Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
ihn auf die Füße und ein dritter landete einen sauberen Kinnhaken. Cam spürte, dass Zähne sich lockerten, und sein Blick verschwamm.
Es war vorbei. Jemand band seine Handgelenke mit einem rauen Seil fest zusammen. Einer seiner Angreifer verpasste ihm einen Haken in die Nieren und Cam stöhnte auf. Der Umriss eines Mannes kam auf ihn zu.
»Ich habe etwas Besseres vom Leibwächter des Königs erwartet.« Cam traf ein Faustschlag in den Magen. Er bäumte sich auf und übergab sich. »Du hättest nicht herkommen sollen.«
»Geh zur Hure.«
Cam konnte jetzt das Gesicht des Mannes sehen. Während die Männer, die ihn angegriffen hatten, vielleicht wirklich nur gedungene Schläger waren, war der Mann vor ihm eindeutig kein Amateur.
Cam kämpfte darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren. »Donelan wird nicht mit dir verhandeln. Nicht einmal wegen mir.«
Der Pockennarbige zuckte mit den Achseln. »Das werden wir ja sehen.«
Er nahm Cams linke Hand und bemerkte das Zeichen, das er trug, das Wappen des persönlichen Leibwächters des Königs. »Das wird hervorragend gehen.« Mit einem ruppigen Kopfnicken brachte er Cams Wächter dazu, ihn zu einem der Futterbehälter zu ziehen. Der Mann zwang Cams Hand flach auf das Fass und zog seinen Dolch. Mit einem Ruck hatte er Cams Ringfinger abgeschnitten. »Jetzt wird Donelan wissen, dass wir es ernst meinen.« Er nahm ein Tuch aus seiner Tasche und wickelte den abgetrennten Finger samt dem Ring in das Stoffstück. Dann übergab er das Päckchen einem seiner Männer. »Lasst das in der Nähe der Wache, wo es gefunden werden kann. Achtet darauf, dass man euch nicht sieht. Es sollte fürs Erste genug sein, um ein Gespräch beginnen zu können.«
Er wandte sich wieder zu Cam um. »Ich glaube, unser Glück hat sich gerade gewendet. Und deines auch.«
Zwischen Bewusstsein und Ohnmacht schwankend versuchte Cam, die Kurven und die Brücken im Gedächtnis zu behalten, als der Wagen die schlechten Straßen entlangrüttelte. Jeder Stoß peinigte sein gebrochenes Bein und schickte siedenden Schmerz vom Knöchel bis zum Schenkel hinauf. Seine Hände waren taub von den Fesseln, die seine Handgelenke banden, an der linken Hand pochte die Wunde, die das Abschneiden seines Ringfingers hinterlassen hatte. Er kämpfte beim Atmen gegen den Staub an. Cam konnte spüren, wie der Boden wechselte, als der Wagen von den gepflasterten Straßen der Stadt auf den festgetrampelten Schmutz der Landstraße wechselte. Schließlich fuhren sie auf einem großen Feldweg. Endlich hielten die Pferde an und zwei Männer zerrten ihn von dem Wagen herunter.
»Verdammt, ist der schwer.«
»Halt’s Maul und fass mit an.«
Sie ließen ihn schließlich fallen und zogen ihm die Kapuze ab. Cam blinzelte und musste husten. Sie waren in einer alten Wassermühle. In den Schatten konnte er Ratten trappeln hören. Kalter Wind blies durch die baufälligen Wände und durch die Öffnung des Schaufelrads. Einer der Männer band Cams Handgelenke an die mächtigen Kolben der Zahnräder hinter ihm. »Der geht sowieso nirgendwohin. Nicht mit dem Bein.«
Der Pockennarbige unterbrach das Gespräch, das er gerade geführt hatte, und kam auf Cam zu. »Ich glaube, ich habe mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Ich bin Leder-John.«
»Donelan wird kein Lösegeld zahlen, wenn es das ist, was du willst. Er wird Geiselnehmer hängen, bevor es zu Verhandlungen kommt.«
Leder-John zuckte mit den Achseln. »Soll mir recht sein. Wir haben keine Angst. Keine Angst vor dem Leibwächter des Königs und keine vor dem König selbst. Alles, was wir wollen, ist ein unabhängiges Isencroft.«
»Von Curane werdet ihr das auch nicht bekommen, falls ihr das glaubt.«
»Wer hat etwas von Curane gesagt?«
»Das ist doch der, mit dem Ruggs verhandelt, nicht? Was hat er euch versprochen? Dass er Kiara und ihr Kind wieder hierhinschickt, wenn ihr Isencroft so lange beschäftigt, während er den margolanischen Thron erobert – und dann ist alles wieder eitel Sonnenschein?«
»Was weißt du schon über Curane?«
Die Stimme von Leder-John klang bedrohlich, doch Cam war zu wütend, um Angst zu haben. »Curane hat Jareds Bastard in einem Versteck in den margolanischen Ebenen eingesperrt. Wenn Tris Drayke stirbt, dann wird dieser Bastard König von Margolan – mit Curane als seinem Regenten. Jared wollte Isencroft schon immer haben. Und Curane will es auch: Isencroft und Margolan. Er hält euch nur so lange beschäftigt, bis es zu spät
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