Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
m’Lord.«
Carroway sah die winterlichen Häuser vorbeihuschen, als die Kutsche vom Schloss hinunter in die Stadt fuhr. Je länger die Nächte geworden waren, desto nachdenklicher war auch seine Stimmung geworden. Und dass er in letzter Zeit so viel in Macarias Nähe gewesen war, machte das nur schlimmer.
Göttin! Ich sollte endlich darüber hinwegkommen. Ihr sagen, was ich empfinde. Wenigstens würde es dann nicht so an mir nagen. Vielleicht würde ich dann endlich schlafen können. Er schloss die Augen, als der ihm sattsam bekannte innere Kampf weiterging. Ich kann es ihr nicht sagen. Wie könnte ich ihr jemals ihre Antwort glauben? Sie wird an mich immer als an ihren Mäzen denken, den einen, der sie bei Hof unterstützt hat. Wenn sie meine Gefühle nicht teilt, wird sie sich nicht frei fühlen, mich abzulehnen. Sie hätte Angst davor, ich würde sie dann wegschicken. Und dann würde sie ihre Lebhaftigkeit verlieren. Und wenn sie sagt, dass sie mich liebt – woher würde ich wissen, dass es Liebe ist und nicht einfach nur Dankbarkeit?
Er seufzte.
Ich weiß besser als irgendjemand, was es heißt, von einem Mäzen unter Druck gesetzt zu werden. Bei der Dunklen Lady! Ich werde das niemals jemand anderem antun. Niemals. Es ist hoffnungslos. Ich habe das im Kopf begriffen. Aber wann wird mein Herz das auch verstehen?
Die Stammgäste des Wirtshauses erkannten ihn, als er hereinkam, und jubelten beim Anblick seiner Laute. Auch der Wirt erinnerte sich an ihn und auch wenn er wusste, dass dieser Barde jetzt der Meisterbarde von Margolan war, kam er mit einem Humpen Ale und einem Brett mit Käse und Wurst auf ihn zu, was Carroway dankbar annahm.
»Komm schon, Carroway. Ein oder zwei Lieder für uns!«
Die Stammgäste machten Platz für ihn und Carroway setzte sich zu ihnen. Er stimmte schnell seine Laute. Sein erstes Lied war eines, das er zur königlichen Hochzeit geschrieben hatte, und die Menge jubelte, als er endete.
»Eines noch! Gib uns ein neues!« Carroway überlegte kurz und stimmte dann, einer plötzlichen Eingebung folgend, einen Mollakkord an. Er schloss seine Augen und begann zu singen. Es war eines der Lieder, die er letztes Jahr komponiert hatte, als sie in der Bibliothek von Westmark gewesen waren. Es erzählte von einem Mädchen, dessen Musik so rein war, dass es die Geister zu Tränen bewegte, und von einem Gespenst, das das Mädchen liebte, aber durch den Tod für immer von ihm getrennt war. Er öffnete seine Augen nicht, solange er sang, und ließ es zu, dass die Musik ihn vollkommen erfüllte. Als das Lied vorbei war, blieb es einen Moment still und dann brach die Menge dröhnend in Applaus aus. Carroway sah gerade rechtzeitig auf, um Macaria in der Tür stehen und lauschen zu sehen, aber sie war verschwunden, bevor sich ihre Blicke hatten treffen können.
Carroway beendete das spontane Konzert mit einer Runde herzlichem Beifall und ging mit dem Tablett mit den Speisen die Hintertreppe hinauf.
»Wir dachten uns schon, dass du das unten bist«, begrüßte Helki ihn und schlug ihm auf den Rücken. Dafür, dass sie hier regelmäßig sangen, hielt der Wirt des »Wütenden Drachen« immer diesen kleinen Raum für sie frei. Er lag über der Küche und blieb deshalb auch ohne Kamin immer warm. Die Barden benutzten ihn, um ihre Instrumente und Noten zu lagern und sich privat zu treffen, und auch immer öfter, um zu übernachten.
Helki und Macaria waren da und auch Paiva, die ihre Laute stimmte. Tadhg, ein Mann mit einem breiten Brustkorb, dessen Künste auf der Fiedel im Widerspruch zu seinen großen Händen standen, saß in der Nähe des Essens und stibitzte sich eine Wurst von einem großen Tablett. Er lachte oft und laut, und er war immer der Erste, der zu einem deftigen Lied bereit war. Bandele, eine heimatlose Frau mit langem, rotblondem Haar, lehnte sitzend an der Wand, dem wärmsten Teil des Raums, sichtlich in ihre eigenen Gedanken versunken, die Harfe an ihrer Seite.
Es waren die Musiker, die immer da waren, auch wenn jeden Abend rund ein Dutzend mehr kamen und gingen. Dieses Musikantenzimmer war ein offenes Geheimnis, auch wenn nicht alle Barden hier willkommen waren. Einige, von denen Carroway wusste, dass sie mit dem Adel zu tun hatten, dessen Loyalität zum König bestenfalls fragwürdig war, wurden nie eingeladen. Andere, von denen die Gruppe wusste, dass sie mit ihrem Gerede zu freimütig waren oder zu verwickelt in die Politik, waren ebenso unwillkommen. Doch diese Gruppe war immer
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