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Fire - Thriller

Fire - Thriller

Titel: Fire - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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letzten Mal, als ich hier gewesen war. Wir parkten am selben Luftwaffenstützpunkt, an dem auch Adanne und ich das Auto abgestellt hatten, als wir in den Sudan geflogen waren. Von dort aus ging es mit dem Bus weiter.
    Der Bus war gestopft voll mit amerikanischen Familien, die wahrscheinlich nach Hause oder zumindest außer Landes geflogen wurden. Das einzige Thema war das Geiseldrama im Delta. Niemand war bisher befreit worden, es wurde allgemein befürchtet, dass die Geiseln getötet würden.
    Überraschend war, wie wenig Aufmerksamkeit zwei aneinandergefesselten Männern geschenkt wurde. Diese Menschen hatten offensichtlich anderes im Sinn als mich und meine Wache.
    Auch im Flughafenterminal herrschte ein Chaos wie nach einem Bombeneinschlag. Wir zwängten uns zu einem Sicherheitsbüro durch, in dem ich fürs Flugzeug abgefertigt wurde. Offenbar sollten die Handschellen erst abgenommen werden, wenn ich fest angeschnallt im Flugzeug Richtung Heimat saß.
    Auch der Wartebereich platzte schier aus allen Nähten, doch die Blicke der Fluggäste waren auf den Fernseher mit einem afrikanischen Sender gerichtet.
    Die Reporterin sprach mit dem Akzent der Yoruban, genau wie Adanne. Und genau das gab mir den Rest. Tränen liefen an meinem Gesicht hinab, ich begann zu zittern, als hätte ich Fieber.
    »Alles in Ordnung, Mann?«, fragte mein Soldat neben mir. Er schien eigentlich ganz vernünftig zu sein. Er erledigte nur seine Arbeit, und das ganz gut.
    »Ja, ja«, antwortete ich. »Mir geht’s gut.«
    Doch ich war nicht der Einzige, der hier weinte. Aus gutem Grund. Nigerianische Truppen hatten in einer »Rettungsaktion« den Bonny-Island-Komplex gestürmt.
    Nun waren alle vierunddreißig Geiseln tot. In der gesamten Deltaregion waren offene Kämpfe ausgebrochen. Aus mindestens zwei Staaten im Süden wurden Aufstände gemeldet.
    Die Bilder der abgeschlachteten Geiseln waren schockierend für amerikanische Standards. Die Geiseln, Kinder und Erwachsene gleichermaßen, lagen in sich zusammengesackt oder übereinandergeworfen auf dem Flurboden. Ihre Kleider waren blutbefleckt, über ihren Köpfen trugen sie noch immer die Hauben.
    Eine Frau neben mir stieß einen spitzen Schrei aus. Ihre Familie befand sich noch unten im Nigerdelta. Alle anderen starrten gebannt auf den Bildschirm.
    »Regierungsbehörden in den Bundesstaaten Rivers, Delta und Bayelsa haben Warnungen herausgegeben«, fuhr die Reporterin fort. »Einwohner sind aufgefordert, mindestens während der nächsten vierundzwanzig Stunden nur in den aller dringendsten Fällen das Haus zu verlassen. Es wurde eine Sperrstunde verhängt. Zuwiderhandelnde werden verhaftet oder auch erschossen.«
    »Sie können in Ihr Flugzeug steigen«, sagte der Soldat, an den ich gefesselt war. »Gehen wir, Detective Cross. Verdammt, wie gerne würde ich mit Ihnen kommen. Ich bin auch aus Washington und habe richtig Heimweh.«
    Er gab mir eine Telefonnummer. Ich versprach, seine Mutter von Washington aus anzurufen.
    Ein paar Minuten später wurden wir zum Flugzeug hinausgeführt. Ich hörte, wie jemand von der Seite, vom Terminalgebäude aus, meinen Namen rief.
    Was ich sah, ließ mein Blut gefrieren und stellte meine Welt auf den Kopf.
    Vater Bombata blickte mich an und winkte mir mit seiner kleinen Hand zu.
    Neben dem Priester – sofern er wirklich Priester war – stand der Tiger. Abi Sowande. Das Monster fuhr mit seinem Daumen über seine Kehle.
    Was sollte das nun wieder bedeuten? Dass die Sache noch nicht zu Ende war?
    Ja, verdammt, das wusste ich.
    Für mich war sie noch längst nicht zu Ende. Bisher hatte ich einen Fall noch nie aufgegeben.
    Doch das wusste der Tiger wahrscheinlich bereits.

Vierter Teil
    Wieder zu Hause

124
    Ich wusste, ich hatte versagt.
    Die vielen Morde und das schier unendliche Blutvergießen, das ich bisher gesehen und untersucht hatte, reichten ohnehin schon für mehrere Leben. Doch auf das irrsinnige Chaos und den wahnwitzigen Schrecken der vergangenen Wochen war ich nicht vorbereitet gewesen: Folter, Völkermord, Leiden von Frauen und Kindern, und schließlich der sinnlose Mord an Adanne Tansi und ihrer Familie.
    Nichts ersehnte ich mehr als ein paar Stunden Schlaf auf dem Flug nach London, von wo aus ich nach Washington weiterfliegen würde.
    Doch die schrecklichen Albträume, die von den Vorkommnissen in Afrika handelten, konnte ich nicht abstellen. Immer wieder sah ich den Mord an Adanne Tansi und die anschließende Vergewaltigung durch den Tiger,

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