Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
wenn sie reich sind, und mehr für uns zu essen. Wer unter uns braucht denn das Gold, das Händler ins Land bringen? Ausländer bringen nur die Angst vor unseresgleichen mit. Sie beurteilen unsere Beziehungen mit den Sterblichen, als wäre es eine Perversion, dass wir unter den Lebenden wohnen und uns unsere Liebhaber holen, wo wir sie finden. Als der letzte Lord gestorben war, haben wir Dark Haven sich selbst überlassen, und die Ausländer kamen nicht mehr. Niemand mehr verbrannte uns, keiner verbreitete Lügen über uns bei den Sterblichen. Wir waren sicher. Eine Änderung kann nur Trauer bringen.«
»Die Tatsache bleibt, dass die Lady selbst Jonmarc Vahanian als den neuen Lord von Dark Haven gewählt hat und wir mit einem Eid an die Lady gebunden sind.« Die Irritation in Gabriels Stimme war deutlich zu hören.
»Hat sie das wirklich?«, fragte Uri und starrte die Decke an. »Du bist derjenige, der behauptet hat, dass er geträumt habe, ein neuer Lord werde kommen. Du bist derjenige, der sagte, dass die Lady dich geschickt habe, Jonmarc Vahanian zu finden. Und du bist auch derjenige, der sagte, dass die Lady dich zu Martris Draykes Beschützer gemacht hat, auch wenn das deinen Eid gebrochen hat, das Abkommen einzuhalten. Was haben wir außer deinem Wort, dass irgendetwas davon wahr ist?«
»Wie kannst du den Willen der Lady anzweifeln?« Yestin trat vor. »Martris Drayke hat den Thron von Margolan zurückgewonnen, gegen den Obsidiankönig genauso wie gegen Foor Arontala. Jonmarc Vahanian hat entgegen aller Wahrscheinlichkeit überlebt. Sicher ist da die Hand der Lady deutlich zu sehen!«
»Ich finde, dass der Wille der Lady immer für die am deutlichsten ist, die sowieso in ihre Richtung gehen wollen«, erwiderte Uri gelangweilt. »Also ist es vielleicht der Wille der Lady, dass das Abkommen gebrochen werden soll. Ich habe gehört, dass viel Vayash Moru in Margolan freiwillig in die Armee eingetreten sind, um Jareds Anhänger zu jagen. Und Vahanian trainiert mit Laisren, um Vayash Moru zu bekämpfen. Ist das also der Wille der Lady?«
»Wenn man deine Drohungen in Betracht zieht, wäre er ein Narr, wenn er das nicht täte«, schnappte Riqua. »Der Herr von Dark Haven – und seine Herrin – müssen sich unter unseresgleichen so sicher fühlen wie unter Sterblichen. Sterbliche, denen es gut geht, haben keinen Grund, uns zu fürchten. Der Pöbel wird sich gegen uns wenden, wenn sie hungrig sind, dann sind sie von Aberglauben und Furcht getrieben. Vahanian bietet uns einen nie gekannten Weg an, Geschäfte zu machen, eine volle Partnerschaft da, wo wir bisher nur in den Schatten gelauert haben. Warum sollten wir das nicht unterstützen?«
Uri sah von Riqua zu Gabriel und zu den anderen. Malesh sah das harte Glitzern in den Augen seines Schöpfers, ein Ausdruck, der andeutete, dass Uris Geduld ausgeschöpft war. »Wir sind nicht dazu gemacht, Partner von Sterblichen zu sein. Wir sollen herrschen. Wie die Wölfe den Wald beherrschen«, sagte er mit einem Seitenblick auf Yestin. » Wir stehen in der Nahrungskette ganz oben. So ist das in der Natur. Der Stärkste gewinnt. Und das ist der Wille der Lady.« Er starrte Gabriel böse an. »Ich werde aufhören, euren kostbaren Lord herauszufordern, wenn er mir beweist, dass er seinen Platz in einem fairen Kampf erobern kann. Und wenn ihr das Abkommen mit den Sterblichen brechen könnt, wann es euch gefällt, dann kann ich das auch. Meine Geduld mit diesem Rat ist vorbei.«
Malesh folgte Uri aus dem Raum und bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Das hätte nicht besser gehen können, wenn ich Uri wie eine Marionette geführt hätte. Das Abkommen ist aufgekündigt. Uri hat sich vom Rest des Rates getrennt. Er hat Vahanian den Krieg erklärt – aber Uri ist zu sanft und langsam. Er wird noch herausfinden, wie der Oberste in der Nahrungskette aussieht. Sie machen sich Gedanken um den Willen der Lady. Aber es ist mein Wille, der Dark Haven neu gestalten wird – und es gibt nichts, was ihr kostbarer Blutrat dagegen tun kann.
KAPITEL 17
C am stand einen halben Kerzenabschnitt draußen vor dem Wirtshaus und hatte die Kunden die Gasse auf und ab gehen sehen. Über ihm schnappte der Winterwind nach den Wäschestücken, die steif gefroren von ihren Besitzern über Nacht auf der Leine vergessen worden waren. Hinter ihm maunzte eine Katze. Die Straße roch nach Urin und verfaulten Essensresten und nur die nächtliche Kälte verhinderte, dass es noch schlimmer
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