Finsternis
spontan, da wir gelernt hatten, dass sich Menschen stets an Flüssen ansiedelten.
Bei unserer ersten Rast urinierten wir, gemeinsam. Seit einiger Zeit schon war es uns ein Bedürfnis gewesen zu urinieren. Doch die Idee sich eine Toilette aufzusuchen, war stärker gewesen. Sie hatte uns beide davon abgehalten, einfach unsere Schniedel auszupacken und zu pissen. Damien war besorgt, da ich so still geworden war, aber ich beschwichtige ihn, dass es mir gut ginge, um jeden Preis weiter wollte, um den verdammten Wald zu verlassen. Während wir Wasser ließen, sahen wir plötzlich ein paar Umrisse, sie waren ziemlich nahe, möglicherweise hatten sie auch uriniert. Und da wir ebenso dreckig und mit Schlamm verschmiert waren, konnten sie uns – wenn die Riechtheorie stimmte – nicht wittern. Damien und ich lugten hinter dem Baum hervor (einer links der andere rechts) und vor lauter Angst davor entdeckt zu werden, bewegten wir uns nicht, und hielten unseren Schwanz. Die Wesen erkannten und witterten uns nicht. Sie zogen eine Leiche an uns vorbei und wir starrten sie an. Als sie ein wenig Entfernung gewonnen hatten, flüsterte Damien mir zu, dass er den einen töten wolle und ich solle mir den anderen vornehmen. Plötzlich bekam ich einen Steifen. Damien sah dies und sagte: „Ich wusste, dass du es ebenso willst wie ich. Er führte seine Hand zwischen meinen Schritt und sagte: „Auf in den Kampf, mein Junge.“
Damien und ich liefen, die Kerle erblickten uns und ehe sie sich wehren konnten – durch den Hinterhalt verblüfft –, schlugen wir auf ihr Kreuz und Genick ein, traten ihnen in die Fresse und b esonders fest in ihre Genitalien. Schwule wussten sich zu wehren! Beide hielten sie ihre Eier und brachen vor uns auf dem Boden zusammen. Ich hob einen Ast vom Waldboden auf, ein hinreichend vorkommendes Schlagwerkzeug im Wald und schlug auf den Kopf des Ureinwohners ein. Mit einigen Zuckungen und erbärmlichen Heulrufen erledigte ich ihn und brach erschöpft zusammen.
Damien hatte seinen Gegner mit Fußtritten ermordet. Auch er zitterte am ganzen Körper und als er zu mir kam und mir ins Ohr flüsterte, dass wenn wir sie nicht getötet hätten, sie ganz b estimmt uns getötet hätten, schauderte es ihn mehr als mich. Damien wollte mir helfen, aber ich wollte ihn nicht ansehen. Ich hatte jemanden umgebracht, wenngleich es ein Monster war, so hatte ich getötet. Damien hielt mich in seinen Armen, er ließ mich nicht los und ich versuchte seine Nähe, seine Umarmung nicht als abstoßend zu empfinden, aber ich tat es. Ich erschrak vor mir selbst, zu so einer Tat überhaupt fähig gewesen zu sein. Ich beruhigte mich aber schnell und war alsbald wieder bereit weiter zu laufen, so weit wie wir mussten, um diesen verdammten Wald endlich zu verlassen. Diese Wesen mobbten uns und wir mobbten zurück. Wir wollten uns einen Siegeszug nach draußen schlagen und so viele Dinger, Kerle oder Wesen mit in den Tod reißen wie nur irgendwie möglich. Jetzt waren wir die Hungrigen!
*
Veronikas Füße brannten vor Schmerz. Dutzende Male hatte sie diese scheiß Wälder und ihre Idee verflucht, mit ihrer Affäre, einem Elektrotechniker aus der Provinz, einen Wochenendausflug in eine neue Therme ins nördliche Burgenland zu unternehmen. Sie erinnerte sich an die Worte Danielas, die sich ständig entschuldigt hatte. Sie war wohl oft unanständig und gemein gewesen, so deutete sie diese Worte der Entschuldigung jedenfalls. Vielleicht sollte sie sich auch entschuldigen.
„Halte Schritt , Veronika“, sagte Martin und versuchte ihr ein wenig zu helfen, wenn wieder felsiges Geröll zu überqueren war. Abby blieb stehen, hielt sich kurz ihren Bauch, obwohl noch nichts zu sehen war – noch nicht mal zu spüren – und fühlte sich ein wenig außen vor. Ausgeschlossen, dachte sie in dem Augenblick, war wohl das richtige Wort. Aber das konnte nicht sein, es war falsch, was sie dachte. Martin würde das nie tun, er liebte sie.
Veronikas Schmerzen und Wut brachten sie ab und an zum Ausdruck, indem sie rief: „Scheiße“, „verflixt und zugenäht“ oder „Hirnis, ihr!“ Martin und Abby drehten sich dann jedes Mal zu ihr um und baten sie, leiser zu sein.
Veronika hielt die Schmerzen und die Wut nicht mehr aus, sie setzte sich nieder. „Geht ihr ohne mich, ich muss mich ausrasten.“
Martin kam auf sie zu und am liebsten hätte sie den Typen weggedrängt, war sie doch um einiges älter als er und außerdem wollte
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