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Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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dann noch spüren, wenn die Geister zur Ruhe geschickt wurden – im schlimmsten Fall bekomme ich Visionen, selbst wenn das alles schon lange her ist.«
    Mikhail hob eine Augenbraue. »Habe ich dir je gesagt, wie froh ich bin, dass ich nicht deine Macht besitze?«
    »Ich wüsste nicht, warum irgendeiner sie haben wollte.« Tris rief einen großen Feuerball in seine Hand, um den Raum zu erleuchten. Das Licht fiel auf einige traditionelle isencroftsche Möbel und auf Kunstwerke und Fabrikate aus Margolan. Prächtige noorische Teppiche bedeckten die Böden und schwere Tapisserien mit Liebesszenen aus alten Balladen bedeckten die Wände.
    »Carroway hat wohl gute Arbeit geleistet, wenn man bedenkt, was du ihm seinen Behauptungen nach dafür zur Verfügung stellst. Und lass das Orakel aus dem Tempel der Mutter nur ja nichts von diesen Schreinen hier wissen!«, stichelte Mikhail. In einer Ecke stand ein kleiner Altar für Chenne, den Krieger-Aspekt der Göttin, und teilte sich den Platz mit einem Schrein für Athira, die Geliebte und Hure, sowie einer Reihe von Kerzen und Statuen für jeden Aspekt der Göttin.
    Tris zuckte mit den Achseln. »Es ist alles eine Göttin. Ich habe nie herausgefunden, warum so ein Wirbel darum gemacht wird. Vater war da nicht sehr streng, wenn du dich daran erinnerst.«
    »Ah, aber die ›Gläubigen‹ werden das nicht so sehen«, sagte Mikhail. Er wurde ernst. »Auf dem Land sorgen sich die Leute nur um genug Regen für die Ernte und darum, sich die Pest vom Hals zu halten. Sie beten zu dem Aspekt, der ihnen das alles am wahrscheinlichsten geben wird. Aber hier in der Stadt – nun, du weißt, wie einige Leute hier sind. Es ist ihnen egal, was du tust, solange du dir den richtigen Schein gibst, wenn sie zusehen. Und sie mögen ›ausländische‹ Aspekte nicht.«
    »Kiara weiß, wie man vorsichtig ist«, erwiderte Tris und löschte das Feuer in seiner Hand. Er schloss die Tür zur Kemenate. »Sie hat mit ihrer Mutter geübt, öffentlich den Dienst an Chenne zu verrichten und privat mit ihrer Mutter den an Athira. Und sie wurde von Geburt an darauf vorbereitet, die Braut des margolanischen Erben zu sein«, sagte er mit einem Anflug von Ironie. »Und so wurde sie hervorragend geschult darin, die Mutter und das Kind zu ehren.« Das vor langer Zeit geschlossene Heiratsversprechen hatte Kiara zuerst Jared versprochen, dem Ältesten und dem Thronerben. Kiara aber verabscheute Jared so sehr wie Tris.Ihr Fluchtversuch hatte sie in die Bibliothek von Westmark geführt, in der sie auf Tris getroffen war und ihr Schicksal sich miteinander verflochten hatte.
    Mikhail räusperte sich. »Ich würde das in der Öffentlichkeit nicht erwähnen, wenn ich du wäre. Nach allem, was Carroway sagt, haben die Hofschranzen schon genug darüber geklatscht, dass du Jareds versprochene Braut gestohlen hast.«
    Tris zuckte wieder mit den Achseln. »Vater hat die Tochter einer Zauberin geheiratet. Tatsächlich hat Mutter die Adligen, auf die es ankam, auf ihre Seite bringen können. Einige von ihnen würden sich sogar das Maul zerreißen, wenn ich die Göttin selbst heiraten würde!«
    Tris tastete nach dem silbernen Amulett, das er um den Hals trug, ein Geburtstagsgeschenk von Kiara. Er sehnte sich mehr denn je nach ihrer Gesellschaft.
    Mikhail spürte den Umschwung seiner Stimmung. »Du machst dir Sorgen, was wird, wenn sie hier ist, nicht wahr?«
    Tris seufzte. »Als wir uns das erste Mal trafen, meinte Jonmarc, dass ›Freunde und Liebende nur Geiseln des Schicksals seien und darauf warten, gefangen genommen zu werden‹.«
    Mikhail lachte. »Und er selbst ist wohl seinem Rat am besten gefolgt, indem er sich Hals über Kopf in Carina verliebt hat!«
    »Dennoch hat er Recht. Wer mich treffen will, wird das über sie versuchen – oder unsere Kinder. Und gerade jetzt scheint es eine Menge Leute zu geben, die etwas gegen mich haben. Jared hat sich um niemanden gekümmert. Er war nicht verwundbar.«
    »Du solltest Kiara nicht unterschätzen. Ich habe sie kämpfen sehen – sie ist fast so gut wie Jonmarc. Sie ist nicht eine von diesen hilflosen edlen Damen. Du sagtest selbst, dass sie Isencroft hinter dem Thron stellvertretend regiert hat, als ihr Vater krank war. Sie könnte nicht besser vorbereitet sein.«
    »Du kennst den Druck, einen Erben zu zeugen. Hochschwanger mit unserem Kind wird sie kaum zu einem Ostmarktritt ausholen können. Die Hofpolitik kann so gemein sein wie ein Schlachtfeld. Wir haben nicht alle von

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