Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
zusammengestaucht!«
Soterius unter den Generälen zu haben war ein ganz entschiedener Vorteil. Tris wusste aber, dass nicht alle der erfahrenen Militärs das so sahen. Sie hätten vielleicht die Jugend ihres neuen Königs akzeptiert, aber einige der Älteren hatten Probleme mit dem jüngeren Soterius und dessen rasantem Aufstieg. Doch nachdem Soterius die Deserteure und Flüchtlinge hinter sich gesammelt und für Tris ein schlagkräftiges Heer gebildet hatte, um den Thron wiederzugewinnen, konnten die Generäle gegen Soterius’ Berufung nicht offen Stellung beziehen. Noch wichtiger war, dass die neu aufgestellte margolanische Armee ihre Existenz zum großen Teil der persönlichen Loyalität der Soldaten Soterius gegenüber verdankte. Tris war klar, dass die Soldaten, die über Jareds Missbrauch der Armee verbittert waren, bei Soterius’ Ausscheiden desertiert wären.
Süße Chenne, ich glaube nicht, dass Margolan einen regelrechten Krieg derzeit gewinnen kann , dachte Tris düster, als er in seinem Eintopf herumstocherte und an dem verdünnten Wein nippte. Wir haben nicht genug Männer, um zu kämpfen. Wir können Trevath derzeit nicht herausfordern, selbst wenn sie einen Attentäter schicken .
»Also ist es wahr? Trevath hat einen Bogenschützen geschickt?«, bohrte Coalan.
Tris fragte sich, ob er ihn von seinen Schmerzen ablenken wollte. Er verzog das Gesicht. »Trevathisches Gold heißt noch nicht, dass Trevaths König etwas damit zu tun hatte. Unten an der Grenze gilt sowohl trevathische als auch margolanische Währung.«
»Trevaths Gold könnte auch verwendet worden sein, um die Spuren zu verwischen. Es kann die Leute dazu bringen, in der falschen Richtung zu suchen.«
Coalan kennt sich vielleicht in der Politik nicht aus, aber er versteht etwas von der Jagd. Er hat genauso einen klugen Kopf wie Ban. Vielleicht schaffen wir es mit ein bisschen Glück, dass er diesen Kopf auf seinen Schultern behalten kann .
»Ich wünschte, dass jeder seinen gesunden Menschenverstand so benutzen könnte wie du«, erwiderte Tris. Curane mochte vielleicht den Gedanken an einen Krieg. Wenn Margolan sich keinen Krieg leisten konnte oder Tris im Kampf getötet würde, konnte sich dank der Instabilität eine Gelegenheit für Jareds Anhänger ergeben, die Herrschaft an sich zu reißen und Jareds Bastard auf den Thron zu bringen.
»Ich werde Onkel Ban wissen lassen, dass Ihr wach seid«, meinte Coalan.
»Sagt ihm, dass ich es nicht eilig habe.«
Tris öffnete die Tür zu den Gemächern, die bald schon Kiara gehören würden. Sie waren wie seine eigenen neu eingerichtet worden. Tris hatte sich geweigert, in Jareds Kammern zu bleiben, selbst nachdem die gesamte persönliche Habe seines Halbbruders vernichtet worden war. Saraes Gemächer und die alten Familienzimmer daneben waren der Schauplatz der Morde gewesen. Die Erinnerungen waren zu stark für Tris gewesen, um auch nur daran zu denken, Kiara dort unterzubringen.
Die Hunde wurden beim Klopfen an der Tür unruhig. Dann winselten sie und wichen mit gesenktem Kopf und aufgestellten Nackenhaaren zurück. Das reichte aus, um Tris zu zeigen, dass sein Besucher Vayash Moru war, und er erriet die Identität noch bevor der die Tür öffnete. Mikhail stand im Türrahmen und lächelte, als Tris ihn hereinwinkte. Er war an Gesicht und Gestalt erst in den Zwanzigern, auch wenn etwas in seinen Augen auf sein wahres Alter hinwies, auf all die Lebensalter und nicht nur Jahrzehnte, die er schon einer der war, die in der Nacht umgehen. Im Licht des Feuers war seine Blässe nicht erkennbar und das Lächeln, das um seine Lippen spielte, verbarg seine langen Augzähne.
»Ich kam gerade vorbei«, sagte er und spähte über Tris’ Schulter. »Also sind diese Zimmer für Kiara?«
Tris nickte. »Nach allem, was passiert ist, konnte ich sie nicht in den alten Quartieren unterbringen.«
»Das kann ich verstehen.«
»Während Ban und du Jareds Leute eingefangen habt, haben wir alles in die alten Gästesuiten hinübergebracht«, meinte Tris. »Ich habe lieber weniger Platz, als in den alten Zimmern oder in Jareds Räumen leben zu müssen.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist schwer zu erklären, aber Dinge wie die, die hier passiert sind, hinterlassen eine Spur, noch lange nachdem sie passiert sind. Als würden sich die Wände erinnern.« Er unterdrückte ein Schaudern. »Die meisten Leute sagen einfach nur, sie haben an so einem Ort ein ›schlechtes Gefühl‹. Aber ich kann die Energie selbst
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