Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
Während ich noch versuche, mir zusammenzureimen, was da gerade geschehen ist, dreht sich Andrei zur Tür, wo Anna in ihrem roten Seidenmorgenmantel steht, die Augenbrauen herrisch erhoben, Misstrauen im Gesicht.
Andrei spricht mit ihr in seiner üblichen Stimme leiser Autorität. »Ich bringe ihn sofort, Anna. Geh zurück ins Schlafzimmer.«
Sie bleibt noch einen Moment stehen, schaut erst mich an, dann Andrei, zögert sichtlich, uns allein zu lassen, aber sie wagt es nicht, sich seinem Befehl zu widersetzen. Mit Schwung dreht sie sich auf dem Absatz um und geht.
Ich bin ihr dankbar. Die Unterbrechung hat mir die Chance gegeben, wieder zu Sinnen zu kommen. Ich bin über mich selbst entsetzt, weil ich beinahe eingeknickt wäre, aber auch über Andrei. Was ist mit diesem Mann nur los? Kennt seine Arroganz keine Grenzen? Obwohl ich ihn gerade beschuldigt habe, mir Drogen in den Drink gemischt zu haben, glaubt er immer noch, ich würde angelaufen kommen, wenn er mit den Fingern schnippt. Aber es hätte beinahe funktioniert. Wenn seine Lippen die meinen berührt hätten, dann weiß ich nicht, was ich getan hätte, und das beschämt mich. Wo ist nur meine Selbstkontrolle abgeblieben?
Wo bin ich hier gelandet? Ich will Dominic niemals betrügen! Niemals. Wie auch er mich niemals betrügen würde.
Die Wut auf mich selbst lässt mich stark erröten. Rasch wende ich mich ab.
»Es ist mir egal, was sie denkt«, sagt Andrei mit drängendem Unterton. »Und Ihnen sollte es auch egal sein.«
Ich drehe mich zu ihm und sage mit fester Stimme: »Sie verstehen es einfach nicht, oder? Ich habe nicht das geringste Interesse an Ihnen. Schlafen Sie mit Anna, heiraten Sie sie, ist mir egal! Lassen Sie mich einfach nur in Ruhe. Unsere Beziehung ist rein beruflich, haben Sie verstanden? Sobald meine Aufgabe hier erledigt ist, bin ich für immer weg. Ich persönlich kann diesen Moment kaum erwarten.« Ich drehe mich um und gieße den Kaffee so heftig in meine Tasse, dass er auf die Arbeitstheke schwappt. »Es tut mir leid, wenn ich Sie ungerechterweise beschuldigt habe, aber allein die Tatsache, dass ich es für möglich hielt, spricht Bände. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss mich wieder an die Arbeit machen.«
Ich dränge mich an ihm vorbei, ignoriere seinen wütenden Gesichtsausdruck und marschiere aus der Küche. Im Gehen spüre ich, wie sich sein Blick in meinen Rücken bohrt.
Als ich ins Arbeitszimmer zurückkehre, zittere ich im Adrenalinrausch. Ich bin euphorisch, weil ich gesagt habe, was mir unter den Nägeln brannte, aber ich habe auch Angst. Ich habe gerade auf eine Weise mit Andrei Dubrovski gesprochen, wie es sonst niemand tut. Zumindest niemand, dem die schönen Dinge des Lebens wichtig sind, Dinge wie ungebrochene Arme und Beine, ganz zu schweigen von der Arbeitsstelle.
Soll er mich doch feuern. Ist mir doch egal. So lasse ich mich nicht behandeln.
Eine Stimme flüstert mir zu: Aber wie behandelt er dich denn? Du warst doch diejenige, die sich beinahe von ihm küssen ließ.
Mir gefällt diese Stimme ganz und gar nicht. Überhaupt kein bisschen. Ich weigere mich, ihr zuzuhören. Andrei ist immer noch der Schurke, ein Lügner und Ausbeuter und ein Mann, der mit der einen Frau schläft, während er die andere Frau anbaggert – eine, die zufällig absolut nicht an ihm interessiert ist und die darüber hinaus für ihn arbeitet. Das ist alles ziemlich unerquicklich, wie ich finde.
Es ist eine Erleichterung, dem Albany mittags entfliehen zu können. Draußen ist die Luft frisch und der Tag hell. Die Sonne scheint weich und herbstlich, taucht alles in Helligkeit, aber der Wind ist kühl und belebend. Als ich den Piccadilly entlang laufe, fällt mir auf, dass die Bäume im Green Park sich allmählich bunt färben und es schon reichlich Laub gibt. Die Touristen auf den Aussichtsdecks der Busse tragen dicke Mäntel und Schals. Ich gehe die Park Lane entlang und dann um die Hyde Park Corner zum Belgrave Square. Hier stehen große, weiße Stadtresidenzen mit Säulen und Vorbauten und riesigen Eingangstüren. Viele sind beflaggt, um zu zeigen, dass sie Botschaften beherbergen, und die Autos, die davor parken, sehen wie Diplomatenlimousinen aus. Ich atme im Gehen tief ein und aus und versuche, Ruhe zu finden inmitten all dieser emotionalen Verwirrung. Gerade als meine Beziehung zu Dominic wieder den richtigen Kurs einzuschlagen scheint, entfaltet sich um mich herum dieses Drama. Ich bin sicher, sobald wir
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