Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firebird

Firebird

Titel: Firebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
hatte. Dann ging er durch das dichte Gras auf die Kirche zu. Als er sie erreicht hatte, blieb er stehen, sah sich um und stieg die drei hölzernen Stufen bis zu der Veranda vor dem Kirchengebäude empor.
    Die Kirche war aus weißen Plastenetafeln erbaut und verfügte über ein paar große Buntglasfenster und zwei ausladende, mit Schnitzereien verzierte Türen. Es gab keinen Kirchturm, aber ein weißes Kreuz ragte auf dem Dach direkt über dem Vordereingang auf. Ungefähr ein Dutzend Grabsteine belegten ein kleines Stück Land auf einer Seite der Kirche. Die Grabsteine waren stark verwittert.
    Vor dem Gebäude stand ein Schild mit mehreren Zeilen fremdartiger Symbole. Die Oberseite neigte sich der Fähre entgegen, und es sah aus, als könnte es jeden Moment umfallen. Ich fragte Gabe, die KI der Landefähre, ob er es lesen könnte.
    »Das ist Kabotai« , sagte er über den Link. »Das war eine der terrestrischen Sprachen vor siebentausend Jahren. Wünschen Sie, dass ich die Inschrift für Sie übersetze?«
    »Ja, Gabe, wenn du so freundlich wärest.«
    »Einen Augenblick, bitte.«
    Alex blieb vor der Tür stehen und drehte sich um, um sich in Richtung des kleinen Orts umzuschauen. Er bestand aus ungefähr sechzig Gebäuden, von denen die meisten aussahen wie Privathäuser. Ein dreistöckiges Bauwerk überragte die anderen, eine Art Gemeindehaus möglicherweise. Vor der Kirche breitete sich ein Park aus. Auch hier war das Gras ungepflegt, aber die Bänke waren in einem guten Zustand, ebenso wie eine Überdachung, die den Besuchern des Parks als Sonnenschutz gedient haben dürfte. Jenseits der Überdachung befand sich ein kleines, weißes Gebäude, vermutlich öffentliche Toiletten.
    »Chase« , sagte Gabe, »dort steht, um welche Zeit der Gottesdienst am Sonntag stattfindet. Und dazu: ›Tritt ein. Drin erwartet dich ein ganz besonderer Freund.‹ Freund ist in Großbuchstaben gehalten, was darauf hindeutet, dass es sich auf eine Gottheit bezieht.«
    Das jagte mir einen Schauer über den Leib.
    Die Sonne stand direkt über uns. Abgesehen von dem Gras und der Tatsache, dass das einzige Geräusch, das ich hören konnte, vom Wind stammte, wirkte der Ort bewohnt. Es war, als wären wir lediglich zu einer Zeit angekommen, zu der alle irgendwohin verreist waren. Ich wartete ständig darauf, dass eine Tür geöffnet würde, ein Hund anfinge zu bellen. Sogar Alex, der auch in angespannten Lagen meist recht gleichmütig ist, wirkte verunsichert. »Kirche der heiligen Monika«, sagte ich über den Link.
    »Wie bitte?«
    »Kirche der heiligen Monika. Das Ding braucht einen Namen.« Ich kletterte aus der Landefähre.
    Alex musterte mich gestreng. »Chase.«
    »Ich kann nicht einfach dasitzen, Alex. Lass uns doch versuchen, vernünftig zu sein.«
    »Also gut, tu, was du willst. Aber bring dich dabei nicht um.« Er griff nach dem Türknauf. Drehte ihn. Sah sich zu mir um. »War das die Kirche, die du früher besucht hast?«
    »Nein. Aber Monika hört sich sympathisch an. Warm.«
    »Wärme könnte dieser Ort brauchen.«
    »Könnten wir das nicht alle?«
    Er zog an der Tür. Etwas klickte, dann öffnete sie sich. Alex schlüpfte hinein.
    Ich folgte ihm auf dem Fuße. Im Eingangsbereich flammte ein Licht auf.
    Der Innenraum hatte eine hohe Decke. Sonnenlicht drang träge durch eine Reihe von Rundbogenfenstern. Sie waren schmal, reichten aber von Kniehöhe bis weit über unsere Köpfe. Bunte Bilder von Propheten, Engeln und Heiligen zierten das Glas.
    Gleich hinter der Tür befanden sich mehrere Weihwasserbecken, und ich erkannte mit einigem Schrecken, dass sie Wasser enthielten. Bänke standen zu beiden Seiten eines Mittelgangs, und ein Altar beherrschte den vorderen Bereich, in dem auf einer Seite eine Kanzel angebracht war. Gleich über uns war die Chorempore. Statuen von Jesus und Maria, vom heiligen Joseph, einem Engel und drei oder vier Gestalten mit Heiligenschein verteilten sich über den Innenraum. Eine davon, die Figur einer jungen Frau, hatte die Hände zum Gebet gefaltet. »Die heilige Monika«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich Maria Magdalena«, gab Alex zurück. »So etwas wie das hier habe ich noch nie gesehen. Wie kann dieser Ort bereits Tausende von Jahren alt sein?«
    »Regelmäßige Wartung hilft immer.«
    Der Altar sah aus, als bestünde er aus weißem Marmor, obwohl er tatsächlich aus Plastene bestand. Ein Tuch war über ihn gebreitet worden, auf dem zwei Kerzen und ein großer Kelch, der aus Gold sein mochte, ruhten.

Weitere Kostenlose Bücher