Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
ist.«
»Du lügst.«
»Warum sollte sich Curane wohl sonst um eure kleine Rebellion bekümmern? Was ist für ihn dabei drin?«
»Du lügst!« Die Stimme Leder-Johns klang schrill und er schlug Cam so hart mit dem Handrücken, dass dieser für einen Moment nur Sterne sah.
»Ich war in Margolan. Ich habe gesehen, was Jared dem Land angetan hat. Städte geplündert. Bauernhöfe verbrannt. Ganze Dörfer wurden ausgerottet –«
»Halt den Mund, halt verdammt noch mal den Mund!« Leder-John riss ein Stück aus seiner Futtertasche und knebelte Cam damit. Er atmete schwer und seine Augen glitzerten. »Keine Lügen mehr.«
Leder-John drehte sich zu seinen Männern um. »Schickt die Angreifer heute Nacht los. Brennt jeden nieder, der sich uns in den Weg stellt. Fangt mit dem ›Streunenden Hund‹ an. Und vergewissert euch, dass Donelan unsere Nachricht bekommt.« Leder-John hob sein Schwert. »Für die Unabhängigkeit Isencrofts!«
»Für die Unabhängigkeit Isencrofts! Für die Unabhängigkeit Isencrofts!«
Er riss Cam am Haar, um ihm ins Gesicht zu sehen. »Die Menschen wollen kein gemeinsames Königreich. Wir wollen nicht, dass Margolan uns unsere Frauen nimmt und das Blut verschmutzt. Curane versteht etwas von Blut. Er versteht uns. Das Blut sagt alles.«
KAPITEL 29
D ie Leute hören einfach nicht auf zu kommen«, rief Carina aus, als sie auf dem Hof die wartenden Patienten sah. Alte Frauen, die in Schubkarren herangefahren wurden oder auf den Rücken von Männern, Frauen mit schwierigen Schwangerschaften, Kinder mit Fieber und Wunden, die nicht heilten. Trotz ihrer Anstrengungen schien die Schlange der Wartenden mit jedem Tag länger zu werden.
»Sie kommen von Orten, die einige Tagesritte entfernt sind«, bemerkte Neirin. »Vielleicht fürchten sie, dass sich nach Eurer Hochzeit nächste Woche Eure Prioritäten ändern und Ihr andere Dinge im Kopf habt.«
Carina lächelte. »Das bezweifle ich. Jonmarc wusste, dass mein Heilen ein Teil des Handels war, als er mich hierherbrachte.« Ein Monat war seit der Wintersonnenwende vergangen und seinem Eid getreu hatte Jonmarc einen Termin für die rituelle Hochzeit festgesetzt. Nach den unerfreulichen/unangenehmen Ereignissen während der Festtage war es in Dark Haven still geworden, alles war in die langsamen Bahnen des Winters geraten. Gerede über die Heirat beschäftigten den Klatsch und viele Leute überbrachten Carina Glückwünsche oder ihren Segen zur Hochzeit.
»Das ist das erste Mal seit hundert Jahren, dass der Lord von Dark Haven eine Braut hierher ins Herrenhaus gebracht hat«, sagte Neirin lächelnd. »Eine ziemliche Ehre für uns. Und vielleicht ein Zeichen für schönere Dinge, die auf uns zu kommen.«
»Im Moment ist das einzige Zeichen, das ich haben will, der Geruch des Mittagessens«, lachte Carina. »Es ist erst Vormittag, aber ich bin halb verhungert.«
»Ich gehe in die Küche und schicke etwas herauf«, versprach Neirin. Seine Aufmerksamkeit wurde von Lärm an den Toren abgelenkt. Ein junger Mann drängte sich durch die Menschenmenge und klopfte sich den Schnee vom Mantel. Er verbeugte sich tief, als er vor Carina trat.
»Ich grüße Euch, Lady Vahanian.«
Carina betrachtete den Neuankömmling. Er war zart gebaut und vielleicht ein paar Jahre jünger als sie selbst, mit kurzgeschnittenem, rotblondem Haar und einem unregelmäßig gewachsenen Bart. Seine Haut war von der Kälte gerötet und sein Mantel war nass vom Schnee. »Mein Name ist Adon, ich komme aus dem Dorf Westormere. Sie haben mich geschickt, um Euch zu überreden, mit mir zu kommen. Bei uns ist ein schlimmes Fieber ausgebrochen. Unsere Kräuterfrauen haben es versucht, aber sie können nichts dagegen tun, und einige von ihnen wurden ebenfalls krank.«
Er fiel auf ein Knie und senkte den Kopf. »Bitte, m’Lady, ich weiß, es ist viel verlangt, aber ich habe Angst um mein Dorf. Heute Morgen erst haben wir wieder drei Tote gefunden. Es gibt niemanden sonst, der das richten kann.«
»Wie weit ist Westormere entfernt?«
Adon hob den Kopf. »Nicht einen Kerzenabschnitt von hier, m’Lady.«
Carina sah Neirin an. »Ich könnte vor dem Sonnenuntergang wieder hier sein. Wenn es die Pest ist, haben wir keine Zeit zu verlieren.«
»Ich würde mich besser fühlen, wenn Lord Vahanian mit Euch ritte. Er ist draußen auf den Feldern. Bitte, m’Lady, wartet, bis er zurückkommt. Geht morgen früh.«
Carina sah Adon an. »Wie viele Leute in deinem Dorf sind krank?«
»Beinahe alle,
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