Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
gekämpft. Aber ich gewann trotzdem. Manchmal hat der General auch die üblen Elemente geschickt, die er nicht mehr unter seinen Soldaten haben wollte.
Ich habe es gehasst, sein Vollstrecker zu sein. Ich hasste die Art, in der das Publikum miteinander auf die Kämpfe gewettet hat, wie sie jedes Mal gejubelt haben, wenn unser Blut floss. Sie haben auf meinen Sieg gewettet, und noch höher darauf, dass ich sterbe. Aber ich habe gekämpft und mich dafür gehasst, dass ich’s getan habe.
Nargi hat immer wieder Grenzscharmützel mit Dhasson ausgetragen, um die Grenzen zu ihren Gunsten zu verschieben. Und wenn der General Gefangene nahm, hat er sie gegen mich antreten lassen. Wenn er glaubte, dass sie nicht kämpfen wollten oder ihr Bestes gaben, ließ er sie von seinen Priestern mit Drogen betäuben – wie die ashtenerath –, damit sie außer sich vor Zorn waren. Ich konnte das in ihren Augen sehen. Es war eine Freundlichkeit von mir, ihr Leben zu beenden.«
Jonmarcs Stimme wurde immer leiser, während seine Erinnerungen zurückkamen. »Ich habe viel für den General gewonnen und er hat mich mit genug Brandy und Absinth belohnt, mich durch eine Woche zu kriegen. Wenn ich für die Spiele wieder nüchtern wurde, habe ich mir selbst jedes Mal versprochen, dass ich ihn diesmal verlieren lasse. Dass ich es beende. Es wäre so einfach gewesen«, sagte er mit vor Selbstverachtung erstickter Stimme. »Nur ein wenig langsamer reagieren. Lass sie mich töten. Aber dann, wenn der Kampf begann, dann setzte sich etwas anderes durch, und das Nächste, was ich wieder wusste, war, dass ich wieder gewonnen hatte.
In der Nacht, in der mich der General entkommen ließ, haben mich die Soldaten in den Nu gejagt. Es war Winter. Es war mir egal. Ich dachte, wenigstens würde ich als freier Mann sterben. Aber ich strandete am Ufer nahe bei Jolies Haus. Später fand ich heraus, dass Jolie beinahe zugelassen hätte, dass Astir mir die Kehle durchschneidet, weil ich eine Nargi-Uniform trug. Aber Harrtuck war da und ein Freund von mir, der Thaine heißt. Harrtuck hat Jolie dazu gebracht, mich aufzunehmen. Ich hatte Fieber – zu viel Wasser in den Lungen. Ich wäre beinahe gestorben. Harrtuck und Thaine sind bei mir geblieben.« Seine Stimme war bitter. »Ich war so böse auf Harrtuck, als ich aufwachte und merkte, dass ich immer noch am Leben war.
Meine Seele gehört der Vettel für all das, was ich getan habe. Jede Nacht sehe ich in meinen Träumen die Gesichter der Männer, die ich bei den Spielen getötet habe. Von der Zeit an, als meine Familie starb, vor fünfzehn Jahren, bin ich verflucht. Ich weiß nicht, warum. Aber die Dinge haben sich geändert, seit ich Tris traf – und dich. Ich hätte dir das früher erzählen sollen. Du hättest verdient, das zu wissen, bevor du hierherkamst. Wenn du den Eid unserer Verbindung wieder brechen willst, würde ich das verstehen.«
Er dachte, dass das folgende Schweigen ewig dauerte. Sie ist wahrscheinlich zu angeekelt, um zu antworten. Ich kann’s ihr nicht verdenken.
Carina trat schließlich hinter ihn. Ihre Hände strichen über seinen Rücken, über den glatten Satin seines Hemds und die vernarbte Haut darunter. Ihre Berührung war die einer Liebenden und die heilende Wärme ihrer Gabe erreichte seine verknoteten Muskeln und entspannte sie. »Ich habe mich schon gefragt, was du in deinen Träumen wohl siehst, wenn du nachts aufschreckst«, sagte sie still. »Ich habe mich auch gefragt, warum da so ein Schrecken in deinen Augen liegt. Ich konnte deine Gedanken nicht lesen, aber deine Körpersprache. Jetzt verstehe ich das.«
Sie schlang die Arme um seine Taille und legte die Wange auf seinen Rücken. »Ich habe von den Nargi-Spielen gehört, als Cam und ich mit den Söldnern in der Ostmark waren. Einige der Söldner waren Nargi-Deserteure, die es über die Grenzen geschafft hatten. Ihre Geschichten waren beinahe zu schrecklich, um sie zu glauben. Einige dieser Geschichten handelten von diesen Spielen.«
Jonmarc drehte sich zu ihr um und schlang seine Arme um sie. »Also wusstest du davon – und du bist trotzdem mitgekommen?«
»Wie oft habe ich dich geheilt? Selbst Söldner haben nicht solche Narben, wie du sie hast. Ich dachte mir, dass du vielleicht als Zielscheibe für ihre Übungen benutzt worden bist – ich hatte von Kommandanten gehört, die das als Bestrafung tun. Ich konnte nie verstehen, wie du noch am Leben sein konntest, wenn man dich so verprügelt hat. Dann hast du die
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