Fiona
Säumen geplatzten Kleidern und seiner arroganten Haltung viel Aufmerksamkeit auf sich, desgleichen Fiona, deren schmutzige, strähnige Haare einen merkwürdigen Kontrast zu dem teuren Mantel bildeten, mit dem sie ihren Körper verhüllte. Doch die meisten Blicke fing Miles auf - durchweg von Frauen.
Eine hübsche junge Frau, die von jungen Männern umgeben war, sah von ihren Waren auf und sah in Miles’ dunkle Augen.
Fiona trat vor, die Hände zu Klauen gespreizt, doch mit einem glucksenden Lachen hielt Miles sie am Arm fest.
»Würden dir die Kleider der Lady gefallen? «
»Ich würde am liebsten ihre Haut an meine Haustür nageln. «
Miles warf Fiona einen so heißen Blick zu, daß sie spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. »Benimm dich, und gehorche mir«, sagte er und ging auf die Frau zu, die ihm so begehrliche Blicke zuwarf.
»Und was kann ich für Euch tun? « fragte die Frau, schnurrend wie eine Katze.
»Könnte ich Euch dazu überreden, Eure Kleider abzulegen? « fragte Miles im Flüsterton, während er einen großen Kohlkopf mit den Fingern liebkoste. Er sprach ein perfektes, klassisches Französisch.
Fiona hätte ein Teil des Straßenbelages sein können, so groß war die Beachtung, die diese Frau ihr schenkte.
»Ja, die könntet Ihr haben«, flüsterte sie, während sich Ihre Hand über Miles’ Fingern schloß. »Und was würdet Ihr mir dafür anbieten? «
Miles zog seine Hand zurück. Seine Augen leuchteten, und um seine Lippen spielte dieses ungewisse Lächeln, das Fiona so gut an ihm kannte. »Wir werden dafür einen pelzgefütterten Mantel anbieten und dagegen drei Anzüge und Nahrungsmittel eintauschen. «
Die Frau sah Fiona von Kopf bis Fuß an. »Ihren Mantel? « fauchte sie.
Doch nun waren zwei der jungen Männer hinzugekommen, und ihrem Aussehen nach mußten sie die Brüder der Frau sein. Fiona, die wütend war über Miles’ Gehabe, sah durch ihre Wimpern hindurch die Männer an. »Wir hatten einen höchst unglücklichen Unfall«, sagte sie in einem Französisch, das nicht ganz so gut war wie das von Miles.
»Wir hofften, diesen unwürdigen Mantel gegen ein paar Kleider eintauschen zu können, obwohl das Kleid Eurer Schwester vielleicht ein bißchen klein ist. « Damit ließ sie beiläufig ihren Umhang bis zu den Hüften herunterfallen und enthüllte ein hautenges Hemd und Hosen, die noch strammer saßen. Miles zog ihr wütend den Mantel wieder über die Schulter, jedoch erst, nachdem die Männer geschluckt und den knappen Sitz von Hemd und Hose bewundert hatten.
»Wird es zu einem Handel kommen? « stieß Miles durch zusammengepreßte Zähne hervor, während er vermied, Fiona dabei anzusehen.
Die Brüder nickten rasch, während ihre Schwester offenbar nur noch eine Statistenrolle spielen durfte.
Ein paar Minuten später trat Fiona in einen Torweg und wechselte unter dem Schutz ihres Umhangs die Kleider. Das Kleid, das sie nun anzog, war ein schlichtes, selbstgewebtes Gewand, das ihre Reize verhüllte und in dem man sich bequem bewegen konnte.
Als Miles und Roger ebenfalls in einer einfachen, aber engsitzenden Strumpfhose steckten, die ihre muskulösen, Schenkel zur Geltung brachte, füllten sie zwei Säcke mit; Nahrungsmitteln und setzten sich zu Fuß in südlicher Richtung in Bewegung.
Sie waren ein gutes Stück außerhalb der Stadt, ehe Miles das Wort an Fiona richtete. »Hast du diesen Trick in der Zeit gelernt, als du im Haus deines Bruders wohntest? Du scheinst dich ja rasch von deiner Angst vor Männern erholt zu haben. «
»Und was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Dabeistehen und zusehen, wie diese Schlampe dich mit den Augen verschlang? Zweifellos würdest du sie gegen die Mauer gedrückt und es ihr gegeben haben, wenn das der Preis gewesen wäre, den sie verlangte. «
»Vielleicht«, war alles, was Miles darauf sagte, und er verfiel dann in ein vielsagendes Schweigen, das Fiona bis aufs Blut reizte.
»Woher kommt es, daß du mir alle möglichen Schlechtigkeiten vorwirfst? Ich habe nie etwas getan, um dein Mißtrauen zu verdienen. Ich blieb bei dir in Schottland und… «
»Ranntest mitten in der Nacht weg und hättest fast MacGregor umgebracht. Anschließend hast du mit deinem Bruder Schottland verlassen«, sagte Miles mit tonloser Stimme.
»Aber das mußte ich tun! « setzte Fiona heftig dagegen.
Roger war bisher schweigend links neben den beiden gegangen. »Ich hätte dich getötet, Montgomery, wenn sie nicht mit mir nach England
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