Fire - Thriller
sagen soll.«
Ich wollte etwas sagen, doch sie redete weiter.
»Und weißt du, warum ich dir deine Gründe nicht ab nehme, Alex? Weil ich manchmal, wenn ich in derselben Situation bin, lüge. Ich weiß nicht, wie oft ich meiner Familie erzählt habe, sie bräuchte sich keine Sorgen zu machen oder alles wäre absolut sicher, obwohl ich keine Ahnung hatte. Und du hast keine Ahnung, was dich in Afrika erwartet.«
»Du hast recht«, stimmte ich zu, und nicht nur, um ihren Redeschwall zu unterbinden. »Ich werde nicht versuchen, dir ein X für ein U vorzumachen, Bree. Aber ich werde dir sagen, dass ich da drüben nichts Dummes anstellen werde.«
Meine Begegnung mit Eric Dana und mein anschließendes Gespräch mit Tunney lagen etwa acht Stunden zurück. Tunney hatte alles in seiner Macht Mögliche getan, um mich mit einem in Nigeria stationierten CIA-Beamten in Kontakt zu bringen – nur um gleich darauf zu verlangen, ich solle ihn nie wieder anrufen.
Ich wollte meine Vielflieger-Meilen nutzen, so dass es in diesem Punkt keine Probleme gab. Außerdem hatte ich mir Urlaub angespart. Jetzt musste ich nur zwei der stärksten Frauen, die mir je über den Weg gelaufen waren, davon überzeugen, dass die Reise für mich sehr wohl einen Sinn ergab – Bree heute Abend, Nana Mama morgen.
Die Luft zwischen Bree und mir knisterte wie nie zuvor.
»Was genau hoffst du da drüben zu erreichen?«, fragte sie schließlich.
»Mit Hilfe von Tunneys Kontakt eine örtliche Kooperation aufzubauen. Dann den Mörder verhaften zu lassen, wenn ich kann. Ich kann diesen Kerl schnappen, Bree. Er ist arrogant und glaubt, man könnte ihn nicht schnappen. Das ist seine Schwäche.«
»Kyle Craig war zu einer mehrfach lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt und ist aus dem Gefängnis geflohen. Du hast also keine Garantie, Alex. Auch nicht, wenn du den Mörder schnappst.«
Ich gestattete mir ein einfältiges Grinsen. »Trotzdem arbeiten wir schließlich noch daran. Wir versuchen, diese Mörder zu schnappen.«
Ich nahm Bree bei der Hand und zog sie zu mir aufs Bett.
»Ich muss rüberfliegen, Bree. Er hat bereits mehr Menschen in Washington getötet als sonst jemand. Vielleicht kommt er zurück und fängt von vorne an.«
»Und er hat deine Freundin getötet.«
»Ja, und er hat meine Freundin Ellie Cox und ihre gesamte Familie getötet.«
Bree zuckte mit den Schultern. »Dann geh. Geh nach Afrika, Alex.« Unsere lange Umarmung erinnerte mich daran, warum ich Bree so sehr liebte. Und vielleicht auch daran, warum ich jetzt vor ihr davonlief.
27
Er traf sich mit dem weißen Teufel in einer holzvertäfelten Zigarrenbar gleich um die Ecke der Pennsylvania Avenue, sechs Straßenblocks vom Weißen Haus entfernt. Sie bestellten Getränke und Vorspeisen, der Weiße entschied sich für eine Partagás-Zigarre.
»Zigarren gehören nicht zu deinem Laster?«, fragte der Weiße.
»Ich habe keine Laster«, antwortete der Tiger. »Ich bin reinen Herzens.«
Das brachte den Weißen zum Lachen.
»Das Geld wurde überwiesen, dreihundertfünfzigtausend. Gehst du jetzt zurück?«
»Ja, heute Abend noch. Ich freue mich, bald wieder zu Hause in Nigeria zu sein.«
Der Weiße nickte. »Selbst in diesen unruhigen Zeiten?«
»Besonders jetzt. Es wartet viel Arbeit auf mich. Jedenfalls will ich dorthin. Unter meinesgleichen sein.«
Der Weiße knipste die Zigarrenspitze ab, und Tiger nippte an seinem Cognac. Er war sich nicht sicher, doch er meinte zu wissen, wer sein Auftraggeber war. Es wäre nicht das erste Mal. Die Hintermänner dieser Gruppe in Afrika waren nicht immer zuverlässig – doch er war es. Immer.
»Es gibt da noch etwas.«
»Bei Leuten wie euch gibt es immer noch etwas«, bemerkte der Tiger.
»Du wirst von einem amerikanischen Polizisten verfolgt.«
»Er wird mir nicht nach Afrika folgen.«
»Doch, das wird er. Du wirst ihn vielleicht töten müssen, doch wir würden es vorziehen, wenn du es nicht tust. Sein Name ist Alex Cross.«
»Ich verstehe. Alex Cross. Ist nicht gerade schlau, bis nach Afrika zu reisen, nur um zu sterben.«
»Stimmt«, sagte der Weiße. »Das solltest auch du nicht vergessen.«
Zweiter Teil
Das Zeichen des Kreuzes
28
Der Tiger war in jeglicher Hinsicht ein rätselhafter Mensch, ein Geheimnis, das bisher niemand hatte lösen können. Eigentlich gab es keine Tiger in Afrika, weshalb er seinen Spitznamen bekommen hatte. Er war anders als alle anderen, der Einzige seiner Art, allen anderen Tieren und insbesondere den
Weitere Kostenlose Bücher