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Fire - Thriller

Fire - Thriller

Titel: Fire - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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so etwas nach einer Schießerei tat, doch Bree ging immer ihre eigenen Wege.
    »Mit dir alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Sie blickte nicht auf. »Er war vielleicht zwölf, Alex. Höchstens. Er hat für diesen erwachsenen Wichser Selbstmord begangen.«
    »Hat er noch gelebt, als du zu ihm kamst?«, fragte ich Bree. Sie nickte.
    »Hat er was gesagt?«
    »Ja.« Endlich blickte sie zu mir auf. »Er hat gesagt, ich soll mich selber ficken. Das waren seine letzten Worte auf dieser Welt.«

21
    Auf mehr als zwei Stunden Schlaf kam ich in dieser Nacht nicht. Ein Polizist und zwei Zivilpersonen waren tot. Dazu kam noch der Mörderjunge, der »jüngste Terrorist der Welt«, wie in der Überschrift der Washington Post am nächsten Morgen stand. Und die Krönung des Ganzen: Um acht Uhr hatte ich einen Termin mit einem psychopathischen Klienten im St. Anthony’s Hospital.
    Seit dem Tyler-Bell-Fall vor einem Jahr, als ich sprichwörtlich in meinem eigenen Büro belästigt worden war, hatte ich mein Leben ernsthaft überdenken müssen. Das Ergebnis: Ich hatte beschlossen, dass meine Kriminalfälle zu oft zu hochkarätig für mich waren, um das »Privat« in meiner Privatpraxis weiterhin rechtfertigen zu können. Also bestellte ich pro Woche nur noch zwei oder drei Patienten ein – gewöhnlich kostenlos – und war damit meistens ganz zufrieden.
    Doch auf diesen speziellen Patienten hatte ich keine Lust, nicht an diesem Tag.
    Ich empfand es als Ironie, dass ich an diesem Morgen ausgerechnet mit Bronson »Pop-Pop« James einen Termin hatte. Er war elf Jahre alt und wahrscheinlich der weitentwickeltste Psychopath seines Alters, der mir je unter die Augen gekommen war. Vier Monate zuvor hatte er Schlagzeilen gemacht, als er und ein Siebzehnjähriger zwei Obdachlose halb tot geprügelt hatten. Dabei hatten sie einen Schlackenbetonstein verwendet. Es war Pop-Pops Idee gewesen. Der Bezirksstaatsanwalt hatte noch nicht herausgefunden, wie er den Fall angehen sollte. Solange befand sich Bronson in Jugendgewahrsam. Er hatte ihm aber einen Sozialarbeiter aus der Jugendstrafanstalt zugeteilt, der dafür sorgte, dass er zu seinen Verabredungen mit mir kam.
    Zuerst dachte ich, es wäre das Beste, die Ereignisse der letzten Nacht aus meinem Kopf zu verbannen, doch sobald die Sitzung begonnen hatte, änderte ich meine Meinung.
    »Bronson, hast du gehört, was letzte Nacht an der Raststätte in Virginia passiert ist?«
    Er saß mir gegenüber auf einem billigen Vinylsofa und zappelte ununterbrochen herum. »Ja, hab ich gehört. Wurd ja dauernd im Radio von gequatscht. Was is damit?«
    »Der Junge, der starb … er war zwölf.«
    Bronson grinste und legte zwei Finger an seinen Kopf. »Hab gehört, er wurde umgepustet.«
    Seine Dreistigkeit war erstaunlich und verlieh ihm etwas Erwachsenes, obwohl seine Füße fünfzehn Zentimeter über dem Boden baumelten.
    »Meinst du, dir könnte so etwas auch passieren?«, fragte ich.
    Er schnaubte. »Jeden Tag. Das ist doch nichts Großes.«
    »Das ist also für dich in Ordnung so? Es ergibt einen Sinn? So sollte die Welt funktionieren?«
    »So funktioniert die Welt. Wumm !«
    »Tja«, ich blickte mich im Zimmer um, dann wieder zu ihm, »warum sitzt du dann überhaupt hier und unterhältst dich mit mir? Das ergibt für mich keinen Sinn.«
    »Weil diese verfickte Hure Lorraine mich herschickt.«
    Ich nickte. »Nur weil du hierherkommst, heißt das noch nicht, dass du etwas sagen musst. Aber das tust du. Du redest mit mir. Warum, meinst du, ist das so?«
    Er spielte gekonnt den Ungeduldigen. »Sie sind doch der Hexendoktor, also sagen Sie’s mir.«
    »Beneidest du Kinder wie dasjenige, das gestorben ist? Die für ihren Lebensunterhalt arbeiten? Mit einer Waffe rumlaufen?«
    Er kniff die Augen leicht zusammen und zog sein Stirnband ein Stück tiefer. »Was meinen Sie überhaupt?«
    »Du weißt schon, ob du eifersüchtig bist.« Er lächelte wieder, doch nur für sich selbst. Dann lümmelte er sich aufs Sofa und kippte gleichgültig den Orangensaft um, den ich ihm gegeben hatte und der sich über den Tisch zwischen uns ergoss. »Ey, gibt’s hier Skittles unten im Automaten? Los, holen Sie mir ein Skittles!«
    Das tat ich natürlich nicht. Nach der Sitzung begleitete ich Pop-Pop nach draußen zu seiner Sozialarbeiterin und sagte ihm, wir würden uns nächsten Freitag wiedersehen. Anschließend fuhr ich nach Hause und holte Nana ab.
    Gemeinsam gingen wir auf die Beerdigung der Familie Cox. Wir hielten einander

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