Fire - Thriller
aus«, sagte sie. »Er hatte riesige, muskulöse Arme. Alles an ihm war mächtig.«
»Was ist mit seiner Stimme? Hat er mit jemandem gesprochen? Bevor er angefangen hat zu schießen?«
Karavi nickte. »Ich habe gehört, wie er etwas wie ›Ich habe eine Einladung‹ gesagt hat, bevor er …« Ihre Stimme erstarb.
»Was für ein Akzent?«, fragte ich weiter. »Amerikanisch? Ein anderer?« Ich drängte, weil ich wusste, dass die Erinnerung von Zeugen nachließ, je mehr Zeit verstrich.
»Er war nicht von hier«, antwortete sie. »Kein Amerikaner, dessen bin ich mir sicher.«
»Nigerianer? Hat er wie Daniel geklungen?«
»Vielleicht.« Sie spannte die Kiefermuskeln an, als sie gegen die Tränen ankämpfte. »Es ist schwierig, einen klaren Gedanken zu fassen. Es tut mir leid.«
»Sind hier noch andere Nigerianer?« Ich drehte mich zu den anderen. »Ich brauche jemanden mit nigerianischem Akzent.«
Einer der Jungs meldete sich zu Wort. »Tut mir leid, Officer, aber so jemanden gibt es hier nicht.« Er hatte eine Jimmy-Hendrix-Frisur, sein offenes Hemd entblößte einen dünnen Oberkörper und Halsketten. »Ich spreche zum Beispiel Yoruban. Es gibt auch Ibo und Haussa. Und Dutzende andere Sprachen. Ich bin nicht sicher, ob Sie sagen können, dass …«
»Das ist es!« Karavi legte ihre zitternde Hand auf meinen Arm. Auch einige andere der Anwesenden nickten. »So hat der Mörder geklungen. Genau wie er.«
24
Gegen zwei Uhr morgens war ich immer noch im Nachtclub und verhörte die Zeugen, deren Aussagen sich miteinander vermischten, als mein Handy in meiner Hosentasche klingelte. Ich dachte, es könnte die nigerianische Botschaft sein.
»Alex Cross, Metro«, meldete ich mich.
»Dad?«
Damons Stimme versetzte mir einen leichten Schock. Wem würde das um zwei Uhr morgens nicht so gehen? Was war los?
»Damon, was gibt’s denn?«, fragte ich meinen vierzehnjährigen Sohn, der die Schule in Massachusetts besuchte.
»Äh … eigentlich nichts«, antwortete Damon. Ich glaube, der Klang meiner Stimme hatte ihn überrascht. »Na ja, ich habe den ganzen Tag versucht, dich anzurufen. Ich habe gute Nachrichten.«
Ich war erleichtert, doch mein Puls raste noch immer. »Prima, ich brauche gute Nachrichten. Aber was machst du noch so spät auf?«
»Ich musste aufbleiben. Um dich zu erreichen. Ich habe zu Hause angerufen und mit Nana gesprochen. Ich wollte dich nicht auf dem Handy anrufen.«
Ich sog langsam die Luft ein und ging auf den Flur vor den Toiletten. Egal, wie spät es war, es tat immer gut, Damons Stimme zu hören. Ich vermisste unsere Gespräche, den Boxunterricht, den ich ihm gab, und die Basketballspiele, bei denen ich ihm zusah. »Schieß los, was gibt’s Neues?«
»Nana weiß es schon, aber dir wollte ich es selbst sagen. Ich habe die Uni geschafft. Mein erstes Jahr. Das ist doch ziemlich gut, oder? Ach ja, und ich habe ein paar Einser in meinem Halbjahreszeugnis.«
»Jetzt hör sich mal einer den an: ›Ich habe ein paar Einser.‹ Nette Eins-Zwei-Kombination, Damon. Ich vermute, du kommst da oben ziemlich gut zurecht.« Plötzlich musste ich lächeln.
Es war komisch, ein solches Gespräch unter Neonlicht in einem Flur zu führen, der nach Schnaps und Tod roch, doch es waren immer noch gute Nachrichten. Sowohl das Sport- als auch das akademische Programm der Cushing Academy hatten sich für Damon als wahrer Vorteil erwiesen. Ich wusste, wie schwer er geackert haben musste, um in beiden Disziplinen gut zu sein.
»Sir?« Ein Uniformierter beugte sich in den Flur. »Ein Notruf für Sie.«
»Hör mal, Damon, kann ich dich später anrufen? Zum Beispiel bei Tageslicht?«
Er lachte. »Klar, Dad. Das ist ein großer Fall, oder? Dein Fall in diesem Club. Ich habe dich im Fernsehen gesehen.«
»Ja, eine große Sache«, gab ich zu. »Aber es ist trotzdem toll, deine Stimme zu hören. Immer. Jetzt schlaf ein bisschen.«
»Ja, werde ich. Du aber auch.«
Ich beendete das Gespräch mit einem schlechten Gewissen. Wenn es das war, was Arbeit bedeutete – Telefonate mit meinem Sohn nachts um zwei –, sollte ich meine Arbeit besser einteilen. Die Zentrale stellte das Gespräch zu mir durch. Es meldete sich die Frau von der nigerianischen Botschaft, mit der ich zuvor telefoniert hatte.
»Detective, es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber der Botschafter und seine Frau wurden heute Nacht ermordet. Wir stehen hier alle unter Schock.« Genau so klang sie auch.
Ich selbst war nicht schockiert, mir war
Weitere Kostenlose Bücher