verdient? Die Träger der Amulette – hier in Gan – wo sie doch gerade mal vor einem Jahr hier waren.«
    Erwartungsvoll schaute der König zu den Kindern: »Ja genau, warum seid ihr eigentlich hier? Das ist wirklich verwunderlich. Und wie kommt es, dass ihr von Davina und dem Einhorn Natha-nus begleitet werdet?«
    Die vier räusperten sich. Was sollten sie jetzt sagen? Sie durften nicht das geheime Treffen ihrer Freunde erwähnen. Möglicherweise würde der König einen Verrat dahinter wittern. Nach kurzem Überlegen sagte Pendo: »Wir wurden vom Schöpfer der Lebensströme hierhergerufen. Niemand sonst hat die Macht, uns mithilfe der Amulette hierherzubringen. Selbst Nebijah konnte uns nur in seinem Auftrag rufen.«
    »Der Schöpfer der Lebensströme?«. Der Erzminister flüsterte den Namen ehrfürchtig und beobachtete die vier mit interessierten Augen. »Der Schöpfer der Lebensströme. So, so.« Er lächelte. Der Kahlköpfige, der immer noch hinter ihm stand, tat es ihm gleich. Eine Zahnlücke zwischen braunen Zähnen wurde sichtbar.
    Der Erzminister wollte gerade eine weitere Frage stellen, als Nathanus seine Stimme erhob. »Nachdem die Träger der Amulette im Garten Nebijahs angekommen waren, trafen sie Davina und mich im Wald«, beantwortete er die zweite Frage.
    »Was für ein Zufall, dass ihr gerade zu diesem Zeitpunkt in der Nähe des Gartens wart«, sagte der König nachdenklich.
    Erzminister Thainavel wollte gerade zur nächsten Frage anheben, als ihn diesmal der König unterbrach: »Was sind wir doch für unhöfliche Gastgeber. Die Träger der Amulette kommen zu uns, und wir stellen ihnen bohrende Fragen. Nein, so geht das nicht. Ihr seid meine Gäste. Meine Mutter wird euch eure Zimmer zeigen und dann treffen wir uns gleich zum Abendessen. Davina, du bist heute auch mein Gast, und Nathanus …« Der König hielt inne.
    »Ich werde mich jetzt zurückziehen Majestät, unsere Essgewohnheiten sind wohl zu unterschiedlich«, sagte das Einhorn kopfschüttelnd, verabschiedete sich von allen und verließ den Raum.
    König Farlon nickte den Gefährten freundlich zu und bat seine Mutter mit einer Handbewegung, sie hinauszuführen. Die Audienz war beendet.

    Sobald die Königinmutter den Schlafsaal der Jungen verlassen hatte, öffneten diese die Verbindungstür zum Mädchenzimmer, in dem die Mädchen schon mit Davina warteten.
    »Davina, ich erkenne Gan nicht wieder. Das ist nicht das Land, dem wir letztes Jahr geholfen haben«, sagte Joe kopfschüttelnd.
    »Wie kann sich ein Land innerhalb so kurzer Zeit so stark verändern?«, bestätigte Finn.
    »Jetzt, wo ihr hier seid«, antwortete Davina, »fällt mir auch auf, was sich alles verändert hat. Aber ihr müsst wissen, dass Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebewesen in Gan auch schon früher gemacht wurden. Was denkt ihr, warum sich die sprechenden Tiere über viele Jahrzehnte hinweg

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