Fire - Thriller
dieses fürchterliche Ungeheuer.
Und was hatte der Mord an Adanne und ihrer Familie gebracht? Was war das Ergebnis der gescheiterten Jagd auf den Mörder namens Tiger? Und all die anderen Morde hier, die nie gerächt oder derer nie in angemessener Weise gedacht werden würde? Was würde aus den Geheimnissen werden, die Adanne mir anvertraut hatte?
Zitternd erwachte ich, als das Flugzeug zur Landung in London Gatwick ansetzte. Ich hatte etwas geschlafen, fühlte mich aber benommen, mein Magen spielte verrückt, und ich hatte stechende Kopfschmerzen.
Vielleicht war ich paranoid, doch die Flugbegleiterinnen der Virgin Nigeria waren mir die meiste Zeit aus dem Weg gegangen.
Da ich Wasser und eine Kopfschmerztablette brauchte, winkte ich der Flugbegleiterin, die leere Tassen und Becher einsammelte. »Entschuldigung«, rief ich.
Ich war sicher, die Frau hatte mich bemerkt, doch sie ignorierte mich einfach.
Schließlich tat ich etwas, das ich, soweit ich mich erinnere, noch nie während eines Flugs getan hatte. Ich drückte die Taste, um nach einem Flugbegleiter zu rufen. Mehrmals. Damit handelte ich mir einen finsteren Blick der mir am nächsten stehenden Flugbegleiterin ein, doch sie kam trotzdem nicht an meinen Platz.
Ich erhob mich und ging zu ihr. »Ich weiß nicht, was ich getan habe, um Sie zu beleidigen …«, begann ich.
»Das werde ich Ihnen sagen«, fiel sie mir ins Wort. »Sie sind der allerscheußlichste Amerikaner. Die meisten Amerikaner sind so, aber Sie sind noch schlimmer. Sie haben Leid über diejenigen gebracht, die mit Ihnen in Kontakt waren. Und jetzt wollen Sie meine Hilfe? Nein. Nicht einmal ein Kaltgetränk. Das Licht für den Sicherheitsgurt ist eingeschaltet. Kehren Sie an Ihren Platz zurück.«
Ich packte ihren Arm und drehte mich zur Kabine, wo ich jemanden zu sehen hoffte, der uns beobachtete, jemand, der mit den Flugbegleiterinnen über mich gesprochen hatte. Niemand schien Notiz von uns zu nehmen, und keiner der Fluggäste kam mir bekannt vor.
»Wer hat Ihnen von mir erzählt?«, wollte ich wissen. »Jemand hier im Flugzeug? Wer? Zeigen Sie ihn mir.«
Sie schüttelte sich frei. »Finden Sie es heraus. Sie sind der Detective.« Ohne zurückzublicken, marschierte sie fort. Ihr wütendes Gesicht verfolgte mich bis nach Hause.
125
Die nächsten zwölf Stunden der Reise bis Washington vergingen sehr langsam. Ich konnte Nana nicht erreichen, um ihr meine Rückkehr anzukündigen. Also schnappte ich mir am Reagan International ein Taxi, um mich in die Fifth Street bringen zu lassen.
Um kurz nach neun Uhr abends herrschte dichter Verkehr, doch ich war froh, wieder in Washington zu sein. Dieses Gefühl überkommt mich manchmal nach einer langen, harten Reise, und diesmal war es natürlich noch viel stärker. Ich konnte kaum abwarten, in meinem eigenen Haus zu sein und in meinem eigenen Bett zu liegen.
Sobald ich im Taxi saß, rutschte ich in eine Art Jetlag- Träumerei.
Eine Ahnung von dem Gemetzel und dem Leiden in Nigeria, Sudan und Sierra Leone bekam man erst, wenn man diese Länder besuchte. Antworten hatte man deswegen noch lange nicht. Ich glaubte nicht, dass die Gewalt, die ich gesehen hatte, von gewöhnlichen Menschen ausging, die böse geworden waren. Es war die Gewalt der Menschen von ganz oben, zumindest einiger.
Dann gab es noch die frei herumlaufenden Psychopathen wie den Tiger oder andere bezahlte Mörder, die wilden Jungs. Die Tatsache, dass ihre schrecklichen Lebensumstände sie zu Mördern gemacht hatten, zählte nicht.
Die Ironie war, dass mir die letzten Jahre, in denen ich Mördern in den Vereinigten Staaten hinterhergejagt war, wie ein Kinderspiel vorkamen im Vergleich zu dem, was ich in den vergangenen Wochen erlebt hatte.
Ich wurde aus meiner Träumerei gerissen, als das Taxi am Straßenrand hielt. Was war jetzt wieder los? Ich war zu Hause, und trotzdem verfolgte mich das Unglück? Ein platter Reifen, oder was?
Der Fahrer spähte nach hinten. »Probleme mit dem Motor«, erklärte er nervös. »Es tut mir leid. Sehr leid.« Dann zog er eine Waffe und rief: »Verräter! Stirb!«
126
Jemand drückte hartnäckig auf den Klingelknopf vom Haus der Familie Cross. Er wollte einfach nicht aufhören zu klingeln.
Nana brachte Ali so zu Bett, wie er es am liebsten hatte – sie lag neben ihm, bis der Kleine in Schlaf versank, während sie ihm flüsternd eine seiner Lieblingsgeschichten vorlas.
An diesem Abend war Ralph S. Mouse an der Reihe. Ali hörte gar nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher