Finsternis über Gan (German Edition)
fragte Pendo.
»Ein Hologramm, ein dreidimensionales Bild von Nebijah«, erklärte er den anderen.
Das Bild stieg empor, schwebte vor ihren Augen zur Seite und kam neben dem Tisch zum Stillstand. Genau wie die echte Nebijah es getan hatte, verneigte es sich leicht vor den Gefährten, lächelte sie an und begann zu sprechen.
»Ihr Träger der Amulette, seid willkommen in Gan. Wenn Ihr diese Nachricht hört, ist unser Land in großer Gefahr. Andernfalls hätte Euch der Schöpfer der Lebensquelle nicht gerufen. Gan hat sich verändert. Es verdient nicht mehr den Ehrentitel, einer der Gärten Gottes zu sein. Schneller als gedacht hat es den guten Weg verlassen und sich vom Gift der Schwarzalben benebeln lassen. Ich kenne Euren Auftrag nicht, da ich schon bald nach der Wahl des Königs diesen Ort verlassen habe, um Gans Rettung zu finden. Aber denkt immer daran: Bei Harah findet Ihr die Wurzel alles Bösen. Erst wenn das Böse endgültig besiegt ist, kann dieses Land wieder seiner Bestimmung gemäß leben. Seid vorsichtig auf Eurem Weg. Der Schöpfer der Lebensquelle sei mit Euch.«
Nebijah verneigte sich, und das Hologramm zerfiel in unzählige Goldtropfen, die zum Boden schwebten und verschwanden.
»Wie schade, nur eine Nachricht und nicht die richtige Nebijah«, sagte Joe enttäuscht, der sich eine klarere Anweisung erhofft hatte.
»Besser als nichts«, entgegnete Finn. »Immerhin hat sie uns auf etwas Wichtiges aufmerksam gemacht. Harah muss hinter der ganzen Sache stecken. Von dem hatte Alfrigg gar nichts erzählt. Er redete immer nur von König Farlon und nicht darüber, dass Harah mit der Sache zu tun haben könnte.«
»Daniel hat nur gesagt, Harah sei, seitdem er sich beim Kampf um die Quelle in schwarze Bläschen aufgelöst hatte, nicht mehr gesehen worden«, erklärte Pendo. »Sie vermuten, dass er tot ist.«
»Aber die letzten Worte von Harah waren, dass er wiederkommen würde. Also sollten wir aufpassen und ihn im Hinterkopf haben, wenn merkwürdige Dinge passieren, oder?«, sagte Finn.
»Das ist wahr«, stimmte Pendo ihm zu. »Falls er noch lebt, wird er alles daransetzen, um Gan endgültig zu zerstören.«
»Und wir müssen nicht nur König Farlon davon überzeugen, dass seine Pläne gefährlich sind, sondern müssen gegen einen viel größeren Gegner kämpfen«, meinte Joe begeistert.
Chika sah seinen freudigen Blick. »Oh nein, diesen Gesichtsausdruck kenne ich. Du riechst schon das Abenteuer, stimmt’s?«
Joe grinste breit. »Klar. Das Jahr zu Hause war tödlich langweilig.«
»Jetzt lasst uns erst mal rausgehen und hören, was Davina und das Einhorn Nathanus zu sagen haben«, forderte Pendo die Gefährten auf.
Eilig gingen sie nach draußen in den wunderschönen Garten, in dessen Mitte sich Nebijahs Haus befand. Die Sonne strahlte ihnen entgegen, der Bach plätscherte an ihnen vorbei und Vögel in allenFarben führten unter lautem Zwitschern einen Freudentanz über ihren Köpfen auf, als ob sie seit ewigen Zeiten auf diesen Moment gewartet hätten.
»Huhuu, hier sind wir«, rief eine begeisterte Stimme vom anderen Ende des Gartens.
»Da ist Davina«, rief Pendo und deutete auf eine Frau mit feuerroten Locken, die am Rande des Gartens stand und ihnen zuwinkte. Sie trug einen braun karierten Umhang, unter dem ein lilafarbener Rock hervorlugte. Pendo, Chika, Finn und Joe rannten in ihre Richtung.
»Wieso kommst du nicht in den Garten? Hier am Wasser ist es doch viel angenehmer«, rief Finn ihr zu.
»Das geht nicht«, antwortete Davina.
Zweifelnd fragte Joe: »Hä? Wieso denn nicht?«
»Um den Garten herum ist eine unsichtbare Wand, gegen die jeder stößt, der versucht, ihn zu betreten. Siehst du?« Davina lehnte sich gegen die Wand, sodass die vier dachten, sie würde jeden Moment umkippen. Aber sie blieb einfach schräg angelehnt stehen.
»Das ist ja unglaublich«, staunten sie und mussten über das bizarre Bild lachen. Im Gegensatz zu Davina konnten sie die Mauer einfach so in jede Richtung durchschreiten. Nebijah hatte sie nur für die Träger der Amulette durchlässig gemacht.
»Herzlich willkommen in Gan«, sagte Davina nun zu den Gefährten und umarmte und drückte sie. »Wie gut, dass ihr da seid. Wie ihr alle gewachsen seid!«
»Ja, ist das nicht toll?«, stimmten die vier ihr zu und begannen alle gleichzeitig laut draufloszureden. Irritiert verstummten sie, schauten sich an und mussten lachen.
Davina nutzte die Pause und erkundigte sich nach Daniel, ihrem Ehemann,
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