Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Trommler spielten ein Trauerlied. Tris raffte seinen Mantel zusammen, um sich gegen den bitterkalten Wind zu schützen, und machte sich auf den Weg durch das Camp. Die Soldaten gaben ihm den Weg ehrfürchtig frei, aber keiner sprach.
Tris war nicht überrascht, dass Senne den Bau des Hügelgrabs überwachte. Senne sah müde aus, so, als wäre er seit Beginn des Feldzuges um Jahre gealtert. Er machte eine oberflächliche Verbeugung, als Tris herankam.
»Wie viele Tote haben wir?«, fragte Tris.
»Wir können aus Sicherheitsgründen nicht endgültig das Feld räumen, also ist die Zahl nicht endgültig. Wir wissen es nicht genau. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, wir haben rund dreihundert Mann verloren und mindestens genauso viele wurden bei der Schlacht am Tor verwundet. Das Fieber hat uns noch einmal zweihundert genommen. Es kann mehr von unseren Leuten töten als Curanes Männer, bevor das alles hier vorbei ist.«
Tris trat nach vorn und hob seine Hände über den Grabhügel. Die Menge und der Pfeifer wurden still und auch der Trommler hielt inne. Es tat weh, die Magie zu wirken, so, als wären die Wege zur Macht ausgetrocknet. Auf der anderen Ebene kostete es Tris beinahe alles, was er von seiner Macht zusammenraffen konnte, um die Geister für die Lebenden sichtbar zu machen.
Die Geister der toten Soldaten wandten sich zu ihm und gingen in Aufstellung. Eine Reihe nach der anderen bildete sich. Sie verfolgten jede seiner Bewegungen, so, als könnte die Wärme seines lebenden Geistes ihnen Trost in der Dunkelheit geben. »Ich kann euch das Leben nicht wiedergeben, aber ich kann euch hinüber zur Lady bringen«, sagte Tris. Einer der Männer trat nach vorn und schlug sich mit der rechten Faust auf die Brust. Gemeinsam erwiderten die Geister den Gruß.
»Im Leben wie im Tod folgen wir, wohin Ihr uns führt.«
Tris sah über die Gesichter der Toten. »Ihr wisst, was auf dem Spiel steht.« In der Ferne konnte er das Seelenlied der Lady hören, die Ruhe anbot, und er wusste, dass die Geister die süße Melodie auch hörten. »Ich werde euch nicht hier binden, aber wenn ihr wünscht, weiter zu kämpfen, dann werden wir eure Hilfe willkommen heißen.«
Einer nach dem anderen knieten die gefallenen Soldaten nieder. Bis auf den letzten Mann blieben sie. »Ich danke euch«, rief Tris und seine Stimme versagte kurz. »Wenn das hier vorbei ist, dann werde ich euch zur Lady hinüberbringen.«
Die Magie schwankte wieder und drohte, ihm zu entgleiten. Tris sah die lebenden Soldaten an, die sich versammelt hatten. Viele von ihnen waren nicht älter als er und manche waren sogar noch jünger. In ihren Gesichtern sah er den Schock und den Verlust der Schlacht. Dieselbe Unschuld, die in seinem eigenen Herzen gestorben war, war jetzt auch in ihrem zerstört. In den Gesichtern der Älteren sah Tris stille Ergebenheit. Das waren die Männer, die Familie und ganze Dörfer an Jared verloren hatten, Männer, die den Tod nicht verfluchen würden, wenn die Erinnerungen und die Träume mit seinem Kommen endeten.
»Wir sind alles, was zwischen Margolan und der Dunkelheit steht«, sagte Tris laut, damit er über den Wind hinweg gehört werden konnte. »Wenn wir zulassen, dass Curane und seine Leute gewinnen, dann werden unsere Kinder und ihre Kinder kein anderes Leben kennenlernen als eines in Ketten und unter dem Joch. Das Schicksal Margolans und der Winterkönigreiche steht auf Messers Schneide.«
Irgendwo in den Reihen begann ein Mann zu klatschen. Andere nahmen den Rhythmus auf, bis das ganze Lager von Applaus widerhallte, der sich durch die winterlich kalte Luft ausbreitete. Der Hall brach sich an den Mauern von Lochlanimar, laut genug, um den Schnee von den Bäumen zu schütteln.
»Das ist Euer Auftrag«, sagte Senne leise. »Sie kennen die Chancen und auch den Preis. Und bis auf den letzten Mann werden sie Euch zur Vettel folgen, wenn es das ist, was Margolan rettet.«
KAPITEL 27
W as im Namen der Vettel ist da draußen passiert?«, donnerte Curane.
Cadoc sah auf. Der Luftmagier hatte ein zerschlagenes Gesicht und ein Auge war zugeschwollen. Neben ihm stand Dirmed, ein Feuermagier, der in noch schlimmerer Verfassung war. Einer seiner Arme trug schwere Brandwunden und sein Haar war an einer Seite bis auf die Kopfhaut herunter gesengt.
»Die Magie geriet außer Kontrolle«, meinte Cadoc.
»Was zur Hölle soll das heißen?«
»Das heißt, dass dieser verdammte Energiestrom langsam den Verstand verliert«, meinte
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