Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
m’Lady. Mein Hof ist ganz am Rand, deshalb war ich gesund genug, um zu Euch zu reiten. Wir sind ungefähr sechzig im Dorf, m’Lady. Es ist vielleicht eine Hand voll Leute darunter, die nicht fiebrig sind. Bitte, m’Lady. Sie werden sterben, wenn Ihr nicht kommt.«
Carina sah Neirin an. »Ich muss gehen«, sagte sie. »Bitte, macht es den Leuten hier so bequem ihr könnt, während sie warten. Ich werde vor Sonnenuntergang wieder hier sein.«
»Bitte, Lady Carina, Ihr müsst Wachen mit Euch nehmen. Lord Vahanian würde es mir nie vergeben, wenn ich Euch ohne Schutz gehen lasse.«
»Das ist in Ordnung für mich – es klingt, als hätte ich Arbeit für sie, wenn wir dort ankommen.«
Weniger als einen Kerzenabschnitt später waren Carina, Adon und zehn von Jonmarcs Wachen auf dem Weg nach Westormere. In Carinas Satteltaschen waren genug Kräuterbündel und -mixturen, um die meisten der bekannten Krankheiten zu behandeln. Der Schnee war so tief, dass er bis zum Knie eines erwachsenen Mannes reichte, und auch auf der Straße reichte er über den Huf eines Pferdes hinweg. Nichts im Wald bewegte sich, nur Hasen waren zu sehen, die aus ihrem Versteck flitzten, als sie vorbeiritten.
Auch wenn es noch nicht Mittag war, war keiner auf den Straßen unterwegs. Die Läden waren geschlossen und keine Wachen waren am Dorfeingang aufgestellt. Carina hörte das Blöken von Schafen und das Muhen von Rindern, die es nicht gewohnt waren, den ganzen Tag im Stall zu stehen, weil ihre Besitzer zu krank waren, um sie hinaus aufs Feld zu treiben.
»Kommt mit mir, m’Lady«, meinte Adon und half Carina vom Pferd. »Ich kann Euch zu den Häusern derer bringen, die am kränksten sind. Dann können wir Euch den Schankraum der Taverne zurechtmachen, dort kann Euch dann der Rest aufsuchen. Keiner ist hier, deshalb glaube ich nicht, dass es dem Wirt etwas ausmacht.«
Carina befahl zweien ihrer Wachen, ihr die Satteltaschen hinterherzutragen. Vier machten sich auf, das Dorf auszukundschaften und die anderen vier blieben dicht bei Carina, zwei vor und zwei hinter ihr. In diesem kleinen Dorf fühlte Carina sich beschämt von der Gegenwart der Soldaten, aber sie wusste, dass Jonmarc ärgerlich werden würde, wenn sie ohne Schutz losmarschiert wäre. Er wird sich schon genug aufregen, wenn er von dem Ausflug erfährt, dachte sie niedergeschlagen.
Adon klopfte an der Tür des nächsten Hauses, eine Hütte aus mit Lehm beworfenem Flechtwerk neben der Bäckerei. Ein schwaches Stöhnen antwortete ihnen, als sie die Tür aufstießen. Drinnen war es kalt. Das Feuer war zur Glut heruntergebrannt und Carina beauftragte einen der Soldaten damit, Feuerholz zu holen und das Feuer wieder anzufachen. Adon half ihr, die beiden einzigen Lampen in der Hütte anzuzünden, und Carina schickte eine weitere Wache danach aus, weitere Lampen zu suchen. Im Bett vergraben lagen eine Frau und ihre zwei Kinder.
»Ich bin Heilerin«, sagte Carina mit einem Lächeln und hoffte, das Vertrauen der Frau zu gewinnen. »Ich bin hier, um zu helfen.«
Die Frau und ihre Kinder waren fieberheiß, ihre Haut gerötet und ihr Haar schweißverklebt.
»Das ist die Grippe«, sagte Carina und richtete sich wieder auf, als sie die Untersuchung beendet hatte. »Schlimmer als alles, was ich im Herrenhaus gesehen habe, aber ich kann helfen.«
Sie winkte Adon heran. »Ich kann das nicht allein bewältigen. Für so ein großes Heilen brauche ich Energie von anderen. Das tut nicht weh und wird niemandem schaden – man ist dann nur ein wenig müde, das ist alles. Willst du mir erlauben, dass ich mir deine Energie leihe?«
Sie sah das Aufflackern von Furcht in den Augen des jungen Mannes, dann biss er die Zähne zusammen. »Tut, was Ihr tun müsst, m’Lady. Die meisten in diesem Dorf sind mit mir verwandt. Was auch immer ich habe, gehört Euch.«
Nach einem halben Kerzenabschnitt hatte Carina das Fieber ihrer Patienten gesenkt. Die Wachen, die schon eine Menge Heilungen in Dark Haven gesehen hatten, wechselten sich bereitwillig mit Adon ab, ihr ihre Kraft zu leihen. Carina wies Adon an, etwas Brühe über dem Feuer aufzuwärmen und die Kranken damit zu füttern, damit sie wieder zu Kräften kamen. Nach einer Weile setzte sie sich wieder und war dankbar für eine Tasse kerif , die ihr einer der Soldaten in die Hand drückte.
»Ich werde die Kräuter hier bei dir lassen«, sagte Carina zu Adon als Teil der Anweisungen, die sie ihm gab, um mit ihm während ihrer Arbeit im Gespräch zu
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