Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
fühlte sich an, als habe ihn der eisenbeschlagene Huf eines Schlachtrosses getroffen. Nein, schlimmer. Wenn ich so getroffen worden wäre, dann wäre ich tot und würde keinen Schmerz spüren.
»Wird er wieder gesund?« Soterius klang besorgt.
»Dass er vom Pferd gefallen ist, hat nicht gerade geholfen«, erwiderte Esme. »Er hat sich das Schlüsselbein und eine Rippe gebrochen, als er fiel. So panisch, wie die Männer und die Pferde da draußen gewesen sind, hatte er Glück, dass er nicht zertrampelt wurde. Keiner der anderen Magier ist besser dran. Was auch immer der Rest von uns dabei erlitten hat, sie müssen es alle doppelt gespürt haben.«
»Dunkle Vision.« Tris brachte kaum seine Lippen dazu, sich zu bewegen.
Soterius trat näher und legte eine Hand auf seine Schulter. »Ich bin froh, dass du wieder bei uns bist. Wir waren in Sorge.«
»Wie schlimm?«
»Nicht so schlimm, wie es hätte sein können, wenn man es recht bedenkt. Der Rammbock ist noch an Ort und Stelle, aber das Tor wird nicht so bald nachgeben. Ich wette, dass es mit Fels hinter dem Holz und dem Gatter verstärkt ist.
Wir haben nur ungefähr hundert Mann verloren. Die meisten waren Freiwillige, die angemustert haben, nachdem wir Jared entmachtet haben. Es sind keine Berufssoldaten, sie haben nie eine Schlacht gesehen. Sie haben trotzdem ihre Stellung gehalten, selbst mit der Magie und den ashtenerath . Die Vorbereitungen haben geholfen. Sie wussten, was ashtenerath sind und wie man sie bekämpft – und dass es eine Gnade war, ihr Leiden zu beenden. Das ist mehr, als meine Krieger gewusst haben, als wir das erste Mal mit diesen verdammten Dingern zu tun bekamen!«
»Was hast du gesehen … als die Vision kam?«
Soterius’ Stimme war nicht ganz fest. »Die Männer, tot und verwundet. Und Gefangene. Ein Leichenfeld. Shekerishet in Flammen.«
»Wie eine Vision oder wie etwas Echtes?«
»Es war weit weg. Als ob man in eine Kristallkugel sieht – verschwommen und nicht ganz real.«
»Dann haben wir unsere Arbeit richtig gemacht.«
»Was meint er damit für eine Arbeit?«, wollte Soterius von Esme wissen.
»Ich weiß von dunklen Visionen nur das, was mir die magischen Heiler gesagt haben. In einer vollen Vision kann man, so sagte man mir, nicht unterscheiden, was echt und was nur geschickt wurde. Tris und die anderen Magier haben die Hauptlast der Vision abgefangen. Was wir gesehen haben, egal wie schlimm, ist nichts im Vergleich mit dem, wie es hätte sein können; mit dem, was sie gesehen haben.«
»Süße Mutter mit dem Kind«, flüsterte Soterius. »Was ich gesehen habe, hat ausgereicht, um mir den Schlaf zu rauben. Die Göttin helfe den Magiern, wenn sie noch Schlimmeres gesehen haben.«
»Sammelt euch wieder«, murmelte Tris. Selbst das Kerzenlicht blendete ihn.
Soterius sah müde und erschöpft aus, Tris wunderte sich, wie viele Stunden wohl vergangen waren und wie lange er unter Drogen gestanden hatte.
»Das werden wir. Ich muss sagen, die Truppen haben sich tapfer geschlagen: Sie sind nicht nach Hause geflohen. Wenn sie die Angst erst überwunden haben, denke ich, kann das nur zu unseren Gunsten wirken. Niemand will einen weiteren König wie Jared haben. Curane hat ihnen damit gezeigt, was für eine Art Herrscher er sein würde. Ich denke, unsere Soldaten werden standhaft bleiben. Es ist vielleicht nicht die erfahrenste Armee, aber sie haben schon viel an Jared verloren. Das ist persönlich. Es ist nur ein Schritt zwischen Furcht und Wut. Und von dem, was ich da draußen sehe, entdecken unsere Leute das ziemlich schnell.«
»Wenn Ihr Euren König in einem Stück wiederhaben wollt, dann lasst Ihr ihn jetzt ruhen.« Esmes Stimme klang streng.
Soterius drückte Tris’ Unterarm. »Ich habe heute Nacht Vayash Moru zur Wache eingeteilt – sie können mit den ashtenerath besser fertig werden als irgendeiner von uns und sie werden nicht von der dunklen Vision beeinträchtigt. Ich werde morgen früh zurückkommen, um nach dir zu sehen.«
Tris wollte antworten, aber der pochende Schmerz in seinem Kopf verstärkte sich durch die Erschöpfung und schickte ihn zurück in die Dunkelheit.
***
Sobald es ihm möglich war, traf Tris die Magier und seine Generäle in seinem Zelt. Es war überfüllt und Coalan saß im Eingang, um den anderen so viel Raum wie möglich zu geben. Tris’ Rippen und seine Schulter taten noch weh, auch wenn beides wieder so gut verheilt war, dass er ein Schwert führen konnte. Soterius und die anderen
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