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Firebird

Firebird

Titel: Firebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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der Kirche und dem Wald befand sich offenes Gelände. Ein mächtiges Granitkreuz erhob sich über dem überwucherten Boden. Es sah aus, so kam es mir zumindest in den Sinn, wie ein Grabmal, aber sollte es einen Sockel mit einer Inschrift gegeben haben, so war der längst im Boden versunken.
    Wir setzten in dem dichten Gras auf. Ich öffnete die Luke, und wir blieben eine Minute sitzen, lauschten dem Wind und dem Summen von Insekten und warteten, um herauszufinden, ob wir in irgendeiner Weise Aufmerksamkeit erregt hatten. Doch nichts regte sich.
    Alex räusperte sich. »Bereit?«, fragte er.
    Wir kletterten raus. Es regnete ein wenig, nur ein paar Tropfen. Ich sprang zu Boden. Ein Wagen fuhr auf einer der Nebenstraßen vorbei. Er hatte ausgestellte Heckflossen und keine Ähnlichkeit mit irgendetwas, das ich von zu Hause kannte. Natürlich fuhr er automatisch. Ohne Fahrgäste.
    Ehe ich mehr als ein paar Schritte getan hatte, donnerten vor der Kirche zwei Lastwagen entlang. Wir huschten auf die Seite des Gebäudes, um mehr erkennen zu können. Sie fuhren in verschiedene Richtungen. Einer besaß eine offene Ladefläche, auf der sich Bretter stapelten. Der andere war geschlossen und trug eine Beschriftung auf der Seite. Ich bat Gabe um eine Übersetzung.
    »Toco Spirituosen« , sagte er.
    Ich sah mich zu Alex um. »Seit wann trinken KIs?«
    »Vielleicht ist das hier so.«
    »Ich begreife das alles nicht«, stellte ich fest.
    »Ich glaube, die übergeordnete KI, die alles andere steuert, macht einfach genauso weiter wie eh und je, Chase. Möglicherweise sehen wir hier die Antwort auf die uralte, kontroverse Frage vor uns, ob KIs wirklich intelligent sind.«
    Ich hörte ein Geräusch, das sich anhörte wie Luft, die durch einen Lüftungsschacht pfeift. Gabes Äquivalent zu einem Räuspern. »Alex« , sagte er. »Bitte ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse. Sie mögen keinen Grund darin sehen, sich ihrer Programmierung zu verweigern. Sie hat sie in schwierigen Zeiten in Schwung gehalten. Ganz wie bei Menschen, wenn ich eine eigene Überlegung einflechten darf.«
    Wir gingen um das Gebäude und blieben vor dem Eingang stehen, um den Engel zu bewundern. Er war verwittert. Ich nahm an, dass er als Massenware in irgendeiner Fabrik hergestellt worden war. Aber irgendwie war das ganz egal. An diesem unermesslichen, verlassenen Ort verbreitete er eine verzweifelt benötigte Erhabenheit.
    Wie das Schild bei der Kirche der heiligen Monika war auch er von der Zeit und der Bodenerosion aus dem Lot gebracht worden. Dieser vorgeneigte Engel, der, so sah es aus, versuchte, sich in die Lüfte zu erheben, fort von all dieser Trostlosigkeit, hatte etwas Herzerweichendes an sich. »Der hier«, sagte ich, »wäre es wert, ihn mitzunehmen.«
    »Das wäre er«, entgegnete Alex lächelnd.
    Am Sockel war eine Reihe von Symbolen erkennbar, drei Worte, arg ausgewaschen, aber immer noch erkennbar.
    »Gabe«, sagte ich. »Übersetzung, bitte?«
    Er brauchte einen Moment. Dann: »Unterwegs zum Himmel.« Und, gleich darauf: »Nein, ich glaube ›Himmelwärts‹ trifft den Geist der Aussage besser.«
    Ich blickte hinauf zu dem großen Steinkreuz auf dem Dach, das direkt über dem Haupteingang angebracht war. Irgendwie deutete die gesamte Architektur an, dass einfach alles diesem Kreuz entsprang.
    »Chase?«
    »Was gibt es, Alex?«
    »Der Wagen. Schau.« Ein Auto wurde langsamer. Es war eine blaue Limousine mit herabgekurbelten Fenstern. Sie fuhr dort, wo wir standen, an den Straßenrand und hielt an.
    Der Motor lief weiter. Eine Böe schüttelte die Bäume durch.
    Wir befanden uns direkt im Sichtbereich des Wagens, also hatte es keinen Sinn, uns ein Versteck zu suchen. Wir gingen auf das Fahrzeug zu, blieben aber ein paar Schritte entfernt stehen. »Hallo« , sagte es. Und ich erstarrte: Das Ding sprach Standard. »Darf ich Ihnen zu Diensten sein?« Es verfügte über nach hinten gezogene Scheinwerfer, die die Seiten überragten, und sah recht bequem aus.
    »Nein, danke.« Alex wich ein, zwei Schritte zurück. »Aber es ist sehr nett von Ihnen, uns Ihre Dienste anzubieten.«
    »Ist mir ein Vergnügen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ein Freund. Es wäre mir eine Freude, Ihnen behilflich zu sein, wenn Sie gestatten.«
    Alex sah sich über die Schulter um. Ein kleiner Lastwagen fuhr von der Straße auf das Gras. Während wir ihn beobachteten, bewegte er sich langsam auf die Landefähre zu. Ich sah Alex an, aber der schüttelte den Kopf. Wir hatten nicht die

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