Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
jemand in einer Vertrauensposition, so etwas Schreckliches getan hat, kränkt mich und vermittelt mir das Gefühl, betrogen worden zu sein. Andrei kann von Glück sagen, dass das Ganze keine schlimmeren Folgen nach sich zog, was leicht möglich gewesen wäre. »Lassen Sie uns annehmen, Sie haben nicht selbst etwas in meinen Drink gegeben. Aber erwarten Sie wirklich, dass ich Ihnen abnehme, Sie wüssten nicht, dass der ›Cocktail nach Art des Hauses‹ eine ganz besondere Mischung ist? Sie und Kitty Gould sind doch offensichtlich alte Freunde, und Sie nehmen regelmäßig an ihren kleinen Festen teil. Sie müssen doch wissen, wie der Hase läuft.«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon zum Teufel Sie sprechen«, sagt er. Er wirkt jetzt wütend, sein Mund ist hart und sein Blick eisig. »In dem Hauscocktail sind keine Drogen. Er enthält nicht einmal Alkohol. Es ist ein alkoholfreier Sea-Breeze-Cocktail. Darum habe ich Ihnen den Drink ja überhaupt gegeben. Mir war klar, dass Sie an diesem Abend schon genug Alkohol getrunken hatten.«
Ich erstarre, und einen Moment lang kann ich ihn nur mit offenem Mund anstarren, dann stottere ich: »Was sagen Sie da?«
»Sie haben mich gehört. Sie können gern Kitty Gould anrufen und danach fragen, wenn Sie möchten. Sie wird Ihnen bestätigen, dass kein Alkohol in dem Cocktail war und ganz sicher keine Drogen.«
Meine Gedanken wirbeln in einem Strudel der Verwirrung. Ich erinnere mich an den süßen, harmlosen Geschmack des Cocktails. Vielleicht hat er recht, und es waren nur Obstsäfte. Habe ich alles ganz entsetzlich falsch interpretiert? O Gott, was habe ich getan? Was gesagt? Nun bekomme ich es mit der Angst zu tun. Ich habe ihn womöglich falsch eingeschätzt … oder nicht? Aber ich stand definitiv unter Drogen, das weiß ich. Ich habe mich noch nie zuvor so gefühlt. Und wenn der Hausdrink drogenfrei ist, dann muss Andrei mich angelogen haben. Er muss die Halluzinogene selbst hineingetan haben.
Er kommt ein paar Schritte näher, und ich rieche den Moschusduft seines Eau de Cologne, gemischt mit der Wärme eines Körpers nach dem Sex. Es übt eine seltsame Wirkung auf mich aus, aber ich versuche, das zu ignorieren. Sein Blick wandert über mein Gesicht. »Ich sehe, dass Sie mir nicht glauben. Mir ist schleierhaft, wie Sie auf die Idee kommen, Sie könnten unter Drogen gesetzt worden sein. Ich glaube, Sie verwechseln das mit der Wirkung von Champagner gemischt mit einem starken Wodka Martini nach ziemlich viel Wein zum Abendessen. Sie waren betrunken, Beth. Ich würde Ihnen nie etwas tun, und es verletzt mich, dass Sie glauben, ich könnte Ihr Vertrauen auf diese Weise missbrauchen.« Er schaut tief in meine Augen, dieser durchdringende, meerblaue Blick ist in seiner Intensität beinahe hypnotisierend. »Nun?«
Er ist so unglaublich überzeugend. Ein Teil von mir sagt mir, ich solle ihm nicht vertrauen, ein anderer Teil hat sich von seinen Worten überreden lassen. Kein Wunder, dass der Mann es im Leben so weit gebracht hat. Seine Kraft ist unglaublich wirksam.
»Sie glauben mir nicht, dass ich Ihnen niemals weh tun würde, das sehe ich«, murmelt er und kommt noch näher. Das Wissen, dass nur eine dünne Schicht Kaschmir zwischen mir und Andreis nacktem Körper liegt, macht mich ein wenig schwindelig. Sein Duft füllt meine Nase, und die Wärme seiner Haut scheint mich beinahe zu streicheln. »Vertrauen Sie Ihrem Instinkt«, sagt er leise, »Sie wissen, was immer Ihnen geschieht, ist Ihr eigener freier Wille und weiter nichts … Leugnen Sie es nicht. Wehren Sie sich nicht gegen das, was Sie in Ihrem Herzen wissen. Ich fühle es. Ich weiß, Sie auch …«
Er ist mir jetzt so nahe. Mein Herz rast, und ich spüre, wie sich meine Brust schneller hebt und senkt. Ich reagiere auf seine Nähe, ohne es zu wollen, fast automatisch. Er berauscht mich mit der Kraft seiner Maskulinität und seines starken Willens. Langsam beugt er den Kopf, bis sein Gesicht fast meines berührt, und ich weiß, dass er nur Sekundenbruchteile davon entfernt ist, mich zu küssen. Mein Atem geht jetzt rasend schnell. Ich will mich wehren, aber ich bin wie erstarrt. Zumindest glaube ich, dass ich mich wehren will … aber in mir ist nichts als seine Nähe und das Kribbeln meines Körpers in Reaktion auf ihn.
»Andrei, wo bleibt der Kaffee? Du bist schon ewig weg!«
Die volle russische Stimme unterbricht uns, und ich schüttele den Kopf, wie wenn ich aus einem Tagtraum aufgewacht wäre.
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