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Fiona

Fiona

Titel: Fiona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Leiter erschien.
    Fiona flog ihm entgegen, umhalste ihn und stieß ihm dabei fast die Bündel aus den Händen. »Wir glauben, daß Lilian hinter diesem Bubenstreich steckt. Oh, Miles, bist du verletzt? «
    Miles sah sie mißtrauisch an. »Du wechselst rasch zwischen heiß und kalt. Nein, ich hatte keine Mühe. Ich bringe Kleider und etwas zu essen mit. « Er warf Roger einen Laib Hartbrot zu und überreichte Fiona ein Bündel mit Kleidern. Nach einem Blick auf den gefesselten und geknebelten Matrosen, der sie mit furchtgeweiteten Augen beobachtete, setzte Miles sich zwischen Roger und Fiona.
    Außer dem Brot hatte er noch Trockenfleisch und einen übelschmeckenden Grog mitgebracht, der Fiona im Hals würgte.
    »Was hast du dort oben gesehen? « erkundigte sich Roger.
    Miles begriff, daß Roger eine erhebliche Menge Stolz hinunterschluckte, wenn er so eine Frage stellte. »Es ist ein altes Schiff, nur noch von Holzwürmern zusammengehalten und bedient von einer Mannschaft, die größtenteils betrunken oder schon halbtot ist. Wenn sie weiß, daß wir Gefangene sind, interessiert sie das wenig. «
    »Das hört sich nach dem Typ von Männern an, mit dem Lilian sich vertraut macht«, sagte Fiona voll Abscheu. »Sind wir unterwegs nach Frankreich, wie du gedacht hast? «
    »Ja. Ich habe die Küste erkannt. Wenn es dunkel ist, schleichen wir aus dem Laderaum, bemächtigen uns eines der Ruderboote und pullen an Land. Ich möchte nicht einem Empfangskomitee in die Arme fallen, wenn das Schiff im Hafen anlegt. « Er sah zu Roger hin, und Roger nickte zustimmend.
    »Und wie kommen wir nach England zurück? « fragte Fiona.
    »Ich habe Verwandte, ungefähr vier Tagesritte von der Stelle entfernt, wo wir landen werden. Wenn wir zu ihnen gelangen, sollten wir dort einigermaßen sicher sein. «
    »Natürlich haben wir keine Pferde oder Nahrungsmittel, die für so einen Marsch ausreichen«, sagte Roger und nahm einen tiefen Schluck von der schrecklichen Brühe.
    »Vielleicht kommen wir zurecht«, sagte Miles gelassen und nahm Roger den Krug ab. Da war eine leichte Betonung des Wortes »wir«.
    »Ja, vielleicht kommen wir zurecht«, antwortete Roger ebenso gelassen.
    Sie aßen stumm das Hartbrot und Trockenfleisch, und als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, zogen Roger und Fiona die Kleider der Matrosen an. Das gestreifte Baumwollhemd saß stramm über Fionas Brüsten, und sie freute sich, ein interessiertes Flackern in Miles’ Augen zu bemerken. Sie hatte bereits bewiesen, daß er trotz des Grolls, den er noch gegen sie hegen mochte, nicht aufgehört hatte, sie zu begehren. Und hatte er nicht gesagt, er habe »jede Sekunde« an sie gedacht?
    Als es in dem kleinen, muffigen Laderaum noch dunkler geworden war, glitt Miles abermals zur Leiter, und diesmal blieb er eine entsetzlich lange Zeit weg. Er kam mit leeren Händen zurück.
    »Ich verstaute alle Nahrungsmittel, die ich zu fassen bekam, im Ruderboot. « Er sah Roger an. »Ich muß dir den Schutz meines Rückens anvertrauen. Fiona wird zwischen uns gehen. «
    Roger war wie Miles zu groß, um aufrecht in der Ladebucht stehen zu können. Miles konnte in seinen schlechtsitzenden Kleidern, mit seinem einen Tag alten schwarzen Stoppelbart und seinem wilden, dräuenden Blick durchaus als Matrose durchgehen; aber Roger nicht. Rogers stattlichere Figur hatte die Säume des Hemds gesprengt, und seine aristokratische blonde Erscheinung paßte keineswegs zu dem schmutzigen Wesen eines Seemanns. Und Fiona in den Kleidern, die ihre Kurven betonten, war gar ein hoffnungsloser Fall. Ihre Züge waren so fein, daß sie selbst zu einem Jüngling nicht gepaßt hätten.
    Unter dem wachsamen Blick des gefesselten Seemanns, der versuchte, sich vor den Planken unsichtbar zu machen, kletterten sie die Leiter hinauf. Miles blieb ein paar Schritte voraus, ein kleines Messer in der Hand. Es war die einzige Waffe, die er von seinem Streifzug mitgebracht hatte.
    Kalte Nachtluft brachte Fiona zu Bewußtsein, wie scheußlich muffig es im Laderaum gewesen war, und ihr Kopf wurde wieder klar, als die kühle Brise sie umschmeichelte. Miles faßte ihren Arm, gab ihm einen kurzen, ungeduldigen Ruck, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Augenblick.
    Da waren drei Männer an Deck - einer am Ruder, und zwei andere, die an entgegengesetzten Seiten des Schiffes umher schlenderten.
    Miles duckte sich und verschmolz mit einem Gewirr mächtiger Hanftrosse, und sogleich folgten Roger und Fiona seinem Beispiel.

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