Fire - Thriller
gerochen.«
Er schüttelte den Kopf, ging aber los, um mir noch ein Handtuch zu besorgen.
»Danke«, rief ich ihm hinterher.
Im gleichen Augenblick huschte ich in die andere Kabine, hielt aber die Ringe vom Duschvorhang fest, damit sie kein Geräusch machten.
Mein Duschnachbar hatte seine Kleider an einen Haken gehängt.
Ich kramte in seinen Hosentaschen, bis ich fand, was ich mir erhofft hatte – ein Mobiltelefon.
Sekunden später stand ich wieder in meiner eigenen Kabine, kurz bevor der Soldat ein weißes Frotteehandtuch über die Stange warf. »Sie sollten sich lieber beeilen«, riet er mir von der anderen Seite des Vorhangs.
Ich drehte die Dusche bis zum Anschlag auf.
Dann wählte ich Ian Flahertys Nummer.
Er meldete sich höchstpersönlich.
121
»Hier ist Alex Cross.«
»Cross? Wo sind Sie?«
»Im Konsulat. Ich bin in Afrika. Man schickt mich außer Landes. Es geht gleich los. Sie müssen mit jemandem sprechen und die Sache aufhalten. Ich bin an diesem Schwein ganz nah dran, diesem Tiger.«
Er machte nicht einmal eine Pause, bevor er sprach. »Kann ich nicht. Ich kann Sie nicht mehr decken.«
»Sie brauchen mich nicht zu decken. Adanne Tansi ist tot – er hat sie umgebracht. Sie müssen für mich ein oder zwei Telefonate erledigen. Ich kann diesen Fall zum Abschluss bringen.«
»Sie verstehen es nicht«, sagte Flaherty. »Sie sind hier fertig. Das Spiel ist aus. Fliegen Sie nach Hause und bleiben Sie dort. Vergessen Sie Abi Sowande. Oder wie auch immer er gerade heißt.«
Das Wasser in der anderen Kabine wurde ausgestellt, und der Mann begann zu pfeifen. Ich schlug mit der Hand gegen meine Stirn. Flaherty hatte mich die ganze Zeit über nicht gedeckt. Ich hatte von Anfang an falsch gelegen.
»Ich habe Ihnen den Rücken frei gehalten, nicht Sie mir«, erwiderte ich.
Das Pfeifen in der Nachbarkabine wurde für eine Sekunde unterbrochen.
»Deswegen wollten Sie, dass man mich für einen CIA-Mann hält. Sie haben im Verborgenen agiert, während ich als nützliche Ablenkung gedient habe.«
»Hören Sie.« Ich merkte Flahertys Stimme an, dass er das Thema abgehakt hatte. »Ich muss los. Wir haben Ihren Arsch mehrmals gerettet. Seien Sie dankbar. Hier herrscht gerade Krieg. Verschwinden Sie von hier, rufen Sie mich aus den Staaten wieder an.«
»Flaherty!«
Er legte im selben Moment auf, als der Duschvorhang aufgerissen wurde.
Der Soldat, der das Handtuch geholt hatte, blickte mich völlig sauer an. Er drückte mich gegen die Wand und hielt mein Handgelenk umklammert. Ich wehrte mich nicht. Unter anderem, weil meine Schulter höllisch wehtat. Als er nach dem Mobiltelefon griff, öffnete ich die Hand und ließ es mir abnehmen.
Ja, in Ordnung, das Spiel ist aus.
Ich würde nach Hause fliegen.
Ob ich wollte oder nicht.
Ehrlich gesagt, blickte ich meiner Heimreise mit gemischten Gefühlen entgegen.
122
I ch verließ das Konsulat mehr oder weniger auf die gleiche Weise wie ich Kirikiri verlas sen hatte, nämlich als Gefangener. Diesmal als Gefangener der amerikanischen Regierung. Ob ich erneut entwischen konnte? Und wollte ich das überhaupt?
Einer der Soldaten fuhr, während der andere neben mir auf der Rückbank saß. Schlimmer waren die Handschellen, mit denen ich an ihn gefesselt war. Vermutlich war man zu der Schlussfolgerung gelangt, ich würde es auf die harte Tour versuchen.
Das Haupttor zum Konsulat war geschlossen, als wir darauf zufuhren. Niemand wartete mehr, um hereingelassen zu werden.
Die Menge der Demonstranten allerdings war größer geworden. Sie standen vor dem Zaun, klammerten sich daran wie an ein Gefängnisgitter, verfluchten vor allem die Amerikaner sowie das Leben, welches das Schicksal ihnen beschert hatte.
Sobald wir das Haupttor durchfahren hatten, schloss sich die Menge um uns.
Menschen pressten sich gegen die Autoscheiben, Handflächen klatschten gegen die Fenster, Fäuste schlugen aufs Dach. Aus ihren Augen sprachen Wut, Angst und der lebenslange Frust wegen der Ungerechtigkeit und des Elends.
»Was wollen diese Leute?«, fragte der junge Soldat neben mir. Auf seinem Namensschild stand Owens. »Diese Geiseln im Delta sind Amerikaner und Briten. Sie werden wahrscheinlich sterben.«
»Was sie wollen?«, wiederholte der Soldat am Steuer. »Sie wollen, dass wir gehen.«
Und niemand will mich hier haben, dachte ich. Nicht einmal die Amerikaner. Und niemand will die Wahrheit hören.
123
Auf den Straßen zum Flughafen herrschte noch dichterer Verkehr als beim
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