Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Königs Kind war. Erst vor ein paar Tagen hatte sich der ganze Hof, in dem jetzt Waffengeklirr hallte, sich mit jubelnden Menschen gefüllt, als Zachar, schwach und kaum imstande, zu seinen Pflichten zurückzukehren, angekündigt hatte, dass der König und die Königin ein Kind erwarteten. Doch all die Hoffnung und das Glück, das diese Ankündigung hatte bringen sollen, wurden von dem Wissen gedämpft, dass Tris jetzt frei war, in den Krieg zu ziehen.
»Du hast Cerise und Malae, die auf dich aufpassen werden«, sagte Tris und strich Kiara über das Haar. »Zachar geht es nicht gut, aber Crevan hat die Dinge bis jetzt gut im Griff gehabt. Mikhail wird hier sein, um dir zu helfen. Carroway und Harrtuck werfen ein Auge auf dich. Und die Hunde werden dir Gesellschaft leisten.« Geistesabwesend tätschelte er dem Wolfshund über den Kopf, als sich der große Hund um Aufmerksamkeit bettelnd zwischen sie drängte. »Ich habe Comar Hassad gebeten, dass die Geister ebenfalls über dich wachen. Du wirst hier sicher sein.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Das werdet ihr beide sein.«
»Ich mache mir Sorgen um dich«, sagte Kiara und befreite sich widerwillig aus der Umarmung. »Du bist jetzt König. Und Vater. Sei nicht leichtsinnig.«
»Hat Soterius dich gebeten, das zu sagen? Er und Mikhail halten mir schon seit Tagen Vorträge darüber. Ban will mich so weit hinter die Linien verbannen, dass ich nicht einmal Curanes Herrenhaus zu Gesicht bekomme. Mit ein bisschen Glück werden wir sie schnell besiegt haben und es wird nicht zum offenen Krieg kommen.«
Beide wussten, wie unwahrscheinlich das war. »Du hast jedenfalls einen Grund, heil wieder zurückzukommen«, sagte sie leise.
»Mehr als einen. Aber ich kann Curane nicht da lassen, wo er ist. Er ist nicht nur einfach eine Bedrohung für mich und Margolan, sondern auch eine für den nächsten König – oder die nächste Königin.«
»Ich weiß, aber das muss ich nicht mögen.«
»Ich tu’s auch nicht.« Ein Klopfen an der Tür ließ ihn seinen Mantel schneller richten. Er war der eisigen Kälte draußen angemessen gekleidet, mit einer Wintertunika aus schwerem Stoff und Hosen unter seinem Kettenhemd. Ein Brustharnisch mit dem königlichen Wappen prangte auf seiner Brust. Der Rest seiner Waffen – und die seiner Truppen – wartete in dem langen Wagentreck draußen vor dem Schloss. Es klopfte wieder, fester diesmal.
»Sei vorsichtig«, flüsterte er und gab ihr einen letzten Abschiedskuss. »Ich freue mich auf eine warme Begrüßung, wenn ich wiederkomme.«
Ihren Gefühlen zum Trotz lächelte Kiara, als er fortging. »Du kannst dich darauf verlassen. Aber jetzt gehst du besser, bevor Soterius die Tür eintritt.«
Coalan, nicht Soterius, wartete im Korridor. »Die Männer sind bereit.« Coalan war für die Reise als des Königs Knappe gekleidet und Tris bemerkte das neue Schwert, das an seinem Gürtel hin, ein Geschenk von Soterius.
Tris warf noch einen Blick zurück und folgte Coalan. Kiara winkte und lächelte tapfer. Unten im Hof setzten sich die Truppen und das Gefolge in Marsch, aus dem Hof hinaus auf die Straße. Viertausend Mann unter Waffen und ihre Pferde, zusätzlich Knappen, Köche, Kutscher und Waffenschmiede. Ganze Wagen waren mit Proviant für Mann und Pferde vollgepackt, mit Waffen, Zaumzeug, Kleidung, Decken und Zelten. Maultiere und Pferde für das Gepäck trotteten neben dem Heerzug. Ebenso waren zwei Wagen mit einem halben Dutzend Magier dabei, die bereits die Schwesternschaft verteidigt und sich freiwillig gemeldet hatten. Bei Einbruch der Nacht, das wusste Tris, würden Dutzende von Vayash Moru sich ihnen anschließen. Auch Vyrkin. Über dem Heerzug flatterten Wimpel und Fahnen im Wind und für die versammelte Menge war es wie ein Fest.
»Alles ist bereit«, sagte Soterius und lenkte sein Pferd neben Tris. »Wir warten auf dein Signal.«
Tris nickte. Coalan brachte das Pferd heran und Tris schwang sich in den Sattel. »Lass uns losreiten.« Er warf einen Blick zurück. Kiara stand auf dem Balkon. Das ist ihre Rolle, die sie ihr ganzes Leben lang gelernt hat. Königin von Margolan. Und die Göttin weiß, dass sie alle Kraft brauchen wird, um den Hof zusammenzuhalten, während ich nicht da bin .
Kiara sah dem Heerzug hinterher, als dieser den Schlosshof verließ. Die lange Prozession wand sich durch die Tore und die Straße hinunter durch die Stadt, bis sie in der Ferne verschwand. Schließlich wandte sie sich um, ging wieder in ihre
Weitere Kostenlose Bücher